Stuttgart (dpa/lk) – Die vierte Welle der Corona-Infektionen ist voll da. Die Corona-Fallzahlen im Südwesten steigen und haben zuletzt mehrfach neue Höchstwerte in dieser Pandemie erreicht. Der Ausweg scheint klar: Impfen. Doch auch wenn die Nachfrage nach einem Corona-Impfschutz wieder steigt, zeigt sich Gesundheitsminister Manne Lucha besorgt und mahnt, von einer Herdenimmunität sei man noch meilenweit entfernt. Woran es bei der Impfkampagne derzeit hakt, erfahren Sie bei uns.
Jeder, der möchte. Weiter sind alle Menschen ab 12 Jahren zu einer Corona-Impfung aufgerufen. Denn für sie gibt es einen zugelassenen Impfstoff. Für bereits geimpfte Ältere ab 70 Jahren und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sowie Beschäftigte etwa in der Pflege empfiehlt die Ständige Impfkommission zudem eine Auffrischimpfung. Grundsätzlich kann sich jeder sechs Monate nach seiner Zweitimpfung eine dritte Impfung holen.
Beim Arzt oder bei einer der zahlreichen Impfaktionen im Land. Haus- und Fachärzte in ganz Baden-Württemberg bieten die Corona-Impfung nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung an. Seit der Schließung der Impfzentren Ende September sind in Baden-Württemberg zudem mobile Impfteams unterwegs. Dabei arbeiten sie auch mit Kommunen zusammen, die mit Verbänden wie etwa dem Deutschen Roten Kreuz zusätzlich eigene Impfaktionen organisieren.
Sie steigt. Zuletzt gab es sowohl in den Arztpraxen als auch bei den mobilen Impfteams wieder eine größere Nachfrage. Zum einen waren vor rund einem halben Jahr nach Angaben des Gesundheitsministeriums etwa eine Million Menschen im Südwesten bereits vollständig geimpft. Diese sind nun zur Auffrischimpfung aufgerufen. Zum anderen steigt auch die Nachfrage nach Erstimpfungen. Dazu dürften die strengeren Maßnahmen der Warnstufe und der womöglich bald bevorstehenden Alarmstufe beitragen, die vor allem für Ungeimpfte schwere Einschränkungen bedeuten würden.
Die Nachfrage ist mancherorts größer als das Angebot. So häuften sich zuletzt Berichte von Menschen, die bei Impfaktionen zunächst leer ausgingen. Auch bei den Ärzten spitze sich die Lage in einzelnen Regionen zu, teilte ein Sprecher des Hausärzteverbands auf Anfrage mit. Was den Ärzten zusätzlich zu schaffen macht, ist der weiter hohe Aufwand für die Impfungen und die Dokumentation. Da es für Corona-Impfstoffe noch keine Fertigspritzen gibt, muss jede Impfdosis einzeln aufgezogen werden. Die Impfstoff-Lieferungen für die Praxen waren zudem bislang nur alle zwei Wochen möglich, was die Planung erschwerte.
Die Landesregierung hat bereits reagiert und die Zahl der Impfteams ein drittes Mal seit Schließung der Impfzentren auf bis zu 155 aufgestockt. Mit sogenannten „Impfstützpunkten“ im ganzen Land setzt die Regierung auf Impfangebote etwa in Einkaufszentren und möchte die Menschen niedrigschwellig in ihrem Alltag erreichen. Auch die Impfstoff-Lieferungen für die Praxen soll es künftig wöchentlich geben und so schnellere Impfungen möglich machen.
Bislang nicht. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen steigt weiter deutlich an und erreichte zuletzt mehrfach neue Höchstwerte in dieser Pandemie. Auch die Intensivbettenbelegung mit Covid-Patienten bewegt sich weiter auf die Schwelle von 390 zu, ab der die Corona-Alarmstufe greifen würde. Von einer Herdenimmunität sei man noch meilenweit entfernt, teilte Gesundheitsminister Lucha mit. Um die Ausbreitung des Coronavirus trotz der Aufhebung aller Kontaktbeschränkungen zu stoppen, müsste die Impfquote in der Bevölkerung auf 90 Prozent steigen. Dies ergab eine Studie im Auftrag des Gesundheitsministeriums. Derzeit beträgt der Anteil der vollständig gegen Corona Geimpften im Südwesten rund 65 Prozent.