Wintersport im Schwarzwald - Mit dem Klima im Wandel

22. Februar 2023 , 05:00 Uhr

Schwarzwald (tk) – Die Winter werden milder. Selbst mitten in der Winterzeit sind Skigebiete auf Kunstschnee angewiesen, damit die Pisten wenigstens etwas ausgelastet sind. Laut dem Baden-Württemberg-Report sagen sogar 65 Prozent der Befragten, dass der Wintersport im Baden-Württemberg über kurz oder lang keine Zukunft haben wird. Für die Skiliftbetreiber bedeutet das ein Umdenken. Die klassischen Wintersport-Regionen stellen nach und nach um, auf andere Attraktionen. Das Land gibt vereinzelt Fördermittel – als einzige klare Richtung in der Tourismuspolitik erkennbar ist, dass es nachhaltiger werden soll. Auch Schulen zeigen immer weniger Interesse an den traditionellen Ski-Freizeiten. Der Sport hat zunehmend auch ein Image-Problem.

Kaum nach Klassenfahrten

Zu teuer, ökologisch fragwürdig und an der Zielgruppe vorbei – Skifreizeiten und Skilager an Schulen sind nicht mehr überall erwünscht. «Skifahren ist kein großes Thema mehr», bestätigt Dirk Lederle vom Verband Bildung und Erziehung Baden-Württemberg (VBE BW). Der Leiter der Johanniterschule in Heitersheim (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald) findet das schade, aber: «Die Anzahl der skifahrenden Jugendlichen hat ziemlich stark abgenommen, selbst bei uns im Schwarzwald.» Lederle schätzt, dass nur noch rund 30 Prozent der Kinder überhaupt Ski fahren können.

Immer weniger Kinder können noch

Doch genau das ist ja das Problem, findet Valentin Kiedaisch, für Ost-Baden-Württemberg Chef des Skilehrerverbands DSLV. «Ja, immer weniger Schüler und Schülerinnen können Ski fahren, da sie mit ihren Familien keine Skiurlaub machen. Aber gerade hier sollen Schulen doch für gleiche Bildungschancen und Erfahrungen sorgen», sagt er. Im Bildungsplan des Kultusministeriums habe Wintersport seine Bedeutung verloren und werde lediglich unter «Fahren-Rollen-Gleiten» sowie Trendsportarten zusammengefasst, kritisiert Kiedaisch.

Eltern wollen nicht so viel zahlen

Die Finanzierung scheint das Hauptproblem zu sein. «Generell gibt es bei Klassenfahrten die Diskussion: Muss das immer so viel kosten?», sagt der Vorsitzende des Landeselternbeirats, Michael Mittelstaedt. Die Debatte sei der angespannten finanziellen Situation vieler Familien geschuldet, und Skifahren nun einmal nicht der günstigste Sport. «Fakt ist, viele Eltern ächzen wegen viel zu teurer Klassenfahrten.» Dirk Lederle hat beobachtet, dass unabhängig von den Kosten auch die Zielgruppe selbst nicht mehr unbedingt zu begeistern ist. «Die Nachfrage der Kids ist in diesem Ausmaß nicht mehr da.» Zwar liefen einzelne Wintersporttage an seiner Schule gut, aber insgesamt habe der «Coolness-Faktor» abgenommen.

Öko soll es sein

Vom Landesschülerbeirat Baden-Württemberg heißt es, dass der Punkt «Kosten» und die Frage «Wie ökologisch ist eine solche Skifreizeit» entscheidend sind. «Wir glauben, in Baden-Württemberg wird mittlerweile vermehrt auch auf andere Aktivitäten zurückgegriffen, etwa Schwimmbäder, Naturwanderungen und Zoos», sagt Vorstand Berat Gürbüz. Der ökologische Faktor wird immer öfter genannt, wenn es ums Skifahren geht. Dagegen wehrt sich der Skilehrerverband. Es gebe viele Möglichkeiten, eine Skifreizeit umweltfreundlich zu gestalten, etwa bei der Art der Anreise, der Wahl des Skigebiets und auch durch das eigene Verhalten vor Ort, sagt Valentin Kiedaisch.

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