Vergewaltigung am Badischen Staatstheater? - Angeklagter hatte Filmriss

16. Februar 2021 , 13:23 Uhr

Karlsruhe (pm/dpa/lk) – Immer wieder haben in der Vergangenheit Vorwürfe über sexuelle Belästigungen am Badischen Staatstheater Karlsruhe die Runde gemacht. Ein besonders drastischer Fall wird ab heute vor dem Karlsruher Amtsgericht verhandelt.

Angeklagte bestreitet Vorwürfe

Viel Drama, Gefühle und Tränen – im Prozess um sexuelle Gewalt am Badischen Staatstheater Karlsruhe hat der beschuldigte Mitarbeiter des Hauses die Vorwürfe vehement zurückgewiesen. Wortreich und lebhaft sagte der 56-jährige am Dienstag vor dem Amtsgericht Karlsruhe aus und berief sich dabei auch auf massive Erinnerungslücken. „Ich habe keine Ahnung. Ich habe nichts zu berichten, weder als Zeuge noch als Täter“, sagte er zum Teil unter Tränen zum Prozessauftakt am Dienstag vor dem Amtsgericht Karlsruhe.

Oralverkehr wider Willen

Dem 56-jährigen Angeklagten, Sänger im Opernchor des Hauses, wird vorgeworfen, in den Räumen des Theaters einen Kollegen vergewaltigt und einen weiteren unsittlich berührt zu haben. Der Vorfall soll sich allerdings schon vor etwa zwei Jahren am Badischen Staatstheater abgespielt haben. Nach der Premiere des Stücks „Elektra“ Anfang 2019 war im Badischen Staatstheater gefeiert worden. Zu der Vergewaltigung soll es in einer Umkleidekabine gekommen sein, dabei habe er bei seinem Opfer entgegen dessen Willen Oralverkehr durchgeführt. Einen weiteren Kollegen, einen 21 Jahre alten Statisten, soll er zuvor geküsst und angefasst haben. Dieser sprach von unangemessenen und unangenehmen Annäherungsversuchen.

Filmriss – kann sich nicht erinnern

Mehrfach sprang der Angeklagte während seiner eigenen Aussage auf. Nie würde er jemandem gegen dessen Willen zu nahe treten. „Ich kenne mich. Sowas hätte ich nie gemacht.“ Er respektiere ein Nein und habe das immer getan. Getrunken habe er seines Wissens zweieinhalb Bier und einen Rum. Für die Zeit danach und den dann konsumierten Alkohol habe er einen Filmriss. Laut Zeuge war er stark betrunken. In einer Prozesspause trösteten seine Frau und Kinder den aufgelösten 56-Jährigen. Auch das mutmaßliche Vergewaltigungsopfer sprach von einem beinahe vollständigen Blackout. Es sei viel Alkohol im Spiel gewesen, so der 23-Jährige mit brüchiger Stimme. Er sei fast besinnungslos gewesen.

Verwaltung hörte davon aus der Presse

Von den Vorwürfen habe die Theaterleitung seinerzeit aus der Presse erfahren und dann interne Ermittlungen aufgenommen, erklärte dazu ein Sprecher des Staatstheaters. Inzwischen seien Maßnahmen ergriffen worden, damit die betreffenden Personen sich im Haus möglichst nicht mehr begegnen, hieß es weiter.

Öffentliches Interesse an dem Fall

Den Antrag der Nebenklage auf Ausschluss der Öffentlichkeit hatte das Gericht zuvor abgelehnt. Angesichts der Berichterstattung der vergangenen Monate zum Staatstheater überwiege das öffentliche Interesse, sagte der Richter. Der Fall ist nur einer von mehreren Vorgängen im Zusammenhang mit dem Theater, die auch die Justiz im vergangenen Jahr beschäftigt hatten und bis heute beschäftigen. So ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft weiterhin ein Ermittlungsverfahren wegen des Vorwurfs der Verbreitung pornografischer Schriften anhängig sowie eine Strafanzeige wegen Untreue. Zudem war Noch-Intendant Peter Spuhler über Monate in den Schlagzeilen wegen seines angeblich autoritären Führungsstils. Wegen der Querelen verlässt er das Haus im Sommer; sein zunächst verlängerter Vertrag wurde zum Ende dieser Spielzeit aufgelöst.

Urteil bereits in einer Woche

Die Straferwartung in dem Fall liege nach bisherigem Stand bei höchstens vier Jahren, sagte eine Gerichtssprecherin. Insgesamt sind drei Verhandlungstage anberaumt und unter anderem 14 Zeugen geladen. Ein Urteil könnte demnach am 23. Februar fallen.

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