Ab Montag keine Maskenpflicht mehr auf der Schulbank

17. Oktober 2021 , 11:33 Uhr

Stuttgart/Region (dpa/bo) – Wie angekündigt lockert Baden-Württemberg mit Beginn der neuen Woche die Maskenpflicht in Schulen. Im Klassenzimmer oder Betreuungsraum brauchen Schülerinnen und Schüler am Platz oder wenn sie stehen keine Maske mehr zu tragen. Viele Schulklassen im Südwesten können dann buchstäblich aufatmen. Doch es gibt auch Ängste.

Keine Maskenpflicht mehr am Platz

Im Südwesten müssen Schüler im Unterricht künftig keinen Mund- und Nasenschutz mehr tragen, wenn sie an ihrem Platz sitzen. Auch Lehrer können im Unterricht auf die Maske verzichten, sofern sie den Mindestabstand von 1,5 Metern zu den Schülern einhalten. „So kann die Lehrkraft beispielsweise die Maske ablegen, wenn sie am Pult steht oder an der Tafel etwas erklärt“, erläuterte das Kultusministerium vorab. Überall sonst im Schulgebäude muss weiterhin eine Maske getragen werden. In Grundschulen entfällt die Maskenpflicht im Klassenzimmer komplett. „Masken sind ein Sicherheitszaun, erschweren aber auch die Kommunikation“, teilte das Kultusministerium dazu mit. „In Abwägung der Vor- und Nachteile hat sich die Landesregierung zu einer Lockerung entschieden.“

Sicherheitsmechanismen bei Zuspitzung der Lage

„Selbstverständlich verbieten wir das Tragen der Maske nicht. Wer will, kann also im Klassenzimmer weiterhin freiwillig eine Maske tragen“, so Ministerin Theresa Schopper. Sollte sich die Corona-Lage verschärfen, greift wieder die Maskenpflicht. Masken am Platz müssten wieder getragen werden, wenn die Corona-Alarmstufe des Landes greife, hieß es. Die in der Corona-Verordnung des Landes verankerte Alarmstufe tritt in Kraft, sobald 390 Covid-19-Patienten an zwei aufeinanderfolgenden Werktagen auf Intensivstationen behandelt werden oder die sogenannte Hospitalisierungsinzidenz an fünf Werktagen in Folge bei 12 liegt. Auch wenn es in einer Klasse einen positiven Corona-Fall gibt, müssen die Schüler der jeweiligen Lerngruppe oder Klasse die Masken an ihren Plätzen wieder nutzen.

Kritische Stimmen aus der Gewerkschaft

„Das ist für uns mehrheitlich in Ordnung, wir tragen das soweit mit“, sagte der Landesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung, Gerhard Brand. „Aber wir müssen Acht darauf geben, wie es sich entwickelt. Und wir wollen natürlich wissen, was passiert, sollten die Infektionszahlen wieder steigen, nachdem man sich vom Maskentragen verabschiedet hat.“ Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft tritt dagegen auf die Bremse. „Warum jetzt unnötig ins Risiko gehen?“, fragte die GEW-Landesvorsitzende Monika Stein. „Vor einem Jahr haben wir es im Dezember bereut, dass wir im Herbst nicht vorsichtiger waren.“ Die Maskenpflicht sollte bis zu den Herbstferien beibehalten und dann entschieden werden, wie es im November weiter geht. „Mit Blick auf die zu niedrige Impfquote und weiter fehlende Sicherheitsmaßnahmen wie Luftreinigungsgeräte bleibt uns derzeit nichts anderes übrig, als weiterhin Masken zu tragen, wenn wir die Präsenz in Kitas und Schulen nicht gefährden wollen“, sagte Stein der dpa. „Wir wissen noch viel zu wenig über Langzeitfolgen einer Covid-Infektion.“

Zahlreiche Corona-Infektionen in Schulen

Das Robert Koch-Institut hatte am Freitag berichtet, in den vergangenen vier Wochen seien bundesweit 636 Ausbrüche in Schulen übermittelt worden – wegen möglicher Nachmeldungen sind demnach aber insbesondere die vergangenen beiden Wochen noch nicht zu bewerten. Schon seit einiger Zeit werden zahlreiche Corona-Infektionen insbesondere bei Kindern ab dem Schulalter und bei Jugendlichen festgestellt. An Kitas und Schulen wird jedoch in der Regel auch zwei Mal in der Woche auf das Virus getestet. Die Covid-19-Impfstoffe sind bislang ab zwölf Jahren zugelassen. Kinder und Jugendliche erkranken zwar deutlich seltener schwer an Covid-19 als ältere Menschen, es gibt aber noch offene Fragen rund um Langzeitfolgen.

DGKJ wirbt für Impfung für Kinder und Jugendliche

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin rief Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren auf, sich gegen Corona impfen zu lassen. Er werbe dafür „so dringlich wie bei Erwachsenen“ und empfehle die Impfung „uneingeschränkt“, nachdem Daten von über zehn Millionen Kindern und Jugendlichen erhoben wurden, sagte Verbandspräsident Jörg Dötsch dem RND Die Risiko-Nutzen-Abwägung falle eindeutig zugunsten der Impfung aus. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, sagte der Passauer Neuen Presse: „Auch wenn die allgemeinen Infektionszahlen derzeit noch stagnieren, nehmen gerade an Schulen die Infektionsausbrüche aktuell in einem Ausmaß zu, wie wir es bislang im Pandemieverlauf nicht kannten, vor allem nicht zu einem so frühen Zeitpunkt vor dem Winter.“ Ein Licht am Ende des Tunnels sei, dass die Impfquote bei 12- bis 17- Jährigen schnell ansteige.

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