Selbstversorgerhaus - geht das wirklich zu 100 Prozent?

21. Dezember 2021 , 12:12 Uhr

Die Preise für Energie, Wasser und auch Lebensmittel steigen stetig. Viele denken deshalb darüber nach, ob autarkes Leben in einem Selbstversorgerhaus eine gute Idee ist und wie sich das umsetzen lässt. Ein Selbstversorgerhaus ist von der öffentlichen Versorgung vollkommen unabhängig. Ein Selbstversorgerhof hat nicht nur seine eigene Stromversorgung. Dort gibt es auch eine unabhängige Versorgung mit Trinkwasser und Entsorgung des Abwassers. Vollständige Selbstversorger stellen ihre eigene Kleidung her und auch Schuhe. Absolute Selbstversorger sind heute gerade in der Stadt kaum noch anzutreffen. Doch jeder kann in bestimmten Bereichen zum Selbstversorger werden und zum Beispiel selbst Strom erzeugen oder Heizwärme generieren.

Die Stromversorgung im Selbstversorgerhaus

Die Möglichkeiten zur privaten Stromerzeugung beschränken sich nicht ausschließlich auf Photovoltaik. Es besteht auch die Möglichkeit mit Wind- oder Wasserkraft Energie zu erzeugen. Zudem ist der Betrieb eines Blockheizkraftwerks denkbar. Allerdings kommen die letztgenannten im privaten Bereich seltener zum Einsatz. Wer auf Photovoltaik setzt, sollte neben einer leistungsstarken Anlage auch einen Stromspeicher in Erwägung ziehen. Damit ist es möglich, den größten Teil der elektrischen Energie, die ein normaler Haushalt verbraucht, selbst zu erzeugen. Ist die Anlage ausreichend groß, ist damit eine vollständig autarke Stromversorgung möglich. Allerdings kann es in Spitzenlastzeiten zu Engpässen kommen. Ist die Sonneneinstrahlung zu gering, liefert die Photovoltaikanlage unter Umständen zu wenig Strom. Dann kann es notwendig werden, auf den öffentlichen Stromversorger zurückzugreifen. Mit einer Photovoltaikanlage mit Stromspeicher lassen sich die Stromkosten effizient senken.

Die Versorgung mit Heizenergie


Foto: Symbolbild/Pixabay

Heizen und Warmwasserbereitung funktionieren auch mit Sonnenenergie. Solarthermie-Paneele sorgen für das notwendige warme Wasser, das sich in Pufferspeichern zwischenspeichern lässt. In Spitzenlastzeiten oder bei unzureichender Sonneneinstrahlung kann ein Pellet- oder Holzscheitkessel die Anlage effizient unterstützen. So ist es auch im Winter möglich, ohne Gas aus dem öffentlichen Netz zu heizen. Wer in einer ländlichen Gemeinde lebt und dort auf Biogas Zugriff hat, kann Wärme und Strom auch mit einer Biogasanlage erzeugen.

Die Versorgung mit Trinkwasser


Foto: Symbolbild/Pixabay

Die Versorgung mit Brauch- und Trinkwasser ist bei einem Selbstversorgerhaus meistens die größte Herausforderung. Die Niederschlagsmengen sind ausreichend in Deutschland und mit einer entsprechenden Speichermöglichkeit, wäre es damit möglich, die Wasserversorgung sicherzustellen. Doch das ist in Deutschland nur für Brauchwasser erlaubt, beispielsweise für die Waschmaschine oder die Toilettenspülung. Die Nutzung von Regenwasser als Trinkwasser ist verboten. Es sei denn, es kommt eine ganz spezielle Filteranlage zum Einsatz. Damit immer ausreichend Brauchwasser zur Verfügung steht, ist der Einbau eines Tanks oder einer Zisterne notwendig, in der das aufgefangene Regenwasser gesammelt wird.

Für die Selbstversorgung mit Trinkwasser ist es notwendig, einen Brunnen bohren zu lassen. Der Aufwand sowohl in technischer wie auch in finanzieller Hinsicht ist dafür sehr hoch. Zudem ist eine Freigabe notwendig, dass das Wasser eine ausreichende Qualität für die Nutzung als Trinkwasser hat. In Zeiten mit sehr wenig Niederschlag können sowohl der Brunnen wie auch die Brauchwasserversorgung zeitweise versiegen.

Die eigene Abwasserentsorgung

Die Abwasserentsorgung ist eine große Herausforderung. Wer nicht gerade irgendwo im Nirgendwo lebt, muss sich bedingt durch den Anschlusszwang an das öffentliche Abwassernetz anschließen. Kann der zuständige Abwasserzweckverband keinen Anschluss bereitstellen, dann ist ein Eigentümer von diesem Anschlusszwang befreit. In diesem speziellen Fall ist das Betreiben einer Kleinkläranlage notwendig, die mehrere tausend Euro kostet. Zudem ist eine regelmäßige Entleerung der Anlage erforderlich.

Selbsterzeugung von Lebensmitteln

Wer einen Garten hat, kann seine pflanzlichen Lebensmittel selbst herstellen. Allerdings reicht ein kleiner Garten in der Regel nicht aus, um den gesamten Bedarf einer kleinen Familie nur daraus zu decken. Doch die Lebensmittel aus dem Garten können den Speiseplan auf jeden Fall ergänzen. Mit Kleintierhaltung kommen auch einige tierische Produkte dazu, wie Milch, Eier oder Fleisch. Die Selbstversorgung mit Tieren funktioniert am ehesten auf einem kleinen Bauernhof im ländlichen Raum, beispielsweise auf einem Selbstversorgerhof.

Welche Vor- und Nachteile hat ein Selbstversorgerhaus?

Wer in einem Selbstversorgerhaus lebt, ist weitgehend unabhängig vom öffentlichen Versorgungsnetz. Die eigene Produktion von Energie schont die Umwelt, weil nachwachsende Rohstoffe als Energielieferanten dienen. Wer selbst Lebensmittel anbaut, spart damit auch die Verpackung und Transportwege für diese Lebensmittel. Das ist ein guter Beitrag zum Klimaschutz und zu mehr Nachhaltigkeit.

Nachteilig daran ist, dass die Selbstversorgung mit einem hohen technischen und finanziellen Aufwand einhergeht. Es ist sinnvoll, bei jeder Maßnahme genau abzuwägen, ob sich das wirklich lohnt. Dabei können Fachleute als Ratgeber sehr hilfreich sein. Wenn die hauseigenen Systeme ausfallen und weder Strom noch Wärme gespeichert sind, bleibt es im Haus kalt und dunkel.

Lohnt es sich, ein Selbstversorgerhaus zu bauen?

Ob sich ein Selbstversorgerhaus wirklich lohnt, hängt von den individuellen Umständen ab. Wer ein Haus mit einem großen Grundstück hat oder auf einem Bauernhof lebt, hat ganz andere Möglichkeiten als jemand in einem kleinen Haus in der Stadt, das möglicherweise noch nicht einmal einen Garten hat. Es ist zudem nicht auf jedem Grundstück möglich oder erlaubt, einen Trinkwasserbrunnen zu bohren. Ist das der Fall, ist eine Selbstversorgung mit Trinkwasser nur schwer möglich. Bei jedem Projekt ist es daher wichtig, zunächst den Aufwand realistisch zu kalkulieren und dem erwarteten Nutzen gegenüberzustellen. Es lohnt sich finanziell nur dann, wenn sich die geplante Investition über die normale Nutzungsdauer der Technik amortisiert.

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