Stuttgart (dpa/lk) – Manch ein über 60-jähriger Baden-Württemberger wählte sich am Montag die Finger wund, ohne einen Impftermin zu ergattern – andere hatten Glück. Zum ersten Mal war die Vergabe von Impfzeiten für diese Altersgruppe geöffnet. Bisher musste man mindestens 70 Jahre alt sein oder Vorerkrankungen oder einen bestimmten Beruf haben.
Ein echter Hoffnungsschimmer: Die Impfungen in Baden-Württemberg nehmen weiter Fahrt auf. Erstmals seit Beginn der Impfkampagne wurden in der vergangenen Woche mehr als 300.000 Menschen allein in den Impfzentren und durch die Mobilen Impfteams geimpft. Hinzu kommen noch zahlreiche Impfungen bei den niedergelassenen Ärzten. „Wenn die zugesagten Lieferungen in den nächsten Wochen wie angekündigt eintreffen, können wir die Kapazitäten weiter hochfahren und stärker auslasten“, sagte Gesundheitsminister Manne Lucha.
Das Sozialministerium war von einem großen Andrang ausgegangen und hatte vor allem die über 70-Jährigen vergangene Woche noch einmal aufgerufen, sich noch schnell einen Termin geben zu lassen. Zuletzt hätten die Impfstofflieferungen deutlich zugenommen, gleichzeitig seien Termine für Impfungen mit Astrazeneca in einzelnen Zentren freigeblieben, hieß es. Laut Ministerium haben die Impfwilligen keinen Einfluss darauf, welchen Impfstoff sie bekommen. Dies entscheiden die Impfzentren. Wem der verwendete Impfstoff nicht passt, dem stehe der Weg über eine Hausarztpraxis offen, sagte eine Ministeriumssprecherin.
Lucha resümierte: „Die Impfungen in den Alten- und Pflegeheimen sind abgeschlossen. Die große Mehrheit der über 80-Jährigen in Baden-Württemberg ist geimpft.“ Über die Warteliste der über 80-Jährigen konnte laut Lucha über 160.000 Menschen geholfen werden, sie sei abgearbeitet. In der vergangenen Woche wurden etwa eine Million Termine in Baden-Württemberg vergeben, Lucha zufolge ein neuer Rekord.
Das Land rechnet nach den derzeitigen Ankündigungen des Bundes damit, dass in den kommenden Wochen deutlich mehr Impfdosen in die Impfzentren gelangen. Hinzu kommen die Impfdosen für die niedergelassenen Praxen, die die Hausärztinnen und Hausärzte selbst über den Pharmagroßhandel und die Apotheken bestellen. Wie beim Impfgipfel am vergangenen Freitag beschlossen, sollen die niedergelassenen Ärzte und in einem zweiten Schritt, wenn noch mehr Impfstoff kommt, auch die Betriebsärzte noch stärker eingebunden werden, so dass im Sommer alle drei Säulen (Impfzentren / niedergelassene Ärzte / Betriebsärzte) unter Volllast laufen können.
Die Kassenärzte erwarten, dass bereits im Mai die bisherigen Impf-Priorisierungen aufgehoben werden können. Wenn die Lieferungen wie zugesagt zunähmen, erhielten die Praxen im Mai deutlich mehr als jene 2,25 Millionen Dosen, die jede Woche an die Impfzentren gingen, sagte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen. „Im Mai sind neben den Hausärzten sukzessive auch die Fachärzte mit an Bord, und wir werden immer mehr gesunde Menschen und andere Personen außerhalb der derzeit berechtigten Gruppen impfen“. Weiter sagte er: „Ich rechne damit, dass im Mai auch die Priorisierungsvorschriften sukzessive fallen und von dann an jeder Erwachsene eine Impfung erhalten kann.“