Pilze sammeln im Herbst - worauf Sie dabei achten müssen

28. September 2020 , 13:31 Uhr

Karlsruhe (tk/lk) – Seit dem Wochenende wissen es vermutlich alle – der Herbst ist da. Und damit beginnt auch wieder die Pilzsaison. Vor allem nach regenreichen Tagen sprießen die Waldbewohner buchstäblich aus dem Boden. Wer jetzt selbst gerne auf Pilzsuche gehen möchte, der sollte sich vorher aber ausreichend informieren.

Pilze sammeln erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Kein Wunder: Es verwandelt jeden Spaziergang in eine kleine Schatzsuche. Ob Pfifferlinge, Steinpilze oder Maronen – wer mit offenen Augen durch die Natur spaziert, entdeckt beinahe überall schmackhafte Speisepilze. Dabei lassen sich zwar die meisten Exemplare im Wald finden, aber auch in Parks, auf Wiesen oder sogar am Wegesrand wachsen Pilze. Manche Pilze spezialisieren sich auf bestimmte Baumarten, so gibt es Pilzarten die an Nadelbäume gebunden sind oder aber nur an Laubbäumen vorkommen. Doch Vorsicht: von den über 10.000 Großpilzen, die in Mitteleuropa vorkommen, sind nur knapp 200 Arten essbar und 150 sogar giftig. Die besten Pilzsammelgebiete bei uns in der Region sind der Schwarzwald rund um Calw und Freudenstadt, der Pfälzer Wald, der Bienwald bei Wörth, die Wälder im Murgtal und der Hardtwald im Kreis Karlsruhe.

Wann finden Sie essbare Pilze?

Pilze wachsen zwar das ganze Jahr über, doch die größten Mengen gibt´s natürlich zur Pilzsaison. Diese beginnt im Spätsommer und geht bis in den November hinein. Als wichtigste Monate gelten September und Oktober. Für eine erfolgreiche Pilzernte sollten Sie außerdem das Wetter im Blick haben: Früher Frost ist Gift für die Knollen, danach dürfte die Pilzsaison beendet sein. Besonders regnerische Tage begünstigen dagegen das Pilzwachstum und steigern die Chance, mit einem vollen Korb nach Hause zu kommen. Pilze sollten nämlich niemals in einer Plastiktüte gesammelt werden, sonders ausschließlich im Korb. Die schlimmsten Pilzvergiftungen, die Sie bekommen können, sind Sekundärvergiftungen. Die entstehen, wenn sich das Eiweiß in der Tüte zersetzt und das geschieht bei den empfindlichen Köpfen sehr schnell. Durch die natürliche Luftzirkulation kann das bei Körben nicht passieren. 

Nur für den Eigenbedarf pflücken

Viele Pilze stehen übrigens unter Artenschutz. Deshalb ist in Deutschland nur das Sammeln von Pilzen für den Eigenbedarf erlaubt. In den meisten Fällen wird dieser mit einem Kilo pro Person und Tag bemessen. Wer die erlaubte Menge überschreitet und keine Sondergenehmigung hat, dem droht ein Bußgeld von bis zu 5.000 Euro. Sammeln Sie also nur so viele Pilze, wie Sie wirklich brauchen. Es wäre auch schade, wenn Sie nachher die Hälfte wegwerfen müssen, weil Sie aus Übermut zu viel geernet haben. Beachten Sie außerdem, dass es im Wald von Zecken und Mücken nur so wimmelt. Schützen Sie daher Ihre Haut, damit sich kein Getier an Ihnen festbeißen oder -saugen kann.

Pilze richtig sammeln

Frisch gesammelte Pilze sind nur sehr kurz haltbar. Aufgrund ihres hohen Eiweiß- und Wassergehaltes bilden sich schnell giftige Abbauprodukte, die dann zu einer Lebensmittelvergiftung führen können. Verarbeiten Sie Pilze idealerweise noch am selben Tag. Schlagen Sie übrig gebliebene Pilze locker in Küchenpapier ein und bewahren Sie diese einen Tag lang im Kühlschrank auf.

Pilze dürfen beim Sammeln auf keinen Fall abgeschnitten werden! Die Stielbasis ist wichtig, um den Pilz bestimmen zu können. Fehlt diese, kann er mit anderen, unter Umständen giftigen Sorten, verwechselt werden. Zudem wird der Pilz regelrecht beschädigt – das ist, als ob Sie einen Apfel oder eine Kartoffel in zwei Hälften schneiden. Sie verletzen den Pilz und Schadstoffe können eindringen. So machen Sie es richtig:

  • Drehen Sie große Pilze im Ganzen aus dem Boden.
  • Zarte Exemplare graben Sie mit dem Finger oder einem Messer vorsichtig aus der Erde heraus. Hierfür eignet sich das Pilzmesser mit integrierter Bürste zum Abputzen der Erde.
  • Zum Schluss verschließen Sie das Loch wieder, damit das Pilzgeflecht nicht austrocknet.

Welche Pilze sind essbar?

Eine allgemeingültige Regel beim Bestimmen von essbaren Waldpilzen und Giftpilzen gibt es nicht. Jedes gesammelte Exemplar muss im Einzelnen genau begutachtet werden. Ohne grundlegende Kenntnisse zur Pilzkunde geht dabei nichts. Und nur, wenn Sie sich zu 100 Prozent sicher sind, sollten Sie selbst gesammelte Pilze auch wirklich verzehren. Während bei Röhrlingen oft das Vergleichen von Bildern ausreicht, müssen Sie bei Lamellenpilzen auf viele verschiedene Merkmale achten. Dazu gehören der Geruch, die Farbe der einzelnen Pilzsegmente, die Sporenabdruck und vieles mehr. Also: Lassen Sie sich Zeit und sammeln Sie gewissenhaft. Es gibt viele gute Pilzratgeber, Sachbücher und Apps, die Ihnen dabei helfen können. Im Zweifel sollten Sie auf Expertenwissen setzen und eine kostenfreie Beratungsstelle oder einen Pilzsachverständigen aufsuchen. Beratungen gibt´s beispielsweise kostenlos bei Dieter Oberle im Naturkundemuseum in Karlsruhe. Bis Ende Oktober immer montags von 17:00 bis 19:00 Uhr am Seiteneingang des Pavillons im Nymphengarten hinter dem Naturkundemuseum. 

Was sind Pilze?

Da Pilze, wie Gemüse, aus dem Boden wachsen, liegt die Vermutung nahe, dass sie Pflanzen sind. Das stimmt aber nicht: Pilze sind nicht wie Pflanzen in der Lage, Photosynthese zu betreiben. Sie ernähren sich vielmehr wie Tiere von organischen Substanzen. Sie sind genaugenommen weder Pflanze noch Tier und bilden in der Biologie ein eigenes Reich. Dieses setzt sich zusammen aus Einzellern, wie Hefepilzen, und Vielzellern, wozu Schimmelpilze oder Speisepilze zählen. Was wir dabei als Pilz kennen, sammeln und essen, ist nur der sogenannte Fruchtkörper. Der eigentliche Pilz sprießt unterirdisch und setzt sich aus mikroskopisch feinen Fäden, dem Myzel, zusammen. Ähnlich wie Wurzeln breitet sich dieses Pilzgeflecht unter der Erde aus und erstreckt sich, je nach Art, über mehrere Kilometer. Viele Pilze gehen dabei eine Lebensgemeinschaft mit Bäumen ein und versorgen diese mit Wasser und Nährsalzen aus der Erde. Im Gegenzug bekommen sie lebensnotwendige Stoffe, wie Eiweiße oder Zucker, der bei der Photosynthese in den Blättern der Bäume entsteht. Wichtige Aufgaben übernehmen Pilze auch außerhalb dieser Symbiosen: Sie sind Recycling-Spezialisten und kümmern sich zusammen mit Bakterien um die Zersetzung im Stoffkreislauf unserer Ökosysteme. So sorgen Pilze dafür, dass wichtige Nährstoffe in den Boden zurückgeführt werden.

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