Region (dpa/svs) – Im Südwesten kommen immer mehr Klienten zur Suchtberatung wegen Cannabis. Knapp 20 Prozent der Hilfesuchenden ließen sich im Jahr 2021 deshalb beraten. Vor zehn Jahren lag der Anteil demnach noch bei rund zwölf Prozent. Nach wie vor ist jedoch Alkohol das Hauptproblem – auch wenn die Tendenz laut Statistik seit Jahren rückläufig ist. Fast 44 Prozent der Klienten kämen deswegen in die Beratungsstellen. Weil der Gang zur Beratungsstelle oft ein großes Hindernis für die Betroffenen ist, gibt es jetzt in Baden-Württemberg auch eine digitale Suchtberatung für Betroffene und Angehörige.
Die Betroffenen sind der aktuellen Suchthilfestatistik zufolge auffällig jung, im Durchschnitt 25 Jahre. Mehr als jeder Dritte ist nicht einmal 14 Jahre, wenn er zum ersten Mal Cannabis probiert. «Wer einsteigt, steigt früh ein», sagte Wolfgang Indlekofer. Der Leiter der Fachklinik Freiolsheim im Landkreis Rastatt fordert mehr Prävention. «Wir müssen viel früher Menschen erreichen, im Alter von zwölf, 13, 14 Jahren.»
Nach wie vor ist jedoch Alkohol das Hauptproblem – auch wenn die Tendenz laut Statistik seit Jahren rückläufig ist. Fast 44 Prozent der Klienten kämen deswegen in die Beratungsstellen. Bei Alkohol allein bleibe es oft nicht. Viele beließen es nicht nur bei einer Droge, betonte Indlekofer. Es gebe in seiner Klinik immer weniger Patienten, die «nur getrunken, nur gekifft, nur gekokst» hätten. Nach Angaben der Landesstelle für Suchtfragen suchten vergangenes Jahr mehr als 50 000 Menschen Hilfe.
Probleme mit Alkohol, Cannabis oder Glücksspiel sind für Betroffene und deren Umfeld sehr oft immer noch schwer einzugestehen. Mit der digitalen Plattform „DigiSucht“ soll es für sie in Baden-Württemberg deshalb ab sofort einfacher werden, entsprechende Hilfsangebote und Unterstützung zu finden. Unter der Adresse www.suchtberatung.digital kann unkompliziert digital Kontakt zu entsprechenden Beratungsstellen im Land aufgenommen werden. Auf Wunsch kann in einem weiteren Schritt auch die Beratung komplett digital durchgeführt werden oder bei Bedarf persönlich vor Ort stattfinden.
Frank Milbich aus Walzbachtal ist seit 2005 trockener Alkoholiker. Er gibt seine Erfahrungen seither an Schüler, Eltern und andere Interessierte weiter. Sein Alkoholproblem wollte er lange Zeit nicht wahrhaben und schlug deshalb auch alle Warnungen und Ratschläge in den Wind. Erst als ihm sein Arzt eröffnete, dass er nur noch ein paar Monate zu leben hat, ist Frank Milbich aufgewacht. Mittlerweile hält er Vorträge an Schulen, in Vereinen und bei Elternabenden und spricht offen über sein Leben als Alkoholiker. Wer Interesse hat, kann sich hier melden