Stuttgart (dpa/lk) – Endlich wieder im Klassenverband in der Schule lernen – das wird für immer mehr Kinder und Jugendliche im Südwesten möglich. Auch weiterführende Schulen im Südwesten könnten selbst bei einer Corona-Inzidenz über 50 bald wieder in den Regelbetrieb gehen.
Bislang war geplant, dass bei Werten zwischen 50 und 100 nur Grundschulen sowie die Grundstufen der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren und die Schulkindergärten zum Präsenzunterricht spätestens nach den Pfingstferien mit Auflagen zurückkehren. Diese Regel soll jetzt ab 11. Juni auf Schüler von Klasse fünf an ausgeweitet werden, die derzeit noch im Wechselunterricht sind. „Die sinkenden Inzidenzen, weitgehend geimpfte Lehrerinnen und Lehrer und das Testkonzept bieten uns jetzt eine echte Chance, dass wir auch an den Schulen zu mehr Normalität kommen“, sagte die neue Kultusministerin Theresa Schopper am Donnerstag.
Diese Perspektive sei wichtig – die Kinder und Jugendlichen aber auch ihre Eltern seien häufig am Ende ihrer Kräfte. Auch für die Lehrer und Schulleitungen sei eine Rückkehr zum Präsenzbetrieb unter Pandemiebedingungen ein erster Schritt im den gewohnten Schulalltag.
Bis zum 11. Juni sei für weiterführende Schulen Wechselunterricht vorgesehen. „Ich kann mir vorstellen, dass eine Rückkehr in den Präsenzunterricht unter Pandemiebedingungen dann auch für solche Stadt- oder Landkreis möglich wird, die stabil unter 100 liegen, auch wenn sie die Schwelle von 50 nicht unterschreiten“, sagte Schopper. In Kommunen mit einem Inzidenzwert von über 100 findet weiterhin Wechselunterricht statt. Ab einem Wert von 165 ist selbst dieser untersagt und muss durch Fernunterricht ersetzt werden. Bei einer Inzidenz von unter 50 in ihrem Stadt- oder Landkreis dürfen alle Schüler wieder in den Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen gehen.
Lehrerverbände warnen bei weiteren Schulöffnungen vor möglichen Corona-Infektionen. „Eine Öffnung für Präsenzunterricht bei Inzidenzen über 50 ist fahrlässig“, sagte GEW-Sprecher Matthias Scheider am Donnerstag in Stuttgart. Die entsprechenden Hinweise der Gesundheitsexperten des Robert Koch-Institutes seien ernst zunehmen. Schneider betonte: „Die neue Ministerin wiederholt die Fehler der alten.“
Der Philologenverband wünscht sich weitere Schulöffnungen, rät aber zur Vorsicht. „Zwar gibt es ein großes pädagogisches Bedürfnis nach Präsenzunterricht bei Lehrern und Schülern, aber der Arbeits- und Gesundheitsschutz muss sichergestellt sein“, sagte Vorstandsmitglied Cord Santelmann. Die meisten Lehrer seien geimpft, die Schüler und ihre Familien aber nicht. Neben der Maskenpflicht müssten auch die Abstände zwischen den Schülern gewährleistet sein. Das sei gerade in der Unter- und Mittelstufe der Gymnasien mit vollen Klassen in kleinen Räumen schwierig. „Da muss dann gut überlegt werden, bei welcher Inzidenz Präsenzunterricht unter solchen Bedingungen verantwortbar ist“, sagte der Vertreter des Zusammenschlusses der Gymnasiallehrer.