Nach der Wahl hat Kretschmann diese zwei Optionen

15. März 2021 , 09:47 Uhr

Die Grünen marschieren bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg durch und können sich den Koalitionspartner aussuchen. Zur Wahl stehen eine Fortsetzung der grün-schwarzen Koalition und eine Ampel mit SPD und FDP. Die stark geschwächte CDU will zwar unbedingt in der Regierung bleiben, aber auch SPD und Liberale stehen bereit.

Gespräche in der kommenden Woche

Ministerpräsident Winfried Kretschmann freute sich am Sonntagabend über das Rekordergebnis, wollte sich aber noch nicht auf ein Bündnis festlegen. Er will eine „verlässliche und stabile Koalition“. Rechnerisch wären das sowohl Grün-Schwarz und auch die Ampel. Kommende Woche sollen die Gespräche beginnen. Am Mittwoch kommen Grüne und CDU zusammen, am Freitag folgen die Treffen mit SPD und FDP. Klar ist nur: Sowohl die CDU als auch SPD und FDP wollen unbedingt in die Regierung. Das dürfte den Grünen bei ihren inhaltlichen Forderungen in die Karten spielen. 

CDU bremst Klimaschutz

Die Grünen wollen vor allem beim Klimaschutz mehr Tempo machen. Da hat die CDU an der einen oder anderen Stelle gebremst in den vergangenen fünf Jahren. Grünen-Landeschef Oliver Hildenbrand sprach sogar von „Klotz am Bein“. Ob das aber mit der FDP in einer Ampel besser würde, ist nicht gesagt. FDP-Spitzenkandidat Hans-Ulrich Rülke setzt auf eine Ampel. „Nun gibt es zwei Optionen: Weiter so mit Grün-Schwarz oder zu neuen Ufern mit einer Reformkoalition“, sagte er der dpa. Dabei erhielt er Unterstützung von ungewohnter Seite. Die Grüne Jugend im Südwesten erklärte, „die Plan- und Visionslosigkeit der CDU“ disqualifiziere sie als erneuter Koalitionspartner. „Wir wollen eine progressive Regierung“, sagte Sarah Heim, Sprecherin der Grünen Jugend. Dafür brauche es Mehrheiten jenseits der CDU.

CDU will Opposition verhindern

CDU-Landeschef Thomas Strobl soll mit seinen guten Kontakten zu Kretschmann verhindern, dass die Partei neben der AfD in der Opposition landet. Gegen Grün-Schwarz spricht, dass Grüne, SPD und FDP im Bund gerne zeigen würden, dass es auch eine Mehrheit jenseits der Union geben kann. „Die Chancen stehen 50:50“, sagt ein führender Grünen-Mann. Und Frank Brettschneider, Politikexperte von der Uni Stuttgart-Hohenheim, meint: „Die CDU müsste mehr zulassen beim Klimaschutz und auch bei den Ministerposten.“ Eine Neuauflage von Grün-Rot ist knapp nicht möglich. Rechnerisch könnte damit die neu gegründete Klimaliste Grünen und SPD eine Regierungsbildung vermasselt haben. Die neue Partei kam auf 0,9 Prozent der Stimmen.

Ergebnis der Wahl

Nach Auszählung aller Wahlkreise sah es so aus: Die Grünen schaffen 32,6 Prozent – das beste Ergebnis auf Landes- und Bundesebene jemals. Das ist ein Plus von 2,3 Punkten im Vergleich zur Wahl vor fünf Jahren. Der bisherige Koalitionspartner CDU fällt um 2,9 Punkte auf 24,1 Prozent – das ist das schlechteste Ergebnis in seiner ehemaligen Hochburg. Die SPD unterbietet ihr ohnehin schon schwaches Ergebnis von 2016 nochmal und landet bei 11,0 Prozent, ein Minus von 1,7 Punkten. Immerhin schaffen es die Sozialdemokraten damit noch auf Rang drei. Knapp dahinter die erstarkte FDP mit 10,5 Prozent (plus 2,2 Punkte). Größter Verlierer ist die AfD, die 336 000 Stimmen einbüßt und nur noch 9,7 Prozent erreicht – 5,4 Prozent minus. Und zuletzt: Die Linke macht im Südwesten einfach keinen Stich und verpasst erneut mit 3,6 Prozent den Einzug in den Landtag.

Eisenmann Leidtragende

Die einzige Leidtragende des Schlechten Wahlergebnis der CDU ist erstmal Susanne Eisenmann. Die 56 Jahre alte Spitzenkandidatin übernahm die Verantwortung und wird bei der Suche nach einer Koalition mit den Grünen keine Rolle spielen. Ob die Kultusministerin im Falle von Grün-Schwarz nochmal ins Kabinett darf, ist eher unsicher. Sie gehört nach ihrer krachenden Niederlage in ihrem Wahlkreis in Stuttgart gegen Verkehrsminister Winfried Hermann nicht mal mehr dem nächsten Landtag an. Da geht es Innenminister Strobl auch nicht viel besser, er unterlag in Heilbronn klar der Grünen Susanne Bay und verpasste ebenfalls den Einzug ins Parlament. Da der 60-Jährige aber die letzte Hoffnung der CDU ist, die Grünen von einer Fortsetzung von Grün-Schwarz zu überzeugen, bleibt er erstmal ungeschoren.

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