Karlsruhe/Stuttgart (dpa/lk) – Corona-Tests für jedermann wird es in Baden-Württemberg bis auf weiteres nicht geben. Aber dennoch soll sich im Südwesten bei den Tests etwas ändern. Sozialminister Manne Lucha hat seine Pläne am Dienstag im Kabinett vorgestellt. So sollen bestimmte Personengruppen, wie beispielsweise Personal in Krankenhäusern oder der Pflege regelmäßig getestet werden. Erst am Montag waren Ausbrüche und Neuinfektionen an Schulen in Bretten, Geislingen, Göppingen und Maulbronn gemeldet worden. Grundschulen und Kitas waren zu Wochenbeginn gerade erst zurück zum Regelbetrieb gekommen. Auch Rheinland-Pfalz denkt nicht über flächendeckende Testmöglichkeiten nach.
Trotz des Ausbruchs von Neuinfektionen in Schulen in Bretten und Göppingen will Baden-Württemberg Corona-Tests für jedermann wie in Bayern weiterhin weder anbieten noch finanzieren. Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Sozialminister Manne Lucha begründeten dies am Dienstag mit den Kosten und auch damit, dass Tests für jedermann bei der derzeitigen Infektionslage nicht angebracht seien. „Die überwältigende Mehrheit aller namhaften Epidemiologen und Gesundheitsexperten hält nichts von einer flächendeckenden Testung ins Blaue hinein“, sagte eine Sprecherin von Lucha. Sie plädierten vielmehr für eine gezielte und kluge Testung bestimmter Personengruppen und im Umfeld von lokalen oder regionalen Ausbrüchen.
Nach der am Dienstag vom grün-schwarzen Kabinett beschlossenen neuen Strategie sind Tests unter anderem vorgesehen, wenn jemand Symptome einer möglichen Infektion mit dem Coronavirus zeigt. „Wir müssen auch weiterhin jede Viruszirkulation in der Bevölkerung möglichst frühzeitig entdecken, um die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen. Mit unserer neuen Teststrategie haben wir hierfür ein Frühwarnsystem geschaffen, das es uns ermöglicht, uns an die aktuellen epidemiologischen Anforderungen anpassen zu können“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Nur so könne es gelingen, die Wiedereinführung flächendeckender restriktiver Maßnahmen zu vermeiden, die erneut mit weitreichenden wirtschaftlichen Folgen verbunden wären, so der Ministerpräsident.
Gesundheitsminister Manne Lucha sagte: „Hierzu sind zielgerichtete Untersuchungen in bestimmten Bevölkerungsgruppen erforderlich, die über unsere bisherige Teststrategie hinausgehen. Wichtig dabei ist, dass wir wirklich gezielt vorgehen und nicht ins Blaue hinein testen. Die Masse an Tests allein macht den Erfolg nicht aus. Vielmehr muss die Untersuchungsstrategie klug auf das Infektionsgeschehen und auf bestimmte Personengruppen ausgerichtet sein.“ Die Untersuchungen sollen laut Ministerpräsident Kretschmann erst nach den Sommerferien zu beginnen, wenn sich möglicherweise das Infektionsrisiko aufgrund von Urlaubsreisen ins Ausland erhöhe und die Erkältungssaison beginne.
Die erweiterte Teststrategie sieht vor, dass Personen, die Symptome zeigen, weiterhin auch getestet werden. Aber auch asymptomatische Kontaktpersonen werden nach bestätigten Infektionen Kontaktpersonen getestet – auch solche, die über die Corona Warn-App identifiziert worden seien. Tests sind auch bei der Aufnahme in stationären Pflegeeinrichtungen vorgesehen, bei Krankenhauseinweisungen und bei Patienten während eines Krankenhausaufenthalts. Außerdem soll es regelmäßige, stichprobenhafte Tests bei Personal in Krankenhäusern und Pflegeberufen geben, weiterhin wurde ein Eckpunktepapier zur Testung in Schlachtbetrieben ausgearbeitet.
Über das Vorgehen bei der Testung von Erziehern und Lehrern konnte sich die grün-schwarze Landesregierung bislang nicht einigen. Hier soll es an diesem Donnerstag weitere Gespräche geben. Minister Lucha sah auch für diese Gruppen eine Testung nach einem Stichproben-System vor. Kultusministerin Susanne Eisenmann fordert allerdings regelmäßige Testangebote für alle pädagogischen und nicht-pädagogischen Beschäftigten in Schulen und Kindertagesstätten.
Generell sind inzwischen in Deutschland Corona–Tests in vielen Fällen auch ohne akute Krankheitsanzeichen möglich – etwa in sensiblen Bereichen wie Kliniken, Pflegeheimen, Schulen und Kitas. Spahn hatte vor knapp drei Wochen dafür eine Verordnung verkündet, die eine Reihe zusätzlicher Testmöglichkeiten auf Kassenkosten festlegt. Bis dahin gab es Tests auf Kassenkosten in der Regel nur, wenn jemand Infektionssymptome zeigte wie Fieber, Husten, Halsschmerzen.