Kreisimpfzentren in der Region starten auf Sparflamme

22. Januar 2021 , 06:05 Uhr

Karlsruhe/Pforzheim/Baden-Baden (mt/lk) – Die Kreisimpfzentren in der Region sind bereit und stehen in den Startlöchern. Sowohl im Baden-Badener Kurhaus als auch in der Pforzheimer St.-Maur-Halle sind Kapazitäten für 750 Impfungen am Tag geschaffen worden. Wegen des stark reduzierten Impfstoffs können die Mitarbeiter in der Anfangszeit allerdings noch kein Vollgas geben.

Eingeschränkter Betrieb zum Start

Zum Start stehen in den ersten beiden Wochen nur sehr wenige Impfdosen zur Verfügung. Alle bislang verfügbaren Termine sind bereits ausgebucht. Da es anfangs so wenig Impfdosen gibt, werden im Kurhaus in Baden-Baden vorerst nur freitags und samstags zwischen 14 und 18 Uhr die Spritzen gesetzt. In der Schwarzwaldhalle in Bühl nur freitags, samstags und sonntags jeweils von 13 bis 18 Uhr. Auch die beiden Einrichtungen im Landkreis Karlsruhe im früheren Praktiker-Baumarkt in Bruchsal-Heidelsheim und in der E.G.O.-Halle in Sulzfeld werden nur an drei Tagen impfen: freitags ab 13 Uhr und sonntags sowie mittwochs jeweils ab 9 Uhr. Das Kreisimpfzentrum des Enzkreises in der Appenberg-Sporthalle in Mönsheim wird zu Beginn täglich von 14 bis 17 Uhr offen sein. Auch in der St.-Maur-Halle in Pforzheim startet das KIZ nicht mit dem vollen Betrieb, sondern mit reduzierten Öffnungszeiten.

Nur ein einziger Impftag

Zusätzlich zum zentralen Impfzentrum Messe Karlsruhe nimmt am Sonntag um 12 Uhr auch das Kommunale Impfzentrum in der Schwarzwaldhalle in Karlsruhe den Betrieb auf. Allerdings konnten – wegen des mangels an Impfstoff – seit Donnerstagabend erst 300 Termine freigeschaltet werden. Aus logistischen Gründen fallen diese alle auch auf den Sonntag. Der Großteil der bislang etwa 1.000 erhaltenen Impfdosen wird zur Erstimpfung in Pflege- und Altenheimen durch mobile Impfteams genutzt, die in den kommenden Wochen damit beschäftigt sein werden, Zweitimpfungen durchzuführen. Bisher wurden insgesamt rund 25.000 Dosen Impfstoff nach Karlsruhe geliefert. Davon wird die Hälfte aller Dosen am Samstag verimpft sein. Die andere Hälfte an Dosen wurde für die Zweitimpfung zurückgehalten.

Silberstreif am Horizont

Wegen des fehlenden Impfstoffs bittet Margret Mergen, die Oberbürgermeisterin von Baden-Baden, die Bürger um mehr Geduld. „Wir haben jetzt gerade Mal knapp über 1.000 Impfdosen bekommen. Wir haben aber alleine in der ersten Kategorie derer die geimpft werden dürfen – nämlich Menschen über 80 Jahre – in Baden-Baden über 5.000 Menschen. Daran erkennt man, dass wir noch einige Wochen Geduld haben müssen, bis überhaupt Mal die erste Gruppe durchgeimpft ist. Diese über 1.000 Impfdosen, die wir jetzt bekommen haben, müssen für die nächsten zwei Wochen reichen“, sagte Mergen im Interview mit der neuen welle. Doch dieser Zustand wird voraussichtlich nicht dauerhaft sein, so die Oberbürgermeisterin: „Ich bin sicher, wir werden in einigen Wochen deutlich mehr Impfdosen bekommen. Ziel ist, dass wir an sieben Tagen die Woche 750 Impfungen täglich im Kurhaus vornehmen können und dann würde das natürlich relativ schnell gehen. Dann sehen wir auch ein Silberstreif am Horizont.“ 

Sparflamme als Testlauf

Mit dem Baden-Badener Kreisimpfzentrum selbst ist Verwaltungsleiter Jürgen Jung sehr zufrieden: „Die Rahmenbedingungen sind toll. Wir können alles einhalten. Es ist alles mit Hygiene, mit allen Sicherheitseinrichtungen abgestimmt. Ich glaube, es ist einfach Zeit, dass es losgeht und vor allem für die Betroffenen dringend Zeit, dass es losgeht.“ Den Start auf Sparflamme sieht Jung hingegen als einen gewissen Testlauf an: „Das ist der große Vorteil. Das [Kreisimpfzentrum] kann etwa 750 Impfwillige am Tag betreuen. Dann haben wir noch zwei mobile Teams, die 100 bis 150 weitere Impfungen vornehmen können; also Kapazität bis 900. Heute sind pro Tag 200 vorhanden und das nutzen wir, um zu üben. Wir haben in einer Stunde etwa 40 Impflinge, die wir jetzt in der ersten Phase betreuen. Ausgelegt sind wir auf 60. Wir haben aber das komplette Personal da, um die Abläufe wirklich routiniert hinzubekommen.“

Praxen statt Straßen

Auch im Pforzheimer Kreisimpfzentrum in der St.-Maur-Halle können 750 Menschen täglich geimpft werden. Hier werden anstelle einer Straße Praxen verwendet. „Wir nutzen nicht das Konzept einer rein linearen Straße, sondern wir arbeiten mit sogenannten Impfpraxen, in denen ein Arzt immer zwei Räume betreut“, erklärt Sebastian Fischer, der Leiter des städtischen Katastrophenschutzes in Pforzheim. Die Idee dazu stammt aus dem zentralen Impfzentrum in Karlsruhe: „Wir haben das hier lokal diskutiert. Diese Geschichte hat uns überzeugt.“ Vorteil ist vor allem der niedrigere Bedarf an ärztlichem Personal: „Es wird auch noch ein Marathon werden, wenn wir das über sechs Monate betreiben wollen. Das war anfangs auch nicht klar, wie viele Ärztinnen und Ärzte, wie viele medizinische Fachangestellte können wir über diesen langen Zeitraum für die Arbeit hier gewinnen. Diese Menschen fehlen wieder wo anders in der Versorgung. Deswegen war es uns wichtig, alles so effizient wie möglich zu machen“, so Fischer. Die Impfpraxen bieten allerdings nicht nur personelle Vorteile, sondern auch einen entscheidenden für die Patienten: „Wir haben weniger Warteprozesse, weniger Stühlerücken für den Impfling, weil man einfach wie in einer normalen Arztpraxis von medizinischen Fachangestellten hereingeholt, hingesetzt und überprüft wird. Man wird schon mal freundlich begrüßt und ein Arzt, eine Ärztin springt nur für das Aufklärungsgespräch und eventuell den Piks zwischen den Räumen hin und her.“

Keine mobile Impfung für Einzelpersonen

Vorteile bietet der Start der Kreisimpfzentren für die Gruppe der über 80-Jährigen: „Kurze Wege an der Basis für die Menschen, die entsprechend mobil sind und mit Unterstützung von Angehörigen hier her kommen können“, erklärt Fischer im Gespräch mit die neue welle. Flexibilität bieten dagegen die mobilen Impfteams. Deswegen würde immer wieder nachgefragt, ob mobile Impfteams Einzelpersonen der Zielgruppe auch zu Hause aufzusuchen könnten: „Bei dieser Art und Weise des Impfstoffs wäre das gar nicht möglich, Patienten zu Hause zu besuchen. Nicht nur von der Menge, sondern auch, weil das Gläschen nicht mehr transportiert werden darf. Insofern sind die mobilen Impfteams darauf angewiesen, dass sie fünf bis sechs Menschen an einer Stelle impfen können. Das geht gar nicht anders“, so Fischer. 

Keine Angst vor Impfung

Wenn die Patienten vor Ort angekommen sind, sind sie nicht verpflichtet, sich auch impfen zu lassen. Vor dem Piks gibt es ein Aufklärungsgespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin, in dem alle Fragen gestellt werden können. Nicola Buhlinger-Göpfarth, die Pandemiebeauftragte der Kassenärztlichen Vereinigung, versichert, dass man keine Angst vor der Impfung haben braucht: „Ich glaube, jeder ist in seinem Leben schon mal geimpft worden. Es ist im Wesentlichen nichts anderes. Es ist vom Ablauf der gleiche Prozess. Und wer hat schonmal eine negative Erfahrung dabei gemacht? Was haben Sie an Nebenwirkungen maximal gehabt? Wahrscheinlich eine gerötete lokale Stelle oder der Arm hat ein bisschen wehgetan. Wir erwarten, dass sich die Reaktionen auf diesem Impfstoff in diesem Bereich abspielen.“ Allgemein schätzt Buhlinger-Göpfarth die Impfbereitschaft höher ein, als sie bisher dargestellt worden ist: „Man sieht, dass viele momentan leider noch vergeblich versuchen, für sich selber oder eben für Oma und Opa, Impftermine über das Internet zu buchen. Die Lage ist momentan durch den limitierenden Faktor Impfstoff noch angespannt. Damit sind wir nicht zufrieden, aber wir erwarten, dass sich das in den nächsten Wochen deutlich entspannen wird.“

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