Karlsruher Klinikumschef würde sich auch gerne wieder mit Leuten treffen

26. Februar 2021 , 15:20 Uhr

Karlsruhe (mt) – Der positive Trend der Corona-Infektionszahlen in der Region ist vorbei. Momentan bewegt sich die Reproduktionszahl bundesweit um 1 herum und die Infektionszahlen steigen wieder. Deswegen appelliert der Chef des Städtischen Klinikums in Karlsruhe, Michael Geißler dazu, den Lockdown mindestens vier weitere Wochen aufrechtzuhalten.

Wohlbefinden muss Nachrang haben

„Ich würde auch gerne mal wieder rausgehen, mich mit Leuten treffen, ein Bierchen trinken gehen, auf Konzerte gehen. Bei den Kindern ist es anders, die sind durch die Lockdownmaßnahmen auch in der Entwicklung gefährdet. Bei den Erwachsenen muss ich im Augenblick klar sagen: Das Wohlbefinden, sich einfach wieder in eine schöne Situation zu bringen, muss Nachrang vor der Belastung der Mitarbeiter im Krankenhaus haben und vor allem vor den schwerkranken Patienten, die dann sterben könnten“, so der Klinikumschef am Freitag in Karlsruhe. Die ersten Öffnungen der Friseure, Blumenläden und Fahrschulen am Montag setzen für Geißler das falsche Signal: „Das setzt ein Signal ‚Es wird alles gut, Normalität kommt.‘ Es wird nicht alles gut werden.“

„Gehen Sie Mal auf eine Covid-Intensivstation“

„Die Bevölkerung da draußen sieht es nicht. Ich sehe hier die Kehrseite der Medaille. Ich kann nur appellieren an alle Menschen, politische Entscheidungsträger: Gehen Sie einfach mal auf eine Covid-Intensivstation, Normalstation. Stellen Sie sich vor, wenn Sie die vollvermummt in einer Stunde besucht haben, dass die Mitarbeiter dort schon seit über einem Jahr unter diesen Bedingungen arbeiten. Schicht für Schicht für Schicht. Dann verstehen Sie, warum ich nicht will, dass wir wieder in eine Situation wie vor zwei Monaten kommen“, erklärt der Klinikumschef im Gespräch mit der neue welle. 

Impfung zu langsam

Für Geißler ist vor allem die langsame Impfung ein Problem: „Wir können aus meiner Sicht politisch nicht beides machen. Also wenn wir zu langsam impfen, nicht genug Impfstoff haben, dann können wir jetzt im Augenblick nicht lockern. Wir könnten dann mit gutem Gewissen früher lockern, wenn wir effizienter impfen würden, das zeigen die Daten aus Israel und England.“ Allerdings sei Deutschland weit davon entfernt, schnell und effizient zu impfen, weil einfach der Impfstoff fehle, so Geißler. 

„Das ist ein exzellenter Impfstoff“

Kein Verständnis hat der Klinikumschef beim Streit um den AstraZeneca Impfstoff: „Es ist ein Wahnsinn, was hier momentan für eine öffentliche Diskussion stattfindet. Das ist ein exzellenter Impfstoff. Der eine herausragende Wirksamkeit hat. Der bei der entscheidenden Wirksamkeit, nämlich die Verhinderung von schweren Verläufen, also Verläufe, aufgrund derer Patienten sterben können oder ins Krankenhaus müssen, zu 96 Prozent verhindert und damit genauso gut ist wie Biontech und Moderna. Es ist wissenschaftlich sowieso eine Unsitte, drei unterschiedliche Impfstoffe mit drei unterschiedlichen Studienkonzepten miteinander zu vergleichen. Das nennt man ‚Cross-Tail-Comparison‘. Das geht nicht. Ich würde mich sofort damit impfen lassen, ich bin momentan ja noch nicht dran, weil ich als Geschäftsführer nicht patientennah arbeite.“

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