Region (mt) – Hat ihr Hund einen Schlaganfall, die Katze Nierenversagen oder der Goldhamster eine Gebärmutterentzündung? Dann ist Uwe Lässig Ihr Mann. Er ist der Gründervater des Tierrettungsdienstes UNA Union für das Leben e. V. Der Verein hilft Haustieren oder akut kranken und verletzten Tieren, um diese medizinisch korrekt zu versorgen und transportieren.
Lässig kommt eigentlich aus der Notfallmedizin für Menschen. Weil bei seinen Einsätzen allerdings niemand den Tieren helfen konnte, hat er sich entschlossen, das selbst in die Hand zu nehmen. Zehn Jahre habe das Konzept in der Schublade gelegen, erzählt der Tierrettungssanitäter, dann habe es akute Vorfälle bei Bekannten von Lässig gegeben: „Die hatten eine Hundebeißerei. Es war kein Tierarzt da. Es war keine Klinik da. Niemand konnte transportieren und dann habe ich gesagt: ‚So, jetzt mache ich das!‘ Dann habe ich ein paar Kollegen gefunden, die tatkräftig mitgeholfen haben.“ Ob Lässig einem Tier oder einem Menschen hilft, macht für ihn keinen großen Unterschied. Für den Tierrettungssanitäter sind die Tiere allerdings einen kleinen Tick dankbarer, wenn sie gerettet wurden: „Sie guckt das Tier mit großen Augen an und dann wissen Sie genau, dass es sagen will: ‚Ich dank Dir, dass Du mir geholfen hast.'“
Das Ganze hat als eine Idee aus der Schublade klein angefangen, jetzt bedient der Tierrettungsdienst inzwischen den kompletten nordbadischen Raum. Von Bühl aus über den Landkreis Calw, Nagold, Pforzheim bis in den Enzkreis. Das Projekt hat im Bereich Bad Herrenalb/Karlsruhe gestartet. Dort ist auch immer noch der Schwerpunkt. Aber auch außerhalb Baden-Württembergs hilft der Tierrettungsdienst. In Rheinland-Pfalz reicht das Einzugsgebiet von der Südpfalz durchgehend bis zur hessischen Grenze. Von dort aus fahren die Fahrzeuge weiter bis ins Rhein-Main-Gebiet und rund um Frankfurt. Genauso sind im Neckar-Odenwald Fahrzeuge stationiert. Bundesweit sind 330 Einsatzkräfte und Fahrzeuge im Einsatz, die über die zentrale Tierrettungsleitstelle koordiniert werden.
Tierretter zu werden, ist in Deutschland gar nicht so leicht. „In Deutschland ist der Tierrettungsdienst überhaupt nicht geregelt. Es gibt keine gesetzlichen Vorgaben. Wir haben uns in anderen europäischen Ländern wie Holland, der Schweiz, Österreich orientiert. Dort gibt es gesetzliche Regelungen“, erzählt Lässig. Er und seine Kollegen haben seit 2008 auch in Deutschland eine Ausbildung zum Tierrettungssanitäter und Tiernotfallsanitäter etabliert. Dafür haben sie in den anderen Ländern die Ausbildungen teilweise selbst besucht und dann die dortigen Vorgaben an die deutschen Gegebenheiten angepasst. Diese müssen auch heute noch immer wieder modifiziert werden.
Der Tierrettungsdienst UNA bietet aber nicht nur die Ausbildung für Tierrettungssanitäter, sondern auch Erste-Hilfe-Kurse für Haustierbesitzer an. „Wenn ich ein Haustier habe, egal welches, dann sollte ich wissen, was ich an Erstmaßnahmen zu veranlassen habe oder selber machen kann“, erklärt Lässig im Gespräch mit der neuen welle. Tierbesitzer sollten nicht den Fehler machen, zur nächsten Tierklinik zu fahren, statt den Tierrettungsdienst zu rufen. „Wir erleben es immer wieder und leider viel zu oft. Dann wird das Tier in die Box gelegt, kann nicht beobachtet und keine Erste-Hilfe geleistet werden. Wenn man dann in der Tierklinik ist, macht man den Deckel auf und das Tier ist leider verstorben“, erklärt der Tierrettungssanitäter. Wenn der Besitzer hingegen Erste-Hilfe leisten und warten würde, bis der Rettungswagen käme, funktioniere das Ganze laut Lässig genauso wie in der Menschenrettung.
Wenn Ihr Haustier tatsächlich einen Notfall haben sollte, scheuen Sie sich nicht, beim Tierrettungsdienst anzurufen. „Die Leute am Telefon sind bei uns qualifiziert ausgebildet. Das sind alles ausgebildete Tiernotfallsanitäter, die können entscheiden, ob hier ein Notfalleinsatz von Nöten ist“, versichert Lässig. Auch wenn sich am Ende herausstellen sollte, dass es sich doch nicht um etwas Schlimmes handelt, sei das für den Tierrettungssanitäter nicht weiter tragisch: „Lieber einmal zu viel für ein gesundes Tier fahren, als einmal zu wenig und das kranke Tier hat dann keine Überlebenschance mehr. Dort sollte man sich nicht unbedingt fälschlicherweise zurückhalten“, erklärt Lässig. Der 24 Stunden Notruf ist über die 0180 – 55 952 952 erreichbar. Die Kosten bestehen aus einer Grundgebühr von 35 Euro plus 1,65 Euro – 2,25 Euro (abhängig von der Art des Einsatzfahrzeuges) pro gefahrenen Kilometer. Dazu kommen dann noch die Kosten für das verwendete Material, wie zum Beispiel Sauerstoff. Bei längeren Einsatz- oder Wartezeiten können zusätzlich Kosten für die Zeiten anfallen. Der fällige Betrag wird nach dem Einsatzende direkt bezahlt.