Pforzheim (lk) – Die Pforzheimer Hausärztin Nicola Buhlinger-Göpfarth bietet am Mittwoch eine ungewöhnliche Impfaktion an: auf einem Supermarktparkplatz in Huchenfeld bekommen Impfwillige ohne Termin ihre Dosis. Die Ärztin musste bislang in ihrer Sprechstunde mit Patienten endlos diskutieren, damit die den Impfstoff Astrazeneca akzeptieren.
Die Hausärzte in der Region haben zunehmend Probleme den Impfstoff von AstraZeneca an den Mann zu bringen. Viele Menschen sind dem Vakzin gegenüber immer noch sehr kritisch eingestellt. Daher ist er in den Praxen oft noch in größeren Mengen vorhanden. Die Pforzheimer Hausärztin Nicola Buhlinger-Göpfarth bietet heute von 14 bis 20 Uhr auf einem Edeka Parkplatz in Huchenfeld Impftermine mit Astrazeneca an. Das Misstrauen vieler Patienten gegen den höchst wirksamen Impfstoff sei leider groß, sagte die Medizinerin. Der Zeitaufwand für die Gespräche mit den Impfberechtigten auf ihrer Warteliste sei enorm und kaum zu rechtfertigen. „Wir diskutieren uns mit den Patienten dumm und dusselig“, hatte sie moniert. „Wir wissen genau, dass es hundert andere gibt, die sich damit gerne impfen lassen wollen.“
Die Debatte um das Vakzin sei eine Luxusdebatte. Darum will die Ärztin rund 250 liegen gebliebene Astrazeneca-Dosen verimpfen. Zwei Kolleginnen hätten sich ihr angeschlossen. Ihren Worten zufolge ist es die erste Aktion dieser Art im Südwesten. Heute sollen alle, die sich impfen lassen wollen, auch ohne Termin drankommen. Voraussetzung ist, dass die Menschen impfberechtigt sind und, sofern sie unter 60 sind, ausdrücklich mit der Astrazeneca-Impfung einverstanden sind. Dieser Impfstoff wird in Deutschland nur für Menschen ab 60 empfohlen. Astrazeneca war trotz seiner hohen Wirksamkeit wegen selten auftretender Blutgerinnsel im Zusammenhang mit der Impfung in Verruf geraten. Falls Impfstoff übrig bleiben sollte, können sich auch nicht priorisierte Personen impfen lassen. Die Impfaktion ist von der Ortsverwaltung und der Kassenärztlichen Vereinigung genehmigt worden.
Den Segen für die Aktion bekommt die Medizinerin auch von der Landesregierung. Gesundheitsminister Manne Lucha sagte auf der Regierungspressekonferenz am Dienstag: „In den Impfzentren haben wir kein Abgabeproblem mit dem Impfstoff von AstraZeneca. In den Arztpraxen hingegen schon. Die Idee der Pforzheimer Ärztin ist ganz schön pfiffig.“ Auch Lucha und Ministerpräsident Kretschmann hatten sich selbst mit AstraZeneca impfen lassen. „Das ist ein hochwirksamer und Schutz bietender Impfstoff für eine gewisse Personengruppe. Wir werden auch weiterhin die Kassenärzte unterstützen, dafür zu werben, dass das Vakzin stärker akzeptiert wird“, so Lucha weiter.