Graben-Neudorf (lk) – Die Gemeinde Graben-Neudorf gibt für die Umsiedlung von acht Mauereidechsen über 21.000 Euro aus. Nur dadurch kann der Bebauungsplan für das Wohnquartier „Neue Mitte“ realisiert werden.
21.300 Euro sind eine ganze Stange Geld. Die muss die Gemeinde Graben-Neudorf jetzt in die Hand nehmen, um acht Eidechsen umzusiedeln. Denn nur so kann der Bebauungsplan für das Wohnquartier „Neue Mitte“ realisiert werden. „Das ist eine Auflage, die uns gemacht wurde. Das Landratsamt Karlsruhe und das Regierungspräsidium Karlsruhe haben von uns gefordert, dass wir diese acht Eidechsen umziehen lassen müssen. Sonst hätte es keinen Bebauungsplan gegeben. Und darum hatten wir keine andere Wahl“, sagt Graben-Neudorfs Bürgermeister Christian Eheim im Interview mit der neuen welle.
Leider ist so eine Umsiedlung eine aufwendige und kostspielige Angelegenheit. „Die bürokratischen Vorgaben, die da gemacht werden, wie die Ausgleichsfläche auszusehen hat, sind einfach enorm. Das hat mich selbst auch sehr gewundert. Auch am neuen Wohnort der Eidechsen müssen Umgestaltungen vorgenommen werden. Das kostet einfach unglaublich viel Geld“, so Eheim weiter. Die Gemeinde hatte während des Verfahrens sogar zwischendurch mal die Auflage des Landratsamtes, die Eidechsen genetisch beproben zu lassen. Um feststellen zu lassen, ob es badische oder zugewanderte Eidechsen seien. Das konnte die Gemeinde jedoch abwenden.
Die bürokratischen Hürden übersteigen auch Bürgermeister Eheims Horizont: „Artenschutz ist wichtig – aber die Politiker in Stuttgart und Berlin müssen sich manchmal auch fragen, ob der Bogen nicht etwas überspannt wird.“ Zumindest haben die acht Tierchen, um die es hier geht, jetzt eine neue Heimat auf einer Ausgleichsfläche südlich von Graben-Neudorf bekommen. Ein professioneller Eidechsenfänger ist von der Gemeinde beauftragt worden, der dort im Gebiet unterwegs war und schlussendlich acht Eidechsen einfangen konnte. Nach dem Aussetzen der Eidechsen auf der gemeindeeigenen Fläche – zwischen Spargeläckern – werde natürlich noch weiter kontrolliert, wie es den Tieren im neuen Habitat gehe, so Eheim.
Auf der Grünfläche hat jede Eidechse jetzt etwa 80 Quadratmeter Platz für sich. Auch das musste aufwendig errechnet werden. „Da ist die Frage, wie viele Eidechsen die Biologen auf der Fläche vermuten. Und wie viele am Ende gefangen werden können. Da gibt es immer eine gewisse Diskrepanz. Das ist ein hochkomplexer Prozess“, erläutert der Rathauschef. Bereits im Vorfeld hatte die Gemeinde Graben-Neudorf jedoch angeboten, die Eidechsen gar nicht zu zählen, sondern eine Ausgleichsfläche ebenso groß wie das geplante Bebauungsgebiet bereitzustellen. Doch das Landratsamt sah das für nicht notwendig an. Am Ende kam alles anders – und der Bauprozess wurde auch in Graben-Neudorf massiv verzögert.
Mauereidechsen sind streng geschützt. Wenn eine Population vorkomme, müsse gewährleistet sein, dass Ersatzlebensraum geschaffen werde, heißt es von der Unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt Karlsruhe. An einem anderen Ort wird dann eine Lebensstätte für die Tierchen geschaffen. Allerdings muss ein bestimmter räumlicher Zusammenhang bestehen, so die Naturschutzbehörde weiter. In die Ferne aussiedeln ist daher nicht möglich.