Stuttgart/Allensbach (pm/dpa/lk) – Die Deutschen schauen trotz Corona optimistisch in die Zukunft. Das belegt der zehnte Deutsche Post Glücksatlas. Allerdings ist die Lebenszufriedenheit leicht gesunken. Die Menschen in Baden-Württemberg schaffen es immerhin auf den zweiten Platz der zufriedensten Regionen. Zufriedener sind die Menschen nur noch in Schleswig-Holstein und Hamburg. Für die Studie im Auftrag der Deutschen Post hat das Institut für Demoskopie in Allensbach von März bis Juni – also während des ersten Corona-Lockdowns – knapp 4.700 Bundesbürger ab 16 Jahren befragt.
Trotz erheblicher Corona bedingter Einschnitte in das gesellschaftliche, wirtschaftliche und private Leben ist das Glücksniveau in Deutschland relativ moderat zurückgegangen. Der 10. Deutsche Post Glücksatlas belegt, dass die Lebenszufriedenheit der Bevölkerung im Krisenjahr 2020 auf einer Skala von 0 bis 10 aktuell bei 6,74 Punkten liegt und somit rund 6 Prozent unter dem Allzeithoch aus dem Vorjahr. 2019 wies der Glücksatlas noch ein Rekordhoch von 7,14 Punkten aus.
Trotz der großen Unsicherheit, wie die Pandemie weiter verlaufen wird, gehen die meisten Deutschen allerdings davon aus, dass ihre Lebenszufriedenheit bereits im kommenden Jahr wieder ein ähnlich hohes Niveau wie im Vorjahr erreichen wird. 80 Prozent der Befragten sind froh während der Corona-Krise in einem Land wie Deutschland zu leben. 50 Prozent sagen, dass die Krise den gesellschaftlichen Zusammenhang gestärkt hat.
Wie in den vergangenen Jahren leben die glücklichsten Deutschen im Norden. Platz 1 teilen sich Schleswig-Holstein und Hamburg mit 6,92 Punkte. Platz zwei geht an Baden-Württemberg mit 6,88 Punkte, gefolgt von NRW und Bayern. Auf den hinteren Rangplätzen finden sich gleichermaßen ost- und westdeutsche Bundesländer. Hessen landet auf Platz 12 mit 6,63 Punkten, gefolgt von Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Thüringen verliert als einziges ostdeutsches Bundesland und landet bei 6,5 Punkten.
Ein Grund für das bessere Abschneiden des Ostens liegt darin, dass die ostdeutschen Bundesländer von der Corona-Pandemie deutlich schwächer betroffen sind. Dort gibt es im Durchschnitt „nur“ 5,13 Erkrankte pro 100.000 Einwohner, die bis Anfang Juli in Verbindung mit der Krankheit Covid-19 verstarben. In Westdeutschland liegen diese Zahlen bei durchschnittlich 11,17 Toten pro 100.000 Einwohner. Auch die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise treffen den Westen stärker. Die Zahl der Arbeitslosen und Kurzarbeiter stieg im Frühling/Sommer im Westen um 2,6 Prozentpunkte mehr als in Ostdeutschland.
Die Pandemie und der verhängte Lockdown in der ersten Jahreshälfte haben sich daher auf Ost- und Westdeutschland unterschiedlich stark ausgewirkt. In Westdeutschland fällt das Zufriedenheitsniveau insgesamt etwas stärker ab, nämlich um 0,42 auf 6,75 Punkte gegenüber 0,3 auf 6,7 Punkte in ostdeutschen Bundesländern. Damit löst sich der Glücksabstand zwischen Ost und West nahezu (0,05 Punkte) auf. 2019 betrug dieser noch 0,17 Punkte. Bei Frauen ist der Effekt deutlicher ausgeprägt als bei Männern.
Die Corona-Pandemie beherrscht zwar weiterhin die Schlagzeilen, sie hat aber das Thema „Nachhaltigkeit“ nicht verdrängt. So machen sich 65 Prozent der Deutschen langfristig mehr Sorgen um den Klimawandel als um die Bekämpfung des Corona-Virus. Die Daten zeigen zudem, dass nachhaltiger Konsum beim Großteil der Deutschen die Lebenszufriedenheit fördert. 70 Prozent der Befragten geben an, dass es ihnen ein gutes Gefühl gibt, ein Produkt zu kaufen, das nachhaltig hergestellt wurde.