Stuttgart/Ulm (dpa/svs) – Weil die Politik schon wieder von Schulschließungen nach den Sommerferien spricht, bemühen sich viele Kommunen im Südwesten verstärkt um minderjährige Impfkandidaten. Ein Ulmer Experten hält eine Impfung von unter 16-Jährigen für mehr als sinnvoll. Auch in der Region wird kräftig an Schulen geimpft. Karlsruhe zum Beispiel schickt Mobile Impfteams an Berufsschulen, in Horb bietet ein Internist Impfungen für Schüler ab 16 an.
Eine erneute coronabedingte Schließung von Schulen im kommenden Schuljahr könnte aus Sicht eines Experten durch eine Impfung von 12- bis 16-Jährigen vermieden werden. «Die Ständige Impfkommission sieht zwar keinen Vorteil für den einzelnen Schüler durch eine Impfung, aber der gesellschaftliche Nutzen wäre enorm», sagte Guido Adler, Koordinator für mobile Impfteams in Ulm. Schüler sollten auch ungeachtet der Ausbreitung der besonders ansteckenden Delta-Variante ab Mitte September wieder unbesorgt in die Schulen gehen können. Außerdem litten auch jüngere Erkrankte trotz leichten Verlaufs der Infektion unter deren Spätfolgen; damit gebe es auch in dieser Altersgruppe mit derzeit steigenden Inzidenzen gute medizinische Argumente für eine Impfung.
Der Koordinator beim Deutschen Roten Kreuz will im Endspurt vor den Sommerferien möglichst viele 16-Jährige und ältere impfen, die für den Piks keine Zustimmung der Eltern brauchen. Die Vakzine von Biontech ist für junge Menschen ab 12 Jahren zugelassen. Die Stadt Ulm ist nach Angaben der Verwaltung die landesweit erste gewesen, die so umfassend Impfangebote für die ab 16-Jährigen an ihren 30 weiterführenden Schulen bereitstellte. Nach Auskunft Adlers, eines pensionierten Facharztes für innere Medizin, sind bei den 16-Jährigen und älteren Berufsschülern 70 Prozent erstgeimpft. Das ist ein besserer Wert als der landesweite von 58,7 Prozent.
Angefangen haben die mobilen Impfteams vor etwa zwei Wochen in den Beruflichen Schulen mit vielen bereits volljährigen Schülern. In einigen Klassen seien fast alle bereits geimpft gewesen – sei es durch den Hausarzt, sei es in einem Impfzentrum – in anderen kaum einer. In der Folge begaben sich Impfteams auch in Gymnasien. Adler: «Unser Angebot ist gut aufgenommen werden, Ängste von jungen Männern und Frauen, keine Kinder zeugen oder nicht schwanger werden zu können, haben wir rasch widerlegt.»