Elsässer fürchten Grenzschließung und stürmen Kehler Geschäfte

16. Oktober 2020 , 16:53 Uhr

Kehl/Stuttgart (dpa/mt) – Die Elsässer sind am Donnerstag nach der Einstufung der französischen Grenzregion als Corona-Risikogebiet alarmiert gewesen. Aus diesem Grund gab es einen Ansturm von Einkäufern in der badischen Kleinstadt Kehl. Jetzt möchten die Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland die beunruhigten Menschen beruhigen.

24-Stunden-Regelung entlang der Grenzen

Die drei Länder haben laut Mitteilung des baden-württembergischen Staatsministeriums beschlossen, dass die sogenannte 24-Stunden-Regelung entlang der jeweiligen Grenzen zu den Nachbarländern gelten soll. Diese Regelung erlaube es den Bürgern, sich diesseits und jenseits der Grenzen unbeschränkt innerhalb von 24 Stunden im Grenzgebiet zu bewegen und ihrem Alltag ohne Behinderungen nachzugehen. Deswegen könne an keiner der Außengrenzen zu Frankreich, Luxemburg und Belgien das tägliche Leben, Arbeiten und Studieren durch einen kompletten Lockdown lahmgelegt werden, betonten Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD, Rheinland-Pfalz), Ministerpräsident Tobias Hans (CDU, Saarland) und Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne, Baden-Württemberg) am Freitag. Als es im März zu Grenzschließungen kam, habe es noch keine Testungen und Nachverfolgungen von Infektionsketten gegeben. Man setze auf eine grenzüberschreitende Pandemiebekämpfung.

Ausnahmezustand in Kehl

Gerüchte über Grenzschließungen hatten am Donnerstag nach Angaben der Stadt Kehl dort für einen „Ausnahmezustand“ gesorgt. Es habe meterlange Schlangen vor den Läden und Tabakgeschäften gegeben, unzählige Autos an Tankstellen und bis zu 100 Menschen gleichzeitig in den lokalen Drogeriemärkten. „Es war so viel los, wie sonst nur an einem französischen Feiertag“, berichtete eine Sprecherin. Trotz Nieselregens habe sich ein Meer von Menschen durch die Stadt bewegt. Auch am Freitag seien vor allem Drogeriemärkte noch gut besucht gewesen. Viele Produkte sind diesseits des Rheins günstiger als in Frankreich. Auslöser für die Hamsterkäufe seien Medienberichte gewesen, wonach das Robert Koch-Institut (RKI) die Region Grand Est aufgrund der Entwicklung der Corona-Lage zum Risikogebiet erklärt. Die Bundesregierung hat inzwischen von Samstag an fast ganz Frankreich – darunter das an Baden-Württemberg grenzende Elsass – als Corona-Risikogebiet eingestuft.

Hamsterkäufe auch in Baden-Württemberger

Angesichts steigender Corona-Zahlen sorgen offenbar auch schon manche Baden-Württemberger vor. Seit Samstag sei mehr Toilettenpapier gekauft worden, berichtete Sabine Hagmann, Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbandes Baden-Württemberg. Sie betonte zugleich: „Es gibt gar keinen Grund, zusätzliche Vorräte anzulegen. Die Warenversorgung ist stabil.“ Die Lieferketten arbeiteten problemlos. „Man hat aus der Vergangenheit gelernt.“ In den Lagern gebe es „ganz viel Toilettenpapier“, das müsse man nur ordern. „Wenn jeder nur kauft, was er braucht, gibt es nirgends Engpässe“, unterstrich sie.

 

 

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