Die Krux mit der Testpflicht: Einzelhandel und Friseure kämpfen, Zoo ist zufrieden

05. Mai 2021 , 18:30 Uhr

Region (lk) – Wegen der Corona-Pandemie und aktuell recht hohen Inzidenzen ist seit geraumer Zeit das Einkaufen nur mit einem negativen Corona-Test möglich. Dienstleistungen, wie einen Friseurbesuch, dürfen nur Menschen, die vorab ein negatives Ergebnis vorlegen können, in Anspruch nehmen. Seit rund eineinhalb Wochen mit Inkrafttreten der Bundes-Notbremse dürfen auch Zoos und Wildparks wieder öffnen – völlig unabhängig von der Inzidenz. Auch hier muss ein negativer Test vorgelegt werden, der nicht älter als 24 Stunden sein darf. Doch wie werden diese Angebote angenommen? Nehmen die Kunden lange Schlangen an Testzentren und keinerlei Spontanität mehr in Kauf?

Einzelhandel ächzt unter den Folgen von Terminshopping

Die Kinder brauchen neue Schuhe und die müssen vorher unbedingt anprobiert werden. Doch leider darf der Schuhladen unter einer Inzidenz von 150 nur mit Termin und negativem Testergebnis betreten werden – wie überall im Einzelhandel. Also heißt es wohl für viele Eltern momentan: Termin im Geschäft ausmachen, dann Termin für sich und die drei Kinder im Schnelltestzentrum in der Nähe ausmachen, alles zeitlich koordinieren und im schlimmsten Fall noch vor dem Testzentrum in der Schlange warten. Doch nehmen die Kunden solche Strapazen auf sich, oder leidet der Einzelhandel unter den Click&Meet Regelungen mit negativem Testergebnis? Sven Rubel vom Handelsverband Nordbaden sagt, dass das Einkaufen mit Termin und negativem Testergebnis schlichtweg nicht funktioniere. „Der Einzelhandel liegt aktuell etwa 80 bis 90 Prozent an Umsatz unter den Vorjahren. Das Einkaufen mit Test ist zu aufwändig und umständlich. Das ist eine Unbequemlichkeit, die der Kunde nicht toleriert. Diese Regelung bringt dem Einzelhandel leider nichts“, so Rubel im Interview mit der neuen welle. Es gebe in den Fußgängerzonen zu wenig Testzentren und vor diesen zu lange Schlangen. Die Menschen würden daher auf den bequemen Onlinekauf im Internet ausweichen.

Zoos und Tierparks sind größtenteils zufrieden

Die Zoos und Tierparks in der Region sind hingegen zufrieden mit dem Publikumsverkehr. Das Freizeitangebot wurde zwar vor allem an den Wochenenden gut angenommen, Besucherstürme seien aber ausgeblieben. Pressesprecher Timo Deible vom Zoo Karlsruhe sagte auf Nachfrage: „Wir sind sehr zufrieden, es gab keinen Ansturm, aber den wollen wir ja auch nicht haben.“ Der Zoologische Stadtgarten sei froh, dass die Sonderregelung diese Ausnahme zur Öffnung ermögliche. Und die Besucher seien froh, dass sie kommen dürften. Ein ähnliches Bild zeigt sich im Wildpark in Pforzheim. Nach einer Woche Betrieb herrschte weitgehend Zufriedenheit. Am Wochenende sei der Tierpark ausgebucht gewesen, unter der Woche sei aber noch Luft nach oben. Mit der Testpflicht klappe es den Angaben nach ganz gut: die Besucher könnten den Test im Zentrum unten in der City machen, den Berg hinauf zum Wildpark fahren und wenn sie oben ankämen, liege das Ergebnis schon per Mail vor. Die ersten Tage im Alternativen Wolf- und Bärenpark in Bad Rippoldsau-Schapbach waren zwar noch nicht so gut besucht, das dürfte aber auch ein bisschen am Wetter gelegen haben. Besuche sind dort mit negativem Testergebnis, mit nachweislich überstandener Erkrankung oder mit vollständigem Impfschutz möglich. Alternativ können hier aber auch Selbsttest mitgebracht und vor Ort gemacht werden.

Nach kurzem Ansturm teils gähnende Leere in Friseursalons

Auch bei den Friseuren ist seit zwei Wochen Haare schneiden ohne vorheriges negatives Testergebnis nicht mehr möglich. Zusätzlich muss während des Haarschnitts die gesamte Zeit über eine Maske getragen werden. Wurden die Stimmen Anfang des Jahres immer lauter und riefen nach der baldigen Öffnung der Salons, ist das Bild nur wenige Wochen später ein ganz anderes: Nach einem kurzen Ansturm auf die Friseure herrscht jetzt gähnende Leere. Das sagt Eric Schneider von der Friseurinnung Karlsruhe Bretten: „Die Situation im ländlichen und außerstädtischen Raum ist teilweise dramatisch mit Einbrüchen bis zu 80 Prozent. Im Bereich der Stadt ist es nicht ganz so extrem. Durch das dort dichtere Angebot an Testzentren und die Möglichkeit zusätzlich Click&Meet Angebote wahrnehmen zu können, ist die Bereitschaft sich testen zu lassen offensichtlich größer. Aber auch hier hören wir von Umsatzrückgängen bis zu 30 Prozent.“ Für die Friseure sei es einfacher, in den Salons direkt zu testen, so Schneider. „Die Anforderungen dafür sind ein bisschen stramm, aber das ist in Ordnung. Das soll ja auch eine seriöse Sache sein.“

Selbsttests bei geschulten Friseuren zugelassen

Konkret geht es darum, dass Friseure ab sofort Corona-Selbstests der Kunden anerkennen dürfen und Nachweise ausstellen können. Das Friseurpersonal muss dazu geschult sein. Die Schulung kann online gemacht werden. Dazu bieten unter anderem die Dehoga, die Handwerkskammern oder das Deutsche Rote Kreuz kostenlose Web-Seminare an. Möglich ist auch, dass eine andere geschulte Person den Laientest überwacht und das Ergebnis bescheinigt. „Sobald eine dritte Person die Testung überwacht und als rechtmäßig attestiert, erhält sie ihre Gültigkeit. Das könnte beispielsweise ein Lehrer beim Schnelltest in der Schule sein. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass es bei betrieblichen Testungen ähnlich ist“, so Schneider weiter. Die Regelung sei für die Friseure sinnvoll, da Kunden einen bereits gemachten Test nun auch für den Friseur nutzen könnten.

Angst vor positiven Personen bei den Hairstylisten

Allerdings bringen die Tests weitere Probleme mit sich: Friseure bräuchten geeignete separate Räumlichkeiten, sie müssten die Testungen dokumentieren und dadurch könnte es zu Wartezeiten und Menschenansammlungen kommen, die eigentlich vermieden werden sollten. Außerdem bestünde die Möglichkeit, dass sich auf einmal eine positiv getestete Person im Landen befinden könnte. Für Friseurin Simone Kreischer aus Karlsruhe ein Grund keine Schnelltests im eigenen Laden in der Amalienstraße anzubieten. Sie habe zwar Personal, das Schnelltests machen dürfte. Sie möchte aber keine Corona-positive Person im Laden haben. Ähnlich sieht das auch Simon Jachthuber von den Heartbeat Friseuren Rastatt: „Ich hab die Schulung absolviert und ich kann meine Kundschaft vor Ort testen. Das Problem dabei ist, dass wir ein erhöhtes Risiko haben, weil jeder Test auch positiv sein kann. Außerdem ist es ein enormer Zeitaufwand. Der Terminplan muss nochmal deutlich ausgeweitet werden und dann werden es wieder weniger Kunden. Offizielle Teststellen finde ich deutlich angenehmer.“

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