Bund und Länder wollen Corona-Lage am Dienstag neu besprechen

15. Januar 2021 , 09:28 Uhr

Stuttgart/Berlin (dpa/lk) – Kanzlerin Angela Merkel will schon am Dienstag und nicht erst wie geplant am 25. Januar mit den Ministerpräsidenten der Länder über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie beraten. Es gebe derzeit keinen Spielraum für Öffnungen. Nötig sei, noch mehr zu tun, um Kontakte zu reduzieren. Dazu gehöre unter anderem eine stärkere Nutzung von Homeoffice. Auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hatte sich am Donnerstag für „weitere und schärfere“ Maßnahmen ausgesprochen.

Virus-Varianten bereiten Sorgen

Regierungssprecher Seibert sagte, die Zahl der Neuinfektionen sei weiterhin viel zu hoch. Dazu komme das neue Risiko einer Virus-Mutation, die in Irland und Großbritannien zu einem extremen Anstieg der Fälle geführt habe. Nötig sei, noch mehr zu tun, um Kontakte zu reduzieren. Dazu gehöre eine stärkere Nutzung von Homeoffice. Auch im öffentlichen Nahverkehr mit Bussen und Bahnen gehe es darum, Wege zu finden, wie Kontakte unter Fahrgästen ausgedünnt werden könnten. Dies heiße aber nicht, den ÖPNV einzustellen, betonte der Regierungssprecher.

Mutationen im Südwesten angekommen

Auch in Baden-Württemberg sind bereits sechs Fälle der in Großbritannien beobachteten Coronavirus-Variante aufgetreten. Zudem gebe es einen Fall mit der Virusmutation aus Südafrika, teilte das Landesgesundheitsamt am Donnerstag mit. Die Virus-Mutation aus Großbritannien war kurz vor Weihnachten erstmals im Südwesten nachgewiesen worden. Weiterhin liegen alle 44 Stadt- und Landkreise im Südwesten über dem Sieben-Tages-Inzidenzwert von 50 – ab dem Wert gilt eine Kommune als Risikogebiet. Die Kreise Heilbronn und Ravensburg weisen sogar eine Inzidenz von mehr als 200 auf.

Verlängerung des Lockdowns wahrscheinlich

Ministerpräsident Kretschmann geht daher von einer Verlängerung des Lockdowns über Januar hinaus aus. „Wir befinden uns noch nicht in einem Abwärtstrend“, sagte Kretschmann zu den aktuellen Infektionszahlen. Man wisse noch nicht, was da auf das Land zukomme. Der Landeschef will vorsorglich schärfere Maßnahmen durchsetzen. So seien in den Unternehmen noch längst nicht genügend Mitarbeiter im Home Office. Da gebe es „Luft nach oben“. Zuletzt hatte der Grünen-Politiker auch schärfere Ausgangsbeschränkungen ins Gespräch gebracht. „Wenn das richtig aus dem Ruder läuft, wie wir das in London oder so sehen, und wenn das Gesundheitswesen kollabiert, dann muss man drastische Ausgangssperren machen. Das ist dann das einzige Mittel, das noch wirksam ist“, hatte er am Dienstagabend gesagt.

Kommt Pflicht zum Home-Office?

Im Kampf gegen Corona soll aber das Arbeiten von zu Hause eine größere Rolle spielen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will sich zusammen mit Arbeitgebern und Gewerkschaften zum häufigeren Arbeiten im Home Office stark machen. Bislang hatte die Politik lediglich „dringend gebeten“, großzügige Homeoffice-Möglichkeiten zu schaffen, um den Grundsatz „Wir bleiben zu Hause“ umsetzen zu können. Inzwischen gibt es aber eine Diskussion über zusätzliche Vorgaben, um dies stärker durchzusetzen – auch, um Gedränge in Bussen und Bahnen im Berufsverkehr zu vermeiden. Unternehmen müssten stärker in die Corona-Auflagen einbezogen werden, forderte nun auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. „Wir sollten das Homeoffice verpflichtend machen – dort, wo es geht“, sagte er am Freitag. „Im ersten Lockdown hatten wir ein Viertel der Arbeitsplätze im Homeoffice, jetzt ist es nur noch ein Siebtel“, so Lauterbach. „Wir haben eine viel stärkere Welle, aber wir machen viel weniger Homeoffice.“

RKI: Maßnahmen sind erfolgreich

Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, hat trotz allem die aktuell geltenden Anti-Corona-Maßnahmen als erfolgreich bezeichnet. Denn die Zahlen seien zumindest einmal nicht mehr weiter nach oben gegangen. Die Beschränkungen müssten aber konsequenter durchgesetzt werden, forderte er in den ARD Tagesthemen. Man habe gemerkt, dass es nach wie vor Menschen gebe, die bewusst oder unbewusst Fehler machten oder teilweise bestimmte Anweisungen oder Empfehlungen erst gar nicht umsetzten. Man könne nicht behaupten, die Maßnahmen funktionierten nicht, wenn sie gar nicht alle umgesetzt würden. Außerdem vertrat auch Wieler die Meinung, dass es noch mehr Betriebe gebe, in denen im Homeoffice gearbeitet werden könnte.

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