Karlsruhe (pm/cmk) Am kommenden Wochenende dürfen die 1. und die 2. Fußballbundesliga ihren Spielbetrieb wieder aufnehmen. Weiter geht es also im Abstiegskampf. Doch auch neben der sportlichen Perspektive will rund um den Verein einfach keine Ruhe einkehren. Eine Planinsolvenz steht im Raum, die Mitglieder sollen in wenigen Tagen abstimmen. Das „Bündnis KSC“ bietet dem Verein nun finanzielle Unterstützung an, dafür müsse aber Präsident Ingo Wellenreuther zurücktreten. Hinter der Investoren-Gemeinschaft steht unter anderem die GEM Ingenieurgesellschaft.
Ingo Wellenreuther hat sich nun einer Stellungnahme geäußert. Darin sagt er, dass er von Anfang an der Meinung war und auch immer noch ist, dass vor dem Gang in eine Insolvenz in Eigenverwaltung – zunächst mit allen Kräften und Mitteln versucht werden sollte, eine Zahlungsunfähigkeit abzuwenden. Hierbei begrüßt er jedes Engagement, das zu diesem Ziel beitragen kann. Hierzu gehört auch das Angebot des „Bündnis KSC“.
Entgegen der Aussage in seiner Pressemitteilung, hat das „Bündnis KSC“ seine Bereitschaft zur finanziellen Rettung des KSC allerdings nicht an eine entsprechend formulierte „Bitte“ geknüpft, Wellenreuther möge das Amt des Präsidenten des KSC e.V. niederlegen. Das „Bündnis KSC“ ließ durch seinen Rechtsanwalt vielmehr mit Schreiben vom 05.05.2020 mitteilen, dass Zahlungsbereitschaft nur unter der Bedingung bestehe, dass der Präsident Tage später, seinen Rücktritt erkläre. Das „Bündnis KSC“ ließ außerdem durch seinen Rechtsanwalt schriftlich ausrichten, dass Wellenreuther die Gelegenheit erhielte, seinen Rücktritt am 14.05.2020, also am Vortag der außerordentlichen Mitgliederversammlung des KSC e.V., in einer im Vorfeld mit dem „Bündnis KSC“ abgestimmten Videobotschaft öffentlich bekannt zu geben. Nachdem Wellenreuther dieser Forderung nicht innerhalb der nur wenige Stunden betragenden Frist nachgekommen ist, hat der Rechtsanwalt des Bündnisses die verstrichene Frist bis Sonntag, den 10.05.2020 um 12.00 Uhr verlängert. Wellenreuther bat mehrmals darum, dem KSC und seinen Gremien mitzuteilen, welche Personen und/oder Unternehmen sich hinter dem „Bündnis KSC“ zusammengeschlossen haben und in welcher Höhe sie Anteile des Karlsruher Sportclubs erwerben wollen. Doch bisher wurde nichts entsprochen.
„Oberste Prämisse in meiner Funktion als Präsident des KSC war und ist es stets, dass das Wohl des Vereins an erster Stelle zu stehen hat. In diesem Sinne wäre ich grundsätzlich auch bereit, zum Wohle des KSC mein Amt als Präsident niederzulegen, wenn dies Voraussetzung dafür wäre, dringend benötigte und anderweitig nicht rechtzeitig zu erlangende finanzielle Mittel für den KSC zu erhalten und ein geeigneter Nachfolger bereit stünde“, erklärt der Präsident in seiner Stellungnahme. Doch seine Verantwortung, die er als Präsident hat, wird er sich nicht entziehen lassen, weil eine entsprechende Forderung durch eine anonyme Gruppe von Personen erhoben wird, die ohne jede Transparenz und ohne Beleg behaupten, sie verfügten über erhebliche Finanzmittel. „Eine Amtsniederlegung widerspräche dem auf der letzten Mitgliederversammlung des KSC e.V. zum Ausdruck gebrachten Mehrheitswillen. Sie kann deshalb nur dann in Frage kommen, wenn sämtlichen gewählten Gremien des KSC e.V. und seiner Tochtergesellschaften die Prüfung ermöglicht wird, welche Personen und/oder Unternehmen Anteile an der KSC GmbH & Co. KGaA erwerben wollen“, heißt es in der Stellungnahme.
Seit mehreren Wochen beschäftigt das Thema Planinsolvenz die Fußballfans in Karlsruhe. Die finanzielle Lage beim KSC ist miserabel, das ist schon lange kein Geheimnis mehr. Am 15. Mai sollen die Mitglieder nun darüber entscheiden, ob der Karlsruher SC die Entschuldung in Eigenverantwortung durchführen wird oder nicht. Bis dahin wollen die Vereinsverantwortlichen eigenen Aussagen zufolge aber alles dafür tun, um die Planinsolvenz abzuwenden. Dafür wurden bereits Gespräche und Lösungen mit Sponsoren gesucht.
Jetzt folgt der nächste Knall. Eine zunächst anonyme Investoren-Gemeinschaft namens „Bündnis KSC“ will dem Verein offenbar sechs Millionen Euro zur Verfügung stellen, um die Planinsolvenz zu vermeiden – das geht aus einer Mitteilung der Anwaltskanzlei „Caemmerer Lenz“ hervor, die vom „Bündnis KSC“ beauftragt worden sein soll. Voraussetzung dafür sei allerdings unter anderem der Rücktritt von Präsident Ingo Wellenreuther. Zwar wurde der aktuelle KSC-Präsident schon in den vergangenen Jahren mehrfach kritisiert und zum Rücktritt aufgefordert, die jetzige Forderung in Verbindung mit einem solchen Zahlungsangebot ist wohl aber neu.
Die schriftliche Mitteilung der Anwaltskanzlei liegt der neuen welle vor. Dort heißt es wörtlich: „Das Bündnis KSC ist ein Zusammenschluss von regionalen Unternehmen, die bereit sind die zur Vermeidung der Insolvenz benötigten finanziellen Mittel in Höhe von 6 Mio. EUR bereitzustellen.“ Die Unterstützung solle ohne eine weitere Verschuldung erfolgen, konkret „durch die Zuführung von Eigenkapital über den Kauf von Aktien an der Karlsruher SC GmbH & Co. KGaA“. Die jetzige Bereitschaft des „Bündnis KSC“ wird in dem Schreiben folgendermaßen begründet: „ Die Bereitschaft, sich für den KSC in dieser existentiellen Situation zu engagieren und einen substanziellen Beitrag zu leisten, beruht auf der Notwendigkeit, dringend erforderliche Veränderungsprozesse auf Basis eines tragfähigen Konzepts einzuleiten, um den KSC auf eine belastbare, zukunftsfähige Grundlage zu stellen.“
Voraussetzungen für die 6 Millionen Euro seien die Sicherstellung von positiven Vergleichen mit den Hauptgläubigern im Rahmen der außergerichtlichen Entschuldung und die Finanzierung der „kommenden Spielzeiten“ ohne eine weitere Verschuldung. Die dritte Forderung, die das „Bündnis KSC“ stellt, ist der Rücktritt von Ingo Wellenreuther von seinen Ämtern als Präsident und Beiratsvorsitzender der Karlsruher SC GmbH & Co. KGaA noch vor der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 15. Mai 2020. Als Begründung der Rücktritts-Forderung heißt es: Um den Neustart einzuleiten und die Bereitschaft zu einer veränderten unternehmerischen Handlungsweise zu dokumentieren.“ Das Bündnis wolle allerdings keine bestimmten Personen in Gremien des Vereins oder der KGaA sehen. „Die Nachbesetzung von möglichen Vakanzen obliegt alleine den Gremien und Mitgliedern des KSC gemäß den geltenden Satzungen“, so heißt es weiter.
Wellenreuther wurde erst im vergangenen Oktober für drei Jahre wiedergewählt. Bei der Präsidentschaftswahl setzte er sich knapp gegen seinen Herausforderer Martin Müller durch. Schon im Vorfeld der Wahl gab es hitzige Diskussionen und Anschuldigen, in der Schwarzwaldhalle kam es schließlich zum emotionalen Showdown. Müller war bereits dreijähriges Mitglied im Verwaltungsrat des Vereins und Geschäftsführer der GEM Ingenieursgesellschaft in Karlsruhe, die zur CG Gruppe (Sponsorings unter anderem bei RB Leipzig) gehört. Diese wiederum ist seit vergangenem Jahr Top-Sponsor beim Karlsruher SC. Er galt als erster ernstzunehmender Konkurrent für Wellenreuther. Zunächst trat das „Bündnis KSC“ anonym auf. Doch am Freitagnachmittag gab sich ein Teil der Investoren zu erkennen. Brisant: Auch die GEM Ingenieurgesellschaft ist mit dabei.
Auch Teil vom „Bündnis KSC“ sind einer zweiten Mitteilung der Anwaltskanzlei zufolge die Hettmannsperger Bohrgesellschaft aus Ötigheim, die Firma Weiss aus Baden-Baden, die Artus Gruppe, Pasta Nuova und das Unternehmen Wifo aus Rheinstetten. Auch weitere regionale Unternehmen und Privatpersonen, die als Sponsoren oder Mitglieder mit dem KSC verbunden sind seien involviert. Dieser Teil bleibt aber weiterhin anonym. So heißt es in der Mitteilung: „Eine öffentliche Nennung zum aktuellen Zeitpunkt möchten diese Mitglieder jedoch noch nicht.“