Forbach (pm/lk) – Für mehr Rücksicht wirbt eine Kampagne des ADAC, die an diesem Freitag zum Auftakt der Motorradsaison in Forbach im Kreis Rastatt startet. Mit mehr als 200 großflächigen Schildern wollen der Autoclub, das Innenministerium Baden-Württemberg und die Aktion „Gib acht im Verkehr“ Motorradfahrer dazu bringen, verstärkt an Anwohner und Erholungssuchende zu denken, die unter dem Lärm der teils überlauten Maschinen leiden.
Im Garten entspannt ein Buch lesen oder mit Freunden plaudern? „Oft nur schwer möglich“, bringt es Katrin Buhrke, Bürgermeisterin in Forbach, auf den Punkt. Denn: Tausende Motorradfahrende und andere Ausflügler sind an den Wochenenden auf der Schwarzwaldhochstraße und ihren Nebenstraßen unterwegs. Die lärmbelasteten Gemeinden in Baden-Württemberg schlagen Alarm. Der Bundesrat fordert aus Gründen des Lärmschutzes zeitlich beschränkte Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen. Die Biker hingegen fühlen sich zu Unrecht pauschal bestraft. ADAC, Innenministerium Baden-Württemberg und die Aktion „Gib Acht im Straßenverkehr“ wollen mit der gemeinsamen Kampagne „Bitte leise“ sensibilisieren und für eine rücksichtsvollere Fahrweise werben. Dazu heute das erste von rund 200 großformatigen Hinweisschildern in Forbach eingeweiht.
Die Kampagne des ADAC und seiner Partner will mit Aussagen wie „Respekt zeigen. Leise fahren“, „Bitte nicht röööhren“ oder „Leise fahren. Lärm ersparen!“ auf Tafeln am Straßenrand das Problembewusstsein bei Motorradfahrern schärfen. Einerseits ist ein Motorrad nicht zuletzt so laut oder leise wie es der Fahrer steuert. Der ADAC appelliert an die Motorradfahrenden, möglichst vernünftig, leise und umweltverträglich zu fahren. Vor allem ein starkes und damit lärmintensives Beschleunigen direkt nach einer Ortschaft ist im Sinne aller Anwohner zu vermeiden. Eine vorausschauende Fahrweise ohne unnötiges Abbremsen und Beschleunigen, der Verzicht auf nachtägliches legales Soundtuning und die Einhaltung der Tempolimits senken die Geräuschentwicklung deutlich.
Der stellvertretende Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl sowie Verkehrsminister Winfried Hermann unterstützen die Initiative des Automobilclubs. Strobl machte deutlich: „Für überflüssigen Motorradlärm habe ich kein Verständnis. Mit der Kampagne wollen wir die Bikerinnen und Biker wachrütteln und auf die Nöte der Menschen in den lärmgeplagten Kommunen hinweisen. Wir wollen überzeugen. Klar ist freilich auch: wer sich nicht an die Regeln hält, wird konsequent kontrolliert und angezeigt.“ Hermann appelliert an die Verantwortung der Motorradfahrer: „Motorradlärm beeinträchtigt die Lebensqualität und Gesundheit von Anwohnerinnen und Anwohnern sowie Erholungssuchenden erheblich. Deswegen fordere ich von den Motorradfahrenden eine rücksichtsvolle Fahrweise. Sie haben den Motorradlärm wortwörtlich selbst in der Hand.“
Die drastische Verschärfung der Lage führt der Lärmschutzbeauftragte der Landesregierung, Thomas Marwein, zum einen auf deutlich gestiegene Zulassungszahlen bei den Motorrädern in den letzten Jahren zurück, zum anderen auf immer lautere Maschinen. Verstärkt werde das Problem durch die Fahrweise einzelner und dadurch, dass viele im Pulk dort unterwegs sind. Ob im Schwarzwald, auf der Schwäbischen Alb oder im Odenwald: „Sobald das Wetter schön ist, sind beliebte Biker-Strecken voll und die Bewohner haben keine Ruhe mehr.“ Wer direkt an der Straße wohne, leide nicht selten unter Lärm von bis zu 100 Dezibel. „Das entspricht einem Presslufthammer. Da kann man nicht mehr auf der Terrasse sitzen. Es ist wirklich schlimm, wie die Leute in den Dörfern darunter leiden.“
Katrin Buhrke ist gespannt, wie sich die Aktion auswirkt: „Die Gemeinde Forbach ist durch den Motorradverkehr insgesamt stark belastet, durch die Schwarzwald-Topographie mit den entsprechenden Schallreflektionen sind auch Gebiete vom Lärm betroffen, die nicht unmittelbar an den Straßen liegen.“ Mit der Teilnahme an der ADAC Kampagne möchte sie einen weiteren Kanal auf Augenhöhe nutzen, um auf einen Ausgleich zwischen den Interessen der Motorradfahrer und der Lärmbetroffenen hinzuwirken. Zusätzlich kommen in Forbach Geschwindigkeits-Displays zum Einsatz, aber auch bauliche Veränderungen wurden bereits angestrengt, um bestimmte Bereiche zu entschärfen.