Karlsruhe/Stuttgart (dpa/lk) – Baden-Württemberg will rund 85 Flüchtlinge aus Moria aufnehmen. Das Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos wurde bei einem Feuer im September zerstört. Das Netzwerk „Organisation Seebrücke“, dem unter anderen die Städte Stuttgart und Karlsruhe angehören, haben Plätze für 200 Moria-Migranten angeboten. Doch die Landesregierung will nicht so viele ins Land lassen.
Die Bilder der Flammen im Flüchtlingslager gingen um die Welt: Das Camp von Moria wurde im September bei einem Großbrand völlig zerstört. Einigen seiner Bewohner wollte auch Deutschland helfen. Nun hat die Landesregierung den baden-württembergische Anteil beziffert. Das Land wird nach Angaben des Innenministeriums voraussichtlich rund 85 Menschen aus dem abgebrannten Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos aufnehmen. Die Bundesregierung hatte sich Mitte September auf die Aufnahme von 1.553 Asylsuchenden in Deutschland verständigt.
Mehrere Kommunen haben sich über die Organisation Seebrücke als sogenannte sichere Häfen zur Aufnahme von Migranten bereiterklärt, darunter Stuttgart, Mannheim, Karlsruhe und Mehrstetten im Landkreis Reutlingen. Welche Städte, Gemeinden oder Landkreise im Südwesten wie viele Menschen aufnehmen würden, vermag das Ministerium den Angaben nach mangels valider Daten nicht zu sagen. Auf der Internetseite der Seebrücke sind jedoch über 30 Gemeinden aus Baden-Württemberg als sicherer Hafen aufgeführt. Diese Kommunen hatten Platz für etwa 200 Geflüchtete angeboten.
In einem offenen Brief an die Landesregierung hatten mehr als 160 Gruppen, Initiativen, Vereine und religiöse Gemeinschaften im Land wie der Flüchtlingsrat Baden-Württemberg im Dezember appelliert, dass Grün-Schwarz sich für ein Landesaufnahmeprogramm für Geflüchtete an den europäischen Außengrenzen und bessere Bleiberechte für hier lebende Schutzsuchende einsetzen solle. Nicht nur auf den griechischen Inseln spitze sich die Lage immer weiter zu. „Als Landesregierung haben Sie die Möglichkeit, zum Ende der Politik der Abschottung beizutragen und Schutzsuchenden Perspektiven eines menschenwürdigen Lebens zu geben“, hieß es in dem Schreiben.
Die Geflüchteten sollten verteilt auf neun Flüge vom 28. Januar bis Ende März in Deutschland einreisen, hieß es weiter. Wegen der Corona-Pandemie sowie weiterer Unwägbarkeiten wie Erkrankungen könne es jedoch jederzeit zu Veränderungen im Zeitplan kommen. Zunächst würden die Geflüchteten im niedersächsischen Grenzdurchgangslager Friedland untergebracht, bevor sie auf die Länder verteilt werden.
Die Diakonie Baden mit Sitz in Karlsruhe setzt sich gemeinsam mit einem Bündnis von rund 140 zivilgesellschaftlichen Organisationen und Initiativen für die Evakuierung und Aufnahme der Schutzsuchenden in Bosnien ein. Noch immer harren rund 3.000 Menschen ungeschützt vor dem bosnischen Winter ohne winterfeste Unterbringung aus. Ihnen droht der Kältetod. In Bosnien wird es keine menschenwürdige Lösung für die Schutzsuchenden geben. Es müssen jetzt schnelle und unbürokratische Evakuierungs- und Rettungsmaßnahmen eingeleitet werden, so der Appell.