Region ist sich einig: Click & Collect im Handel kommt zu spät

13. Januar 2021 , 15:35 Uhr

Karlsruhe/Rastatt (mt) – Seit Montag darf der Einzelhandel seine Waren wieder über Click & Collect anbieten. Das bedeutet, dass Kunden vorab im Internet oder per Telefon bestellen und die Waren anschließend in den Geschäften abholen können. Die Lockerung kommt aber etwas zu spät. Bereits in der umsatzstarken Weihnachtszeit wäre sie dringend notwendig gewesen.

Hygienerechtlich keine Notwendigkeit

„Wir hatten Bestellungen in den Geschäften, die nicht abgeholt worden sind. Die ausgeliefert werden mussten, wenn möglich oder noch gewünscht. Und daher kam diese Lockerung im Grunde ein bisschen spät. Vor allem weil hygienerechtlich eigentlich keine Notwendigkeit gewesen wäre,“ so Sabine Hagmann, die Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg e. V., im Interview mit der neue welle. Ein Problem für den Einzelhandel sei vor allem, dass die Maßnahmen Mitten im Weihnachtsgeschäft getroffen wurden. Das ist das wichtigste und umsatzstärkste Geschäft im Jahr: „Im Dezember verdienen wir sozusagen auch für das Defizit anderer schwacher Monate mit,“ so Hagmann.

Weihnachtsgeschäft 30-40 Prozent des Jahresumsatzes

Die Ansicht teilt auch Frank Theurer, Geschäftsführer der City Initiative Karlsruhe e. V.: „Der Zeitpunkt, an dem Click & Collect zumindest hier in Baden-Württemberg an den Start kommt, ist reichlich spät. Ich hätte mir das schon viel früher gewünscht. Zu dem Zeitpunkt an dem man den zweiten Lockdown gemacht hat, also Mitte Dezember.“ Dass Click & Collect erst jetzt wieder erlaubt ist, hat die Bedingungen für den Einzelhandel zusätzlich erschwert: „Die Einnahmen aus dem Weihnachtsgeschäft machen oft 30 bis 40 Prozent des eigentlichen Jahresumsatzes bei manchen Händlern aus. Es ist natürlich eine mittelprächtige Katastrophe, dass diese Einnahmen nicht generiert werden konnten,“ erklärt Theurer. 

Jeder kleinste Umsatz wichtig

Trotz dem späten Start von Click & Collect helfe es laut Hagmann dem Einzelhandel wenigstens ein bisschen: „Wir  kämpfen um jeden Strohhalm im Einzelhandel, jeder kleinste Umsatz ist für uns wichtig. Deswegen ist es für uns auch ein wichtiges Zeichen, dass wir den Kontakt zu unseren Kunden nicht verlieren und dass wir wenigstens ein bisschen was gestalten können.“ Für Thomas Richers, Vorsitzende von RA³ Gewerbeverein für Einwohner Industrie und Handel in Rastatt e. V. sei Click & Collect die einzige Möglichkeit, die der Einzelhandel jetzt habe: „Es steht uns nicht viel anderes zur Verfügung. Ich hoffe, dass viele Einzelhändler das in Anspruch nehmen können und dass viele Kunden darauf zurück greifen. Für den einen oder anderen ist es leicht händelbar, für den anderen ist es schwieriger.“

Auch Discounter ein Problem

Neben dem fehlenden Weihnachtsgeschäft ist die Konkurrenz der Discounter im zweiten Lockdown ein großes Problem: „Warum ist es einem Discounter möglich, Textilien, Schuhe und andere Dinge, die eigentlich mit Lebensmittel nichts zu tun haben, zu verkaufen? Das stößt auf großen Unmut. Hier muss ganz stark nachreguliert werden. Klar, der Discounter soll öffnen, aber er soll Lebensmittel verkaufen und keine Textilien und andere fremde Sortimente, die da eigentlich nichts zu suchen haben. Das gibt eine Marktverzerrung und das ist nicht in Ordnung“, ärgerte sich Richers. 

Bequemlichkeit ernst nehmen

Laut Richers habe die Corona-Krise gewisse Tendenzen verstärkt, die vorher schon da gewesen seien. Der größte Faktor, der dabei von Bedeutung ist, ist die Bequemlichkeit der Menschen: „Wenn ich heute in einem Textilgeschäft ein Kleidungsstück anprobiere, und es haben möchte und dann feststelle, dass es ist in meiner Größe nicht mehr da, dann werde ich oft vertröstet. Warum hat der Verkäufer kein Tablett in der Hand und sagt: ‚Kein Problem, sagen Sie mir Ihre Adresse. Sie bezahlen, in zwei Tagen haben sie es zu Hause geliefert.‘ Ich weiß, wie schwierig das ist für jeden kleinen Einzelhändler. Aber das sind Veränderungsprozesse, die die Zukunft ausmachen. Wer die Bequemlichkeit des Menschen ernst nimmt, der wird auch Lösungen finden für den lokalen Einzelhandel,“ ist sich Richers sicher. 

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