Karlsruhe/Stuttgart (dpa/lk) – Die heilige Nacht wird still – so viel ist klar. Trotzdem versuchen die Kirchen im Land zur Feier von Jesu‘ Geburt so viel auf die Beine zu stellen, wie unter Corona-Bedingungen möglich ist. Sie passen ihre Pläne für Weihnachtsgottesdienste den neuen Corona-Verordnungen an. Klar ist: Die Veranstaltungen sollen stattfinden. Es gelten Vorgaben wie Abstands- und Hygieneregeln, Gesangsverbot und Anmeldepflicht. Viele Angebote im Internet, Radio und Fernsehen sollen es allen Menschen ermöglichen, an einem Gottesdienst teilzunehmen. Für die Hotspot-Regionen Pforzheim und Enzkreis wurden aber alle Präsenzgottesdienste abgesagt.
Die Lage stelle vor allem die Gemeinden vor große Herausforderungen, erklärte der badische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh am Dienstag in Karlsruhe nach Gesprächen mit der evangelischen Landeskirche Württemberg. Die Kirchen wollten alles dafür tun, dass nicht noch mehr Menschen krank werden oder sterben. „Aber zugleich spüren wir, dass die Menschen die Weihnachtsbotschaft ganz besonders brauchen: Gott wird Mensch und bringt Licht in unsere Dunkelheit. Darauf vertrauen wir, dieser Glaube gibt Menschen Zuversicht und stärkt sie.“ Für die Gottesdienste wurden umfangreiche Hygienekonzepte ausgearbeitet: Dazu zählten die Maskenpflicht, das Gesangsverbot für die Gemeinden sowie Anmeldelisten für die Weihnachtsgottesdienste. Außerdem setzt die Evangelische Kirche – wie auch schon zu Ostern – auf zahlreiche Online-Angebote.
Gottesdienste gelten auch in den landesweiten Ausgangsbeschränkungen als triftiger Grund, das Haus zu verlassen. Die Kirche empfiehlt den Gemeinden den Angaben nach aber, Gottesdienste so zu planen, dass die Gläubigen um 20:00 Uhr zu Hause sein können. Nur für den 24. Dezember gelte diese Empfehlung nicht – hier sind also auch Besuche der Christmette – zu einem späteren Zeitpunkt am Abend – möglich. Wer einen Gottesdienst besuchen möchte, sollte sich aber schon jetzt informieren, wie viele Plätze es gibt und wie man sich anmelden kann. So können Warteschlangen vor den Kirchen vermieden werden.
Die Landeskirche empfiehlt, ab einer Inzidenz von 200 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche zu digitalen Gottesdienstformaten oder Hausandachten einzuladen. „Bei einer Inzidenz von 300 oder mehr Fällen dürfen keine Präsenzgottesdienste stattfinden, auch nicht im Freien“, hieß es in einer Mitteilung. Für die Hotspots Pforzheim und Enzkreis wollen die Gemeinden jetzt umplanen. Viele von ihnen hatten sich kreative Alternativen für Heiligabend überlegt, wie etwa die mobile Kirche auf einem LKW. Doch jetzt müsse man sich auf Video-Gottesdienste und Live-Streams konzentrieren, teilte das Dekanat Pforzheim mit. Dasselbe gilt für den Enzkreis, obwohl der Inzidenzwert dort im Moment knapp unter der 300er-Marke liegt. Man wolle aber kein Risiko eingehen, heißt es.
In Pforzheim wird es mehrere Videogottesdienste geben. In der evangelischen Pfarrgemeinde Mühlhausen wurde außerdem in langer Vorbereitung in vielen Kleingruppen ein Krippenspiel aufgenommen, an dem insgesamt 90 Kinder teilgenommen haben. Um einen Gottesdienst Zuhause feiern zu können und trotzdem die große Gemeinschaft der Mitfeiernden zu erleben, werden in der Pforzheimer Friedensgemeinde auch zwei Gottesdienste per Videokonferenz gefeiert. An Heiligabend um 22 Uhr und speziell für Kinder am 26. Dezember um 11 Uhr. (www.evkirche-pf.de)
Eine Idee mit verschiedenen Stationen hatte der Karlsruher Pfarrer Dirk Keller. Er wollte gemeinsam mit einer Studentin ab dem 4. Advent als „Maria und Josef“ gekleidet mit einer mobilen Krippe in der Stadt unterwegs sein und Weihnachtssterne und Segenssprüche verteilen. „Wir wollten mit dieser Aktion die christliche Botschaft mit Leichtigkeit in den Alltag der Menschen tragen“, so Keller. Der Lockdown verhindere das. Deshalb ist das Projekt der Citykirchenarbeit an der Stadtkirche nun in einem Film festgehalten. Ausgestrahlt wird „Maria und Josef unter uns“ am 20. Dezember auf Baden TV und ist über www.stadtkirche-karlsruhe.de zugänglich.
Als Unterstützung für den Gesang Zuhause hat das Kantorat an der Evangelischen Auferstehungskirche Karlsruhe-Rüppurr adventliche Musik, Choräle und Lieder aus dem Evangelischen Gesangbuch zusammen mit Texten, Bildern und Videos in einem neuartigen digitalen Adventsliederbuch zusammengestellt. Das digitale Buch kann zum Lesen, Anhören und Mitsingen zu den vertrauten Klängen von Orgel und Trompete genutzt werden und kann auch als kleiner Weihnachtsgruß an andere weitergeschickt werden. (www.rueppurr-frieden.de/)
Weitere Angebote aus Karlsruhe finden Sie unter www.ev-kirche-ka.de/. Eine Übersicht von Weihnachtsgottesdiensten in anderen badischen Gemeinden – vorbehaltlich der Änderungen, die sich aufgrund des Infektionsgeschehens vor Ort ergeben – finden Sie unter www.ekiba.de/weihnachtsgottesdienste. Außerdem haben die christlichen Kirchen auf ihren Internetseiten viele Ideen, wie man Gottesdienste zum Beispiel auch zu Hause feiern kann.
Ein weiteres Angebot der Badischen Landeskirche wird eine interaktive „Überallkrippe“ sein. Am 24. Dezember ab 10 Uhr können Kinder mit Smartphone, Tablet oder Computer in eine 3D-Version der Krippe von Bethlehem eintauchen und sich die Weihnachtsgeschichte von verschiedenen „Zeitzeugen“ erzählen lassen. Die Erwachsenen können so lange noch die letzten Weihnachtsvorbereitungen treffen. Ulli Naefken, Multimediaredakteur der Landeskircheerläutert: „Mit der Überallkrippe können wir die Weihnachtsgeschichte einmal auf eine neue, spielerische Art erzählen. Durch die virtuelle Erlebniswelt und die vielen Akteure von Krähe über Wirt bis Maria und Josef wird alles in kleinen Häppchen kindgerecht erzählt.“ Damit das Angebot tatsächlich überall – auch international – genutzt werden kann, wurden alle Texte zusätzlich ins Englische übersetzt. Die Überallkrippe ist zu erleben unter: www.ueberallkrippe.de
Die katholische Kirche will trotz der hohen Corona-Fallzahlen an Weihnachtsgottesdiensten festhalten. Wegen der weiter steigenden Zahl an Neuinfektionen verbietet die Diözese Rottenburg-Stuttgart aber Gottesdienste in Hotspot-Regionen. In den Kirchengemeinden der jeweiligen Land- und Stadtkreise, in denen an drei aufeinanderfolgenden Tagen eine 7-Tages-Inzidenz von mehr als 300 Neuansteckungen je 100.000 Einwohner auftrete, sei die Feier von öffentlichen Gottesdiensten mit Ausnahme von Beerdigungen sowie Nottaufen bis auf weiteres nicht gestattet, teilte die Diözese mit. Dafür werde das Angebot an Livestreams ausgebaut. Die Feier von Gottesdiensten mit bis zu zehn Mitwirkenden zum Zweck der Live-Übertragung oder zum digitalen Abruf sei weiterhin möglich, hieß es.
https://www.die-neue-welle.de/corona-tipp/badische-landeskirche-will-trotz-corona-weihnachtsgottesdienste-feiern