Bad Herrenalb (msch) – In Bad Herrenalb gibt es momentan gerade noch drei Hausärzte. Und die Situation wird sich weiter zuspitzen, da schon bald eine weitere Praxis schließt. Eine Entspannung der Situation ist derzeit nicht in Sicht. Auch zahlreiche andere Städte und Kommune in der Region klagen über die zunehmend schlechter werdende Versorgen mit Hausarztpraxen.
„Erschreckend“, „Untragbar“ und „dramatisch“. So bezeichnet ein Hörer die Ärztesituation in und um seine Heimatstadt Bad Herrenalb. „Im Juli diesen Jahres habe ich mitbekommen, dass mein Hausarzt in Rente geht und seine Praxis schließt“, berichtet er. Er sei zwar betrübt darüber gewesen, habe sich aber umgehend auf die Suche nach einem neuen Allgemeinmediziner gemacht. Die Trauer wich aber bald Verzweiflung: „Keine Zeit, wir sind schon voll, wir können leider keine neuen Patienten aufnehmen.“ So lauteten die Antworten, die ihm von sämtlichen Arztpraxen entgegengebracht wurden. Dabei kontaktierte er nicht nur Ärzte in Bad Herrenalb, sondern aus der gesamten Region.
In seiner Verzweiflung wendete sich der Mann an seine Krankenkasse. Nach 48 Stunden kam auch hier die Auskunft, dass es im näheren Umkreis keinen freien Hausarzt gebe, der vermittelt werden könne. Über die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg konnte dann doch noch ein Arzt gefunden werden. Die Praxis liegt in Eggenstein-Leopoldshafen, 40 Kilometer oder knapp eine Autostunde nördlich von Bad Herrenalb entfernt. Das Problem wird sich in der Kurstadt auch in den kommenden Monaten noch weiter verschärfen, da Ende des Jahres ein weiterer Hausarzt in den Ruhestand verabschiedet.
Die angespannte Situation ist auch den Stadtoberen keineswegs unbekannt. „Man hat diese Situation schon länger sehenden Auges kommen sehen“, gesteht Bürgermeister Klaus Hoffmann. Es fehlten einzig Mittel und Wege, mehr Allgemeinmediziner nach Bad Herrenalb zu lotsen. Grundsätzlich könne Ärzten nicht vorgeschrieben werden, wo sie ihre Praxis eröffneten. Trotzdem bleibt der Bürgermeister optimistisch: „Am Ende bin ich doch zuversichtlich, dass es uns gelingt, den einen oder anderen Arzt herzulocken.“ So könnte beispielsweise in Universitätsstädten gezielt um Jungmediziner geworben werden.
Dabei steht Bad Herrenalb keineswegs alleine mit der Problematik da. Auch zahlreiche andere Städte und Kommune klagen, über die zunehmend schlechter werdende Versorgen mit Hausarztpraxen. Johannes Fechner, stellvertretender Vorsitzender Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, macht dafür vor allem zwei Gründe aus. So würde bereits im Medizinstudium falsche Anreize gesetzt. „Die Allgemeinmedizin wird nicht richtig ernst genommen, junge Kollegen werden darauf getrimmt, Facharzt zu werden“, sagt Fechner. Entsprechend gebe es zu wenige Menschen, die Hausarzt werden möchten und zu viele Spezialisten, wie beispielsweise Kardiologen. Die Bürokratie stelle niedergelassene Ärzte vor weitere Herausforderungen. Viele Mediziner würden sich aus diesen Gründen lieber anstellen lassen.
Eine schnelle Entspannung der Situation ist derweil nicht in Sicht. Bad Herrenalbs Bürgermeister Klaus Hoffmann berichtet zwar von Gesprächen, die mit Ärzten geführt würden. Letztlich müsse sich der Arzt oder die Ärztin aktiv für Bad Herrenalb entscheiden. Die Bedingungen seien gut, es gebe Praxisräume, ein großes Einzugsgebiet und den Kurpark, der die Stadt lebenswert mache. Es bestehe also Hoffnung.