Region (dk) – In der Region breiten sich derzeit zwei invasive Ameisenarten rasant aus und sorgen bei vielen Menschen für Fragen und Sorgen. Gerade die Anwohner in Karlsruhe-Knielingen können ein Lied davon singen. Der Ameisen-Experte Manfred Verhaagh vom Naturkundemuseum Karlsruhe erklärt, um welche Arten es geht, warum sie problematisch sind und was betroffene Anwohner tun können.
Laut Manfred Verhaagh, ehemaliger Leiter der Entomologie am Naturkundemuseum Karlsruhe und heute ehrenamtlicher Mitarbeiter, handelt es sich um zwei gebietsfremde Arten: die Große Drüsenameise (Tapinoma magnum) und die Vernachlässigte Wegameise (Lasius neglectus).
Beide Arten stammen ursprünglich aus südlicheren Regionen. Die Drüsenameise kommt aus dem westlichen Mittelmeerraum, die Wegameise aus dem Schwarzmeergebiet. Das Problem: „Sie stammen also nicht von hier. Das ist sowieso schon immer eine mögliche Problemstellung, weil sie dann eben aus anderen Ökosystemen kommen und hier also praktisch erst mal möglicherweise keine Feinde haben“, so Verhaagh. Diese Ameisen bilden große sogenannte Superkolonien, die sich über Jahre hinweg ausbreiten können.
„Für Tapinoma magnum sind Ausbreitungsgrößen von mehreren Hektar. Das geht in der Literatur bis zu 20 Hektar“, sagt Verhaagh. Diese Kolonien können mehrere Millionen Tiere und Tausende Königinnen umfassen und sich über Straßenzüge hinweg ausbreiten.
„Das ist jetzt nicht so wie zum Beispiel die Asiatische Hornisse, dass die also stechen könnte und Menschen dann am allergischen Schock sterben. Das gibt es also bei diesen Ameisen nicht, die können beide nicht stechen“, beruhigt Verhaagh. Allerdings sind sie sehr bissig, was bei Massenauftreten durchaus unangenehm werden kann.
Besonders betroffen ist aktuell der Stadtteil Knielingen. „In Knielingen geht es nach meiner ersten Besichtigung schon über drei Straßenzüge, dass sich diese Kolonie ausgebreitet hat“, berichtet Verhaagh. Hier dringen die Ameisen auch in Privatgärten und Häuser ein.
Nein. „Inzwischen sind wir bei ungefähr 40 Kommunen angekommen“, so Verhaagh über die Verbreitung in Baden-Württemberg. Auch in Rheinland-Pfalz, Hessen, bis nach Hamburg und Dresden wurden bereits Vorkommen nachgewiesen.
Die Bekämpfung ist schwierig. „Es bieten sich eben zwei Möglichkeiten an derzeit: Das eine ist eben Bekämpfung mit heißem Wasser, wo also mit mobilen Heißwassererzeugern dann im Boden solche Nester aufgesucht werden… Oder die andere Möglichkeit ist, mit chemischen Substanzen […]. Und zusätzlich muss man dann noch mit sogenannten Fraßködern arbeiten“, erklärt Verhaagh. Entscheidend ist eine Zusammenarbeit von Kommunen und Privatleuten, da die Kolonien sich über Grundstücksgrenzen hinweg erstrecken.
„Meines Erachtens eher eine etwas untergeordnete oder indirekte Rolle“, sagt Verhaagh. Die milden Winter helfen den Ameisen jedoch beim Überleben. Auch der Import mediterraner Pflanzen spielt eine große Rolle bei ihrer Verbreitung. „Beim Kauf von mediterranen Pflanzen ist darauf zu achten, ob da in den Töpfen sich irgendwelche Ameisen tummeln oder nicht“, rät Verhaagh. Sowohl Verkäufer als auch Käufer seien hier in der Verantwortung.