Zum Saisonstart: Spargelanbauer fordern mildere Corona-Regeln für Erntehelfer

21. März 2021 , 10:40 Uhr

Bruchsal (dpa/bo) – Die Anbauer von Spargel und Erdbeeren in der Region bangen zum Saisonstart um ihre Ernte: Corona-Quarantäne-Regeln könnten dazu führen, dass die dringend gebrauchten Arbeitskräfte aus Osteuropa dieses Jahr nicht kommen. „Die strengen Regelungen für Menschen aus Virusvariantengebieten müssen abgemildert werden“, fordert der Geschäftsführer des Verbands Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer (VSSE), Simon Schumacher, in Bruchsal.

Anbauer rechnen mit Mangel an Erntehelfern

Reisen Arbeitskräfte über europäische Grenzen, bringen sie im schlimmsten Fall das Coronavirus mit. Strenge Regeln sollen die
Ansteckungsgefahr mindern. Für die Landwirtschaft wirft das Probleme auf. Bislang müssen Arbeiter aus Regionen mit einer vorherrschenden Virusvariante – wie Tschechien und die Slowakei – auch bei Vorlage eines negativen Testergebnisses erst 14-Tage in ihrem Zimmer auf dem Hof in Quarantäne gehen – aus Sicht von Schumacher unzumutbar. Es sei nicht unwahrscheinlich, dass Polen und Rumänien – die Hauptherkunftsländer der Erntehelfer – zu solchen Virusvarianten-Gebieten erklärt würden. Folge: Die Arbeiter werden wahrscheinlich gar nicht erst einreisen. Schumacher: „Das hängt wie ein Damoklesschwert über uns.“

Die Zahl der Grenzübertritte sollen minimiert werden

Der Rückgang der bundesweiten Spargelernte um 19 Prozent im vergangenem Jahr ist laut Statistischem Bundesamt wahrscheinlich auch darauf zurückzuführen, dass wegen der Pandemie in einigen Regionen ausländische Erntehelfer fehlten. Der Verband will erreichen,  dass für alle Erntehelfer die Regelung für Hochinzidenz-Gebiete gilt. Bei Vorlage eines negativen Tests können sie sich in ihrer Unterkunft und auf den Feldern frei bewegen, diese aber nicht verlassen. Um diese Regelung für alle Erntehelfer zu erlassen – wie es bereits in Brandenburg der Fall sei -, müsste das Sozialministerium tätig werden. Überdies soll der Bund nach Ansicht des VSSE die üblicherweise auf drei Monate befristete sozialversicherungsfreie Beschäftigung auch in diesem Jahr auf fünf Monate verlängern. „Damit wird ein Personalwechsel in der Saison und ein erhöhtes Infektionsrisiko in den Betrieben vermieden“, sagte Schumacher, der auch Chef des Verbandes mit 640 Mitgliedern ist. Die Helfer könnten dann von der Spargelernte im März bis zur Erdbeerernte im Juli Geld verdienen. Wegen des absehbaren Mangels an Erntehelfern seien attraktive Arbeitsbedingungen nötig.

24.000 Saisonkräfte für Ernte im Südwesten benötigt

Für die Ernte von Spargel und Beeren werden bundesweit 140.000 Saisonkräfte gebraucht, davon im Südwesten 24.000. Nach einer Umfrage des Netzwerks der Spargel- und Beerenverbände unter 381 Betrieben haben 95 Prozent 2020 die Verlängerung der sozialversicherungsfreien Beschäftigung genutzt und konnten ein knappes Drittel Kräfte einsparen. Fast alle Saisonarbeiter möchten laut Umfrage sozialversicherungsfrei beschäftigt werden, statt Rentenbeiträge zu zahlen.
Der Verband rechnet in diesem Jahr mit guten Spargelqualitäten. Aufgrund der günstigen Wettervorhersagen werde es vor und zu Ostern bei den meisten Anbauern heimischen Spargel geben.

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