Winzer am Limit: Sorge um Preise im Supermarkt

22. September 2025 , 15:40 Uhr

Gengenbach (dpa/dk) – Baden-Württembergs Winzer stehen vor großen Herausforderungen. Steigende Kosten, neue US-Zölle und gefährliche Schädlinge setzen die Branche unter Druck. Während die Nachfrage nach Wein sinkt, fragen sich viele Verbraucher, ob sich das bald auch im Supermarktregal bemerkbar macht.

Umsatz sinkt trotz stabiler Produktion

Die baden-württembergischen Winzergenossenschaften meldeten im vergangenen Jahr einen Absatz von 128,4 Millionen Litern Wein und Sekt – ein Minus von 1,8 Prozent. Der Umsatz brach sogar um 2,6 Prozent auf 410,9 Millionen Euro ein. „Niemand kann auf Dauer gegen den Absatz produzieren“, erklärte Ulrich Theileis, Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV).

Die Branche stehe an einem Scheideweg, so Theileis. Viele Betriebe könnten kaum noch Gewinne erzielen. Preiserhöhungen seien jedoch nur begrenzt möglich: „Zwar sind Verbraucherinnen und Verbraucher häufig bereit, für regionale Produkte etwas mehr zu zahlen. Das hat aber definitiv Grenzen.“

Zölle und Schädlinge belasten die Winzer

Die internationalen Märkte machen die Lage zusätzlich kompliziert. Neue US-Zölle von 15 Prozent erschweren den Export. Gleichzeitig sei damit zu rechnen, dass mehr Wein aus anderen Ländern nach Deutschland importiert wird. „Wir haben Freiheit im Supermarkt, aber nicht in der Produktion“, so Theileis.

Besonders fordern die Winzer bessere Möglichkeiten beim Pflanzenschutz. Invasive Arten wie der Japankäfer oder die Amerikanische Rebzikade bedrohen die Reben. „Die klingen zwar nett und possierlich, müssten aber bekämpft werden“, betonte Theileis.

Hoffnung auf den Jahrgang 2025

Trotz der wirtschaftlichen Sorgen macht der aktuelle Jahrgang Hoffnung. „Das, was in den Kellern liegt, hat eine Top-Qualität“, sagte Theileis. Erste Verkostungen deuten auf aromatische Weine hin.

Allerdings bringt das wechselhafte Wetter zusätzliche Risiken. „Wir kämpfen bei dem Wetter gegen die Fäulnis“, erklärte Theileis. Auch Christian Gehring, Geschäftsführer der Weinmanufaktur Gengenbach-Offenburg eG, sieht die Herausforderung: „Wenn Trauben sehr reif sind, kann der Zustand von gesund auf nicht mehr nutzbar sehr schnell wechseln.“

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