Etwas weniger Ausflugs-Chaos am Feiertag im verschneiten Schwarzwald

07. Januar 2021 , 10:21 Uhr

Baden-Baden/Dobel (dpa/pol/lk) – Allen Appellen und Warnungen zum Trotz sind auch am Dreikönigstag zahllose Menschen mit ihren Autos in die Ausflugsgebiete im verschneiten Schwarzwald geströmt. Erneut standen die Wagen Stoßstange an Stoßstange dicht gedrängt auf der Schwarzwaldhochstraße, die Parkplätze waren ein weiteres Mal sehr gefüllt und einige Autos stellten die Rodler und Wanderer einfach am Straßenrand ab. Bereits zum Mittag staute sich der Verkehr auf zahlreichen Straßen besonders rund um die B500. Nach Einschätzung der Polizei in Pforzheim und Offenburg war die Lage aber weniger dramatisch als in den vergangenen Tagen.

Appelle von Polizei und Politik

Eindringlich hatte die Polizei noch am Morgen über den Kurznachrichtendienst Twitter appelliert: „Meidet überfüllte Ausflugsziele und haltet Euch an die Kontaktbeschränkungen! Es geht um unser aller Gesundheit!“. Auch der Calwer Landrat Helmut Riegger rief zur Vernunft auf: „Ich habe großes Verständnis, dass es die Menschen in Zeiten der Corona-Pandemie in die Natur zieht“, sagte er. „Dennoch appelliere ich an alle Bürgerinnen und Bürger, die Vorgaben der Corona-Verordnung zu beachten und vor allem Rücksicht auf Andere zu nehmen.“

Maßnahmenpaket für B500 geschnürt

Nach den Weihnachtsfeiertagen und am vergangenen Wochenende waren zahlreiche Autofahrer in die Ausflugsgebiete im Schwarzwald geströmt. Viele Menschen drängten sich auf Schlittenhängen und Winterwanderwegen. Parkplätze waren überfüllt, die Wege für Rettungsdienste und Streufahrzeuge blockiert. Ein Sprecher der Offenburger Polizei sagte, es seien allein zwischen 31. Dezember und 3. Januar mehr als 1.450 Verwarnungen wegen Falschparkens ausgesprochen worden. Darum hatten Vertreter von Polizei, Landkreise und Kommunen, am Dienstag ein gemeinsames Konzept zur Verkehrslenkung und Steuerung beschlossen. Die Maßnahmen sollen auch am kommenden Wochenende fortgeführt und rigoros durchgegriffen werden.

Verschärfte Maßnahmen wirken

Im Nordschwarzwald hatte es zuletzt vielerorts chaotische Szenen auf Parkplätzen und Staus gegeben, etwa weil die Winter-Ausflügler ihre Autos am Straßenrand geparkt hatten. Am Mittwochvormittag blieb es hingegen nach Angaben der Polizei trotz des Andrangs vergleichsweise ruhig. „Die Maßnahmen wirken, es sind sehr viele Kräfte im Einsatz“, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Offenburg. Staus gebe es vor allem an den Sperrungen. Verständnis zeigte ein Polizist in Pforzheim aber nicht: „Man muss halt wissen, was einem wichtiger ist, das Schlittenfahren oder die Gesundheit“, sagte er. Ab 10:30 Uhr sperrte die Polizei die Zufahrtsstraßen zur Schwarzwaldhochstraße nachdem alle Parkplätze zwischen Oberer Plättig bei Bühlertal und Kniebis-Alexanderschanze belegt waren.

Dobel ab dem Mittag gesperrt

In der besonders stark betroffenen Gemeinde Dobel im Landkreis Calw war der Andrang am Mittwoch ebenfalls unter Kontrolle, wie es hieß. Nach Angaben der Polizei in Pforzheim füllten sich die Parkplätze nach und nach, bis die Zufahrt am Mittag gesperrt wurde. Auch an kleineren Rodelhängen blieb die Lage entspannter, allerdings mussten auch hier Rodelhänge vorübergehend gesperrt werden. Auch die Gemeinde Schömberg hatte die Zufahrt zum Ortsteil Langenbrand dicht gemacht. In Bad Wildbad waren die Zufahrten zum Kaltenbronn und zum Sommerberg gesperrt. Tagesgäste waren gebeten, bis zum Ende des Lockdowns nicht mehr anzureisen. Neben überfüllten Parkplätzen sind achtlos weggeworfener Müll, Hinterlassenschaften und zerstörte Loipen die Folge der vielen Winterausflügler.

Wut der Einheimischen wächst

In den betroffenen Regionen wächst die Wut auf die Ausflügler. „Alle stürmen hier hoch!“, sagte Hans-Jürgen Decker, der Bürgermeister der Gemeinde Ottenhöfen nahe der regelmäßig besonders überfüllten B500. Er habe am Wochenende viele fremde Nummernschilder gesehen. Die Anwohner kämen angesichts der Fahrzeugkarawane kaum mehr aus ihren Einfahrten. „Es ist ein Auto nach dem anderen!“ Selbst bei „Sauwetter“ herrsche Chaos. Punktuelle Straßensperrungen brächten nichts, sagte Decker. Dann wichen die Leute einfach aus. Er forderte, dass vorerst nur noch Anlieger die Straßen Richtung Berge benutzen dürfen. „Geht schon wieder lo“», twitterte am Mittwochmorgen auch eine genervte Anwohnerin in Hörden im Murgtal. „Es strömen schon wieder Massen nach oben. Autos mit Kennzeichen aus KA, BB, S,CW … Das geht schon seit 9 Uhr so. Die Leute verstehen es einfach nicht…“

Verkehrschaos und Müll in der Südpfalz

Auch die Höhenlagen im Pfälzer Wald haben in den vergangenen Wochen einen unglaublichen Besucheransturm erlebt. Die Tagestouristen verursachen aber nicht nur absolutes Chaos auf den Straßen, sondern hinterlassen Müll. Auf dem Kalmitparkplatz nahe Edenkoben fanden sich neben gefrorenem Hundekot auch Babywindeln, Plastiktüten, Zigarettenkippen, zerbrochene Flaschen, Getränkedosen, Taschentücher oder Verpackungspapierchen. Und das alles, obwohl er rund um die Kalmit auch zahlreiche Mülleimer gibt. Die Gemeinde Maikammer berät jetzt über weitere Maßnahmen, um dem Besucheransturm mit all seinen Folgen Herr zu werden.

https://www.die-neue-welle.de/display-news/behoerden-bereiten-sich-auf-weiteren-andrang-im-schwarzwald-vor

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