Lecco (dpa/nr) – Er sprang ins Wasser, um seine Kinder zu retten – und ließ dabei sein Leben. Tagelang suchten Rettungskräfte im Comer See nach einem Gastronomen aus Bühl. Nun wurde seine Leiche gefunden.
Die Suche dauerte Tage, doch nun herrscht Gewissheit: Im Comer See in Oberitalien ist die Leiche eines 55-jährigen Mannes aus Baden-Württemberg gefunden worden. Der Tote wurde in etwa 220 Meter Tiefe von einem ferngesteuerten Tauchroboter entdeckt und dann auch eine größere Strecke nach oben gebracht, wie die Feuerwehr der Gemeinde Lecco mitteile. Geborgen wurde er dann von zwei Tauchern. Der Mann aus Bühl versank, nachdem er seine beiden Kinder aus dem Wasser rettete.
Der Gastwirt war mit seiner Ehefrau und den zwei Kindern am Montag auf einem gemieteten Boot bei Dorio am Ostufer des Sees unterwegs, der bei deutschen Urlaubern sehr beliebt ist. Aus noch ungeklärter Ursache gingen die Kinder über Bord. Der Mann sprang daraufhin selbst ins Wasser. Die Kinder konnten in Sicherheit gebracht werden. Der Vater tauchte jedoch nicht mehr auf. Vermutet wird, dass er von einer Strömung erfasst wurde.
An der Stelle ist der Comer See sehr tief. Zudem wurde die Suche durch widrige Wetterbedingungen erschwert, wie die Feuerwehr mitteilte. Die Leiche stehe nun den Justizbehörden für die erforderlichen Untersuchungen zur Verfügung, hieß es.
Der Mann mit italienischem Wurzeln war in Bühl laut Oberbürgermeister Hubert Schnurr als Gastronom und als Organisator von Afterwork-Partys weithin bekannt. Schnurr sprach jüngst von einem „Riesenschock“: „Die Bestürzung ist nicht nur in der Stadt groß, sondern in der ganzen Region“, sagte der Politiker der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag.
Auch Freunde zeigten sich bestürzt. Auf Facebook hatte ein Kollege des Gastronomen am Mittwoch geschrieben: „Als Kollege und Freund tut es mir so arg weh. Innerlich bin ich mehr als schockiert. Die Stadt und ich verlieren das Herz des Menschen, der was bewegen wollte“.
«Wir sind jetzt dabei, die ersten Kontakte aufzunehmen und das Weitere mit ihnen zu besprechen», sagte der Oberbürgermeister der Stadt Bühl, Hubert Schnurr, mit Blick auch auf eine mögliche Trauerfeier. Die Partnerin des Mannes halte sich seines Wissens nach noch in Italien auf, die Kinder seien bereits zurück in Deutschland.
Der Fall erinnert an ein ähnliches Unglück im Juli 2024: Damals war ein 51-jähriger Deutscher ums Leben gekommen, nachdem er im Comer See seinem Sohn beim Schwimmen helfen wollte. Der Junge überlebte, der Vater wurde später in mehr als 200 Metern Tiefe gefunden.
Der Comer See liegt rund 80 Kilometer nördlich von Mailand und zählt mit mehr als 400 Metern Tiefe zu den tiefsten Seen Europas. Besonders im nördlichen Teil können wechselhafte Winde starken Wellengang erzeugen.