Urteil im Karlsruher Chemikalien-Prozess erwartet

04. Juni 2020 , 05:44 Uhr

Karlsruhe (dpa/lk) – Der Prozess um den Diebstahl von etlichen Tonnen zum Teil hochgiftiger Chemikalien vor dem Landgericht Karlsruhe steht vor dem Abschluss. Nachdem sich die Beteiligten im Gegenzug für ein Geständnis des 46 Jahre alten Angeklagten auf eine Bewährungsstrafe verständigt haben, könnte am Donnerstag (15:00 Uhr) das Urteil fallen.

Bewährungsstrafe und Arbeitsstunden

150 Kilogramm Zyankali und tonnenweise weitere gefährliche Chemikalien im Keller eines Wohnhauses – ein Alptraum für die Nachbarschaft. Das Haus ist bis heute belastet und unbewohnbar. Ein 46 Jahre alter Mann wird jetzt für den Diebstahl der Stoffe bei seinem Arbeitgeber verurteilt. Zur Debatte stehen 20 bis 24 Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung und 150 Arbeitsstunden. Denn Hinweise auf eine Straftat oder einen Anschlag mit den Chemikalien hatten sich zu keiner Zeit ergeben. Offenbar hatte der Angeklagte lediglich „Interesse an der Chemie“ und wollte durch Experimente ein neuartiges Isoliermaterial herstellen.

Beim Arbeitgeber geklaut

Der Chemielaborant hatte zugegeben, seinem damaligen Arbeitgeber, dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT), zwischen 2009 und 2014 große Mengen Chemikalien gestohlen zu haben. Diese lagerte er im Keller eines Hauses in Eppingen im Kreis Heilbronn. Darunter befanden sich auch 150 Kilogramm Zyankali in drei Fässern. Der Angeklagte hatte nach seiner Festnahme 2014 rund sechs Monate in Untersuchungshaft gesessen.

25 Tonnen Chemikalien

Insgesamt bargen Fachleute einschließlich Gefäßen und Verpackungen rund 25 Tonnen aus dem Haus, das seinen Eltern gehört, und einem weiteren Keller. Beim Abtransport half die Werksfeuerwehr des KIT. Alle Stoffe seien gut verpackt und zum größten Teil beschriftet gewesen, sagte eine Kriminalbeamtin, die mit den Ermittlungen befasst war. Der Angeklagte hielt dagegen, er habe für eine sichere Lagerung gesorgt. Die Chemikalien seien zum Teil in Schränken verstaut gewesen, manche Gefäße hätten in Stahlwannen gestanden, er habe nichts Gefährliches gemacht. Die Liste der Asservaten umfasste am Ende 6.000 Positionen. 

Diebstahlserie bei Bestellungen

Der Chemielaborant konnte seine Diebstahlserie lange fortsetzen, ohne aufzufliegen. Offenbar mangelte es an internen Kontrollen von Bestellungen, Materialbestand und Materialverbrauch im KIT. Allerdings sei eine Überziehung des Budgets in der Arbeitsgruppe aufgefallen, in der der Angeklagte arbeitete, sagte eine Polizistin als Zeugin. Schließlich wurde der Mann bei einer gezielten Ausfahrtskontrolle durch den Wachschutz am Tor des Geländes erwischt. Im Kofferraum lagen gestohlene Gegenstände.

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