Raus in der Vorrunde. Eine echte Zäsur für die deutsche Nationalmannschaft. Nicht nur insofern, dass man als amtierender Weltmeister frühzeitig das Turnier verlassen hat. Auch und insbesondere deswegen, weil dies ein historistisches Novum ist. Noch nie zuvor ist die deutsche Mannschaft in einer Gruppenphase eliminiert worden! Und das obwohl wir bei nahezu jeder Auflage des Turniers dabei waren. Jetzt gibt es einiges aufzuarbeiten.
Der Weltmeister-“Fluch“
Das Zauberwort des Weltmeisterfluchs wurde in den Tagen nach dem deutschen Ausscheiden immer wieder in den Raum geworfen. Und auch wenn es hinsichtlich einer konkreten Ursachenforschung wenig taugt, so ist es doch mit Blick auf einen größeren Kontext nicht ganz uninteressant. Natürlich hat es nichts mit dunklen Voodoo-Kräften zu tun, dass Deutschland als amtierender Weltmeister vorzeitig aus dem Turnier geflogen ist. Allerdings reiht es sich nahtlos ein in einen unübersehbaren Trend seit der WM 2002. Denn seither sind vier von fünf amtierenden Weltmeistern in der Vorrunde ausgeschieden. Nur Brasilien konnte “dem Fluch“ 2006 entgehen, scheiterte jedoch im Viertelfinale am ersten ernstzunehmenden Gegner, als es gegen Frankreich ausschied.
Wie ist zu erklären, dass seit 2002 mit Weltklassespielern gespickte Weltmeister fast regelmäßig aus der Vorrunde geflogen sind? Eine eindeutige Erklärung wird es dafür kaum geben. Doch liegt die unbestreitbare Beobachtung nahe, dass frischgebackene Weltmeister neben sportlichen Meriten auch wirtschaftlich alles erreichen. Wer Weltmeister wird, erklimmt eben nicht nur den Olymp des Fußballs. Er steigert auch seinen Markt- und Werbewert. Insbesondere wenn dieser Spieler als einer der Leistungsträger des Weltmeisterteams wahrgenommen wird. Er kommt spätestens dann bei den Bayern Münchens und Real Madrids dieser Welt als Fußball-Topverdiener unter, gewinnt möglicherweise noch binnen der nächsten vier Jahre die Champions League und mit Sicherheit mehr als eine nationale Meisterschaft. Das wirft vor allem eine Frage auf: Wie hungrig können solche Spieler noch sein? Sie haben alles gewonnen (einschließlich der Weltmeisterschaft selbst) und verdienen wahrscheinlich das beste Geld ihrer Karriere. Es scheint zunehmend so, als ob das nicht spurlos an den amtierenden Weltmeistern der vergangenen Turniere vorübergegangen ist.
Was wird aus Jogi Löw?
Wie es der Fußball verlangt, steht nun die Trainerfrage im Raum. Und ja – man kann Jogi Löw auch beim besten Willen nicht von einigen Fehlern freisprechen. Denn die Defizite der deutschen Mannschaft, insbesondere die Anfälligkeit gegen Konter, das träge Umschaltspiel nach hinten sowie das Fehlen zuverlässiger Torjäger, waren bereits vorher sichtbar. In der gesamten Testphase konnte lediglich Saudi-Arabien geschlagen werden. Und das auch nur mit Mühe und Not. Das einzige Spiel, in dem man seither ohne Gegentor blieb, war das stumpfe 0:0 gegen England ganz zu Beginn der Testphase. Demgegenüber stand und steht ein junges deutsches Team, das letztes Jahr noch den Confed Cup souverän gewinnen konnte. Ein toller Erfolg, aus dem scheinbar all die falschen Schlüsse gezogen wurden. Denn was folgte, war eine inkonsequente Experimentierphase, in der man eigentlich eine definitive Mannschaft hätte formen müssen. Stattdessen setzt man mehr auf Namen als auf Formstärke, als es schließlich um die Berufung des WM Kaders ging. Doch wird man Löw nicht gerecht, wenn man ihn jetzt voreilig und über Gebühr an dieser Schlappe misst, so historisch sie auch sein mag. Löw ist ein Trainer, unter dem sich die deutsche Mannschaft zu einer kontinuierlichen Fußballmacht entwickelt hat. Und das mit einer Beständigkeit, die nicht minder historisch ist als das jetzige Ausscheiden. Denn Fakt ist, dass unter Löw immer mindestens das Halbfinale eines jeden Turniers erreicht wurde. Ein riesiger Verdienst am deutschen Fußball, der bei der Frage nach seiner Legitimation als Trainer nicht unberücksichtigt bleiben sollte. Daher ist es auch vollkommen angemessen, dass die Entscheidung bei Löw selbst liegt.
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