Fessenheim / Region (pm/as) Nach fast zwei Jahren Stilllegung wegen eines Materialfehlers an einem Dampferzeuger geht Reaktor 2 des umstrittenen elsässischen Atomkraftwerks Fessenheim wieder ans Netz. Der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller hat wenig Verständnis für die Entscheidung der französischen Atomaufsicht, die Anlage wieder anzufahren. Über die Abschaltung des ältesten Atommeilers Frankreichs wird seit Jahren gestritten. Er gilt unter Kritikern als großes Sicherheitsrisiko.
Die Probleme mit einem Dampferzeuger sind laut der französischen Atomaufsichtsbehörde ASN behoben, einem Gutachten zufolge funktioniere wieder alles ordnungsgemäß. Das ließ die Atomaufsicht ASN gestern verlauten und gab die Genehmigung für den Weiterbetrieb des Atomkraftwerks. Ein Materialfehler an dem Dampferzeuger der Anlage hatte am 13. Juni 2016 dazu geführt, dass der Reaktor stillgelegt worden war.
"Jedes betriebene Atomkraftwerk ist ein Risiko. Und Fessenheim ist aufgrund seiner offensichtlichen Sicherheitsdefizite aus meiner Sicht ein besonders großes Risiko. Es ist sehr viel besser für die Region und die dort lebenden Menschen, wenn es stillsteht.“ Mit diesen Worten kommentierte Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller die Entscheidung der französischen Atomaufsicht ASN, Reaktorblock 2 des von der Electricité de France, EdF, betriebenen Kernkraftwerks in Fessenheim wieder für die Stromproduktion freizugeben. „Auch wenn die französische Atomaufsicht den Dampferzeuger jetzt für sicher hält, trotz fehlerhafter Fertigung: Fessenheim erfüllt nach Auffassung von Experten des Öko-Instituts nicht die Sicherheitsanforderungen an ein aktives Kernkraftwerk. Der Betrieb mag für die Gewinne der EdF gut sein, für die Sicherheit ist er schlecht.“
Untersteller forderte die französische Regierung erneut auf, ihre Pläne für ein endgültiges Aus des Kernkraftwerks zügig voranzutreiben: „Es darf kein Zögern mehr geben. Ende 2018 muss Fessenheim für immer vom Netz.“ Im Moment spricht man in Frankreich davon, dass Fessenheinm vom Netz genommen werden soll, wenn der neue Meiler in Flamanville am Ärmelkanal den Betrieb aufnimmt. Unterdessen wird an einem Aktionsplan gearbeitet, wie sich die Region Fessenheims auch nach dem Aus des AKW wirtschaftlich entwickeln kann. Mehrere tausend Arbeitsplätze hängen von dem Atomkraftwerk ab. Der Rückbau soll Experten zufolge rund 20 Jahre dauern.