Totengräber Langenbein: "Das ist ist kein Geldschein der Welt wert"

24. Januar 2021 , 13:00 Uhr

Karlsruhe (msch) – Jeden Sonntag trifft Martin Wacker prominente Persönlichkeiten aus der Region. Diesmal war der Karlsruher Totengräber Volker Langenbein zu Gast. Volker arbeitete einige Jahre auf einem Karlsruher Friedhof. Dort erlebte er viele kuriose Geschichten, die er in einem Buch zusammengefasst hat. Totengräbers Tagebuch gibt es überall, wo es Bücher gibt. Volker Langenbein hat bei seinem Besuch einen Einblick in sein Werk gegeben und ein paar seiner skurrilsten Geschichten erzählt.

Idee kam in der Kneipe

Volker Langenbein ist erste Totengräber Deutschlands, der beschlossen hat, seine Erinnerungen in einem Buch zusammenzufassen. Die Idee ist an der  Theke seiner Stammkneipe entstanden. „Dort hab ich die Bediensteten immer mit meinen Geschichten vollgelabert“, erinnert sich Langenbein und lacht. Seine Erzählungen seien dabei so unterhaltsam gewesen, dass Klaus Frick, Chefredakteur einer Science-Fiction Serie, auf ihn aufmerksam geworden ist. Er sei es gewesen, der ihm den Tipp gegeben hat, ein Buch zu schreiben und ihn all die Jahre dabei begleitet habe. „Ohne ihn wäre das alles gar nicht möglich gewesen“, schwärmt Langenbein.

25 Jahre im Geschäft

Zu dem Job als Totengräber ist Langenbein über Umwege gekommen. Als Arbeitssuchender kam er zur Stadt Karlsruhe und hat sich für allerlei Ämter beworben. Letztlich hat er eine befristete Stelle als Grünpfleger auf einem Friedhof angeboten bekommen. Für den gelernten Forstwirt war das eine tolle Sache. „Ich mag es, an der frischen Luft zu arbeiten“, erzählt er. Als der Vertrag ausgelaufen ist, habe man ihm die Stelle als Friedhofsleiter und Totengräber angeboten. Obwohl ihm viele von der Arbeit abgeraten hätten, habe ihn seine Frau ermuntert, die Stelle anzunehmen. „Sie hat gesagt, dass ich nichts verlieren kann. Also habe ich es probiert. Batsch, war ich 25 Jahre im Geschäft“, erinnert sich Langenbein.

Vom Menschenhasser zum Menschenfreund

Das war eine Entscheidung, die er nie bereut habe. Denn die Arbeit habe ihn vom Menschenfeind zum Menschenfreund gemacht. „Als Jugendlicher war ich eher ein Menschenhasser und wollte mit fremden Menschen nichts zu tun haben“, erinnert sich der Buchautor. Sein Vater habe, als er noch ein Kind war, einen schlimmen Unfall gehabt. Niemand habe ihm geholfen. Das hat Langenbeins Menschenbild lange geprägt. Erst durch seinen Beruf habe er wieder gelernt, Mitgefühl für andere zu empfinden. „Es war schön, Menschen helfen zu können. Dieser Dank nach einer Bestattung ist unbezahlbar. Was die Hinterbliebenen einem entgegenbringen ist ist kein Geldschein der Welt wert“, erzählt er.

Hinter den Kulissen flossen Tränen

Doch der Beruf hat auch Kehrseiten. „Ich hatte emotional nie um 16:00 Uhr Feierabend“, berichtet der Totengräber, der sich auch nach Arbeitsschluss noch Gedanken gemacht hat. „Hinter den Kulissen sind bei mir häufig Tränen gelaufen.“ Die beiden Schlaganfälle, die er erleiden musste, könnten auch mit der seelischen Belastung durch den Beruf zu tun haben, vermutet Langenbein. In einer psychosomatischen Klinik habe man ihm deshalb nahegelegt, den Beruf an den Nagel zu hängen. Seitdem arbeitet er wieder in der Grünpflege. „Ich habe meine Dienste getan“, resümiert Langenbein.

Gänsehautgeschichte über KSC-Fan

Was bleibt sind viele lustige Geschichten und Erfahrungen, die er in dieser Zeit machen durfte und die er in seinem Buch „Tagebuch eines Totengräbers“ festgehalten hat. Besonders emotional ist dem Totengräber die Bestattung eines KSC-Fans im Kopf geblieben. Es sei der Song „You’ll never walk alone“ gelaufen und die Freunde des Verstorbenen hätten sich vor der Kapelle versammelt. „Sie haben sich umarmt und eine Kette gebildet. Damit wollten sie zeigen, dass ihr Freund und Kollege immer in ihrer Mitte seinen Platz hat“, berichtet Langenbein „Bei der Erinnerung bekomme ich schon wieder Gänsehaut.“

Anzeige

Das könnte Dich auch interessieren

26.04.2024 Karlsruher SC fährt ohne Jung und Jensen nach Nürnberg Karlsruhe (dpa/svs) –Der Karlsruher SC ist am Sonntag in Nürnberg gefordert. Zwei Spieler stehen Coach Christian Eichner nicht zur Verfügung. Jensen fehlt bis Saisonende Fußball-Zweitligist Karlsruher SC muss im Spiel beim 1. FC Nürnberg neben Verteidiger Sebastian Jung auch auf Leon Jensen verzichten. Der Mittelfeldspieler wird nach einer Trommelfell-Operation bis zum Saisonende ausfallen, wie KSC-Trainer Christian Eichner 26.04.2024 KI als Beckenaufsicht soll im Karlsruher Europabad Leben retten Karlsruhe (pm/svs) - KI – Künstliche Intelligenz begegnet uns ja immer öfter. Ob es die Kids sind, die von Chat GPT ihre Aufsätze schreiben lassen, oder bearbeitete Bilder, die mit der Realität nichts mehr zu tun haben. So viel Spielerei wir mit KI anstellen können, so hilfreich kann Künstliche Intelligenz aber auch sein. Im Europabad Karlsruhe soll KI jetzt sogar Leben retten. 26.04.2024 Bis zu 25 Grad am Wochenende - «Frühling legt den Turbo ein» Region (dpa/tk) - Kurze Hose statt Winterjacke: Am Wochenende soll es endlich richtig warm werden. «Das Spätwinterwetter der vergangenen Tage mit Frost und Schnee gehört bis auf Weiteres der Vergangenheit an, in den nächsten Tagen legt der Frühling den Turbo ein», sagte Meteorologe Adrian Leyser vom Deutschen Wetterdienst. 26.04.2024 „Karlsruhe macht´s“ von den Stadtwerken Karlsruhe spendet 50.000 Euro Karlsruhe (pm/jl) - Unter dem Motto "Du sparst, wir spenden" startete Ende Oktober 2023 die Spendenkampagne "Karlsruhe macht´s" der Stadtwerke Karlsruhe. Die Aktion hatte sich direkt zwei Ziele gesetzt - Gemeinsam die Kinderarmut in der Region bekämpfen und den Karlsruher Energieverbrauch senken. Die Stadtwerke haben einen Grundbetrag von 25.000 Euro in den Spendentopf gelegt. Für jedes weitere eingesparte Prozent Gas in Karlsruhe, erhöhte der Energieversorger die Spendensumme um 1.000 Euro.