Karlsruhe (pm/dk) – Ein weiterer wichtiger Schritt für den öffentlichen Nahverkehr in der Region: Der Fahrzeughersteller Stadler hat das erste neue VDV-TramTrain-Fahrzeug für die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) nach Karlsruhe geliefert. Damit beginnt nun die nächste Phase des umfangreichen Beschaffungsprojekts.
Das Fahrzeug wurde aus dem Stadler-Werk im spanischen Valencia in die Fächerstadt überführt. Nach der Ankunft beginnt jetzt das vorgesehene technische Prüf- und Zulassungsprogramm. Nach aktuellem Stand soll die Bahn ab Sommer 2026 – vorbehaltlich der Zulassung – im regulären Fahrgastbetrieb eingesetzt werden.
Bereits am 9. Juni wurde bei der Saarbahn in Saarbrücken das erste Referenzfahrzeug dieses Kooperationsprojekts angeliefert. Dort wird es zusammen mit einem weiteren Fahrzeug für die Zulassung getestet.
Das VDV-TramTrain-Fahrzeug für die AVG ist Teil einer gemeinsamen Beschaffung mehrerer deutscher und österreichischer Verkehrsunternehmen. Beteiligt sind neben der AVG und den Verkehrsbetrieben Karlsruhe (VBK) auch die Saarbahn, die Schiene Oberösterreich, die Schiene Salzburg, die Regional-Stadtbahn Neckar-Alb sowie die Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg.
Der Lieferzeitraum der Kooperation erstreckt sich bis 2032. Insgesamt können über die bestehenden Verträge bis zu 504 Fahrzeuge abgerufen werden.
Die AVG hat über die Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg 75 Fahrzeuge bestellt und hält eine Option auf weitere 73. Für die VBK sind 73 Fahrzeuge fest bestellt, ergänzt um eine Option auf 52 weitere Bahnen. Das erste Fahrzeug für die VBK wird im Frühjahr 2026 erwartet.
AVG- und VBK-Geschäftsführer Prof. Dr. Alexander Pischon erklärt:
„Mit der Ankunft des ersten Fahrzeugs beginnt für uns der Übergang in eine neue Fahrzeuggeneration.“
Die gemeinsame Beschaffung bringe deutliche wirtschaftliche Vorteile und ermögliche einen langfristig stabilen Betrieb des Stadt- und Regionalverkehrs.
Tatsächlich konnten durch das gemeinsame Vorgehen deutliche Kostenvorteile erzielt werden: Bis zu eine Million Euro pro Fahrzeug konnten – bezogen auf den Preisstand Januar 2022 – eingespart werden.
Die neue Fahrzeuggeneration ist zweisystemfähig und kann sowohl im innerstädtischen 750-Volt-Netz als auch auf Eisenbahnstrecken mit 15 kV/16,7 Hz eingesetzt werden. Zur Ausstattung gehören barrierefreie Einstiege, vier Türen pro Seite, zwei Mehrzweckbereiche, moderne Fahrgastinformation, WLAN sowie eine Universaltoilette.
Assistenz- und Kamerasysteme unterstützen das Fahrpersonal, eine Luftfederung sorgt für einen ruhigeren Lauf. Durch die gemeinsame technische Plattform wird die Variantenvielfalt reduziert und die Instandhaltung erleichtert.
Der technische Geschäftsführer der AVG und der VBK, Christian Höglmeier, betont:
„Mit den neuen Fahrzeugen geht die Modernisierung des Karlsruher Modells weiter, um unseren Fahrgästen weiterhin ein attraktives SPNV-Angebot machen zu können.“
Die neue Baureihe ersetze zum Teil Fahrzeuge der ersten Generation seit der Streckeneröffnung nach Bretten und werde gerade im Innenbereich einen neuen Qualitätsstandard setzen. Die Werkstattteams werden das Fahrzeug nun im Detail prüfen und für den Linieneinsatz vorbereiten.
Gesamtprojektleiter Thorsten Erlenkötter von den VBK unterstreicht die Bedeutung der Zusammenarbeit:
„Die enge und offene Abstimmung mit den Kooperationspartnern und mit Stadler ist für dieses Projekt von zentraler Bedeutung.“
Mit gemeinsamen Spezifikationen, abgestimmten Zulassungsverfahren und gegenseitiger Unterstützung werde weiterhin ein weltweit einzigartiges Beschaffungsprojekt umgesetzt – mit dem Ziel, durch Zusammenarbeit Kosten zu sparen.
Zum Lieferumfang gehören auch langfristige Instandhaltungsverträge mit vertraglich vereinbarter Ersatzteilversorgung. Die Betreiberwerkstätten übernehmen dabei die Rolle von Subunternehmern für Stadler, wodurch die Arbeitsplätze langfristig gesichert werden.
Nach der Ankunft in Karlsruhe folgen nun Strecken-, Brems- und Systemtests sowie Schulungen für Fahrpersonal und Werkstattteams. Weitere Fahrzeuge für AVG und VBK werden ab 2026 schrittweise geliefert, die vollständige Zuführung der Flotten erfolgt über mehrere Jahre.
Bereits 2022 hatten AVG und VBK den Fahrgästen bei der Präsentation eines 1:1-Mock-up-Modells einen ersten Einblick in die neue Fahrzeugreihe ermöglicht.