Schwarzwälder Tourismuschef Mair: "Der Schwarzwald ist eine Weltmarke"

28. Februar 2021 , 13:00 Uhr

Karlsruhe (lk) – Jeden Sonntag trifft Martin Wacker prominente Persönlichkeiten aus der Region. Diesmal war der Geschäftsführer des Schwarzwald Tourismus Hansjörg Mair zu Gast. Der Südtiroler leitet seit 2017 die Dach- und Marketingorganisation der Schwarzwald Tourismus GmbH. Den Tourismus hat die Corona-Pandemie stark getroffen. Doch mit Tagesausflug und Erholungsurlaub vor der Haustür ist der Schwarzwald im vergangenen Jahr enorm wichtig geworden. Wie Mair den Schwarzwald weiterhin erfolgreich präsentieren möchte und an welchen Schrauben noch gedreht werden muss, erzählt er im Interview.

Schwarzwald ist Sehnsuchtsort weltweit

Bollenhut und Kuckucksuhr – das sind die Klischees, die dem Schwarzwald anhaften. Doch der Schwarzwald bietet viel mehr. Tolle Natur zum Wandern, Biken, Klettern, Wellness und Campen. Damit legt der Schwarzwald sein verstaubtes Image ab und wird auch bei jungen Leuten immer beliebter. „Die Marke Schwarzwald ist eine Weltmarke. Die ist global bekannt. Den `Black Forest´ kennt man wirklich überall“, sagt Hansjörg Mair. Der Schwarzwald sei für Menschen weltweit ein Sehnsuchtsort – dabei spiele das Alter keine Rolle. „Wir werden frischer und jugendlicher, aber wir halten natürlich auch an den Klischees und gewachsenen Traditionen fest.“ Der eigene Sehnsuchtsort liegt jedoch in Mairs Heimat: „Ein Bergbauernhof im Pustertal in Südtirol. Dort habe ich zwölf Jahre lang jeden Sommer drei Monate lang verbringen dürfen.“

Stimmung in der Gastronomie kippt

Sein persönliches Glück hat der Südtiroler zwischenzeitlich in Baiersbronn gefunden. „Ich bin in einer langjährigen Partnerschaft. Meine Lebensgefährtin kommt aus Baiersbronn. Und sie ist eine unglaublich gute Köchin.“ Die Gourmet-Tempel rund um Baiersbronn habe das Paar fast alle schon durch gemacht. „Aber ich liebe die Küche der Osteria“, so Mair. In der Küche der Osteria werden hauptsächlich Wein und kleinere Speisen serviert. Allerdings ist die Gastronomie momentan stark vom Corona-Lockdown betroffen. „Im ersten Lockdown gab es noch gelebte Solidarität und Kreativität. Sommer und Herbst liefen wirklich gut. Aber dann kam im Winter der harte Lockdown. Und die Stimmung ist gekippt. Das hängt auch mit den bislang teilweise noch nicht ausgezahlten November- und Dezember-Hilfen zusammen“, bilanziert Mair.

Vom Wachstums-König zum Lockdown-Looser

Die aktuelle Situation sei für die Tourismusbranche sehr herausfordernd. „Im Freizeit- und Urlaubsbereich werden wir wieder durchstarten“, ist sich Mair sicher. „Sorgen bereiten mir eher die Städtereisen. Da werden wir nicht mehr am Niveau vor der Pandemie anschließen können.“ Rund 500.000 Menschen hängen im Schwarzwald vom Tourismus ab. Doch der Lockdown habe auch gezeigt, dass der Wald und die Natur absolute Anziehungspunkte seien. „Das Rausgehen und Freiheit genießen lag schon im Sommer im Trend. Und das war im Winter genau das Gleiche“, freut sich der Tourismuschef. Durch besonders kreative und findige Schwarzwälder seien dann trotzdem Schneeschuhwanderungen und stundenweise Liftvermietungen möglich gewesen. „Natürlich war das ein Schlupfloch. Aber man kann auch Menschen nicht auf Monate einsperren.“

Moralische Unterstützung vom Bund

In der zweiten Welle habe Deutschland die Erwartungen, die Mair hatte, nicht erfüllen können. „Ich bin nach Deutschland gekommen, mit der Vision, dass es ein perfekt organisiertes, gut funktionierendes, zuverlässiges und pünktliches Land ist. Aber ich habe gemerkt, allein mit dem Impfchaos, dem Maskenchaos und der Flop-App, dass dieses Wirrwarr die Menschen verunsichert. Ich sehe noch nicht das Licht am Ende des Tunnels.“ Trotz allem werde der Schwarzwald als Naherholungsgebiet für ein paar Jahre einen gewissen Vorteil haben. „Aber die Menschen werden einen Nachhol-Effekt haben. Irgendwann wollen sie wieder Fernreisen machen“, so Mair. Gerade jetzt in der Pandemie könne die Regierung von seinem Heimatland Italien lernen. „Dort gibt es ein Tourismusministerium. Das wäre auch in Deutschland auf Bundesebene ein richtiges Signal für eine riesige Branche.“

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