Baden-Württemberg (dpa/dk) – Schulleiterinnen und Schulleiter im Südwesten machen ihren Job laut einer aktuellen Umfrage zwar weiterhin gern. Aber viele fühlen sich stark belastet – vor allem durch Personalmangel, Reformdruck und immer mehr Aufgaben.
Fehlende Lehrkräfte sind für fast die Hälfte der befragten Rektorinnen und Rektoren weiterhin das größte Thema an ihrer Schule. Gleichzeitig sehen viele eine leichte Entspannung: Zu Beginn dieses Schuljahres waren im Schnitt 0,6 Lehrerstellen pro Schule unbesetzt, 2022 lag der Wert noch bei 1,1 Stellen. Auch im Vergleich zu anderen Bundesländern steht Baden-Württemberg laut Umfrage etwas besser da, bundesweit fehlen im Schnitt 1,4 Vollzeitlehrkräfte pro Schule.
Der Blick nach vorn ist etwas zuversichtlicher als noch vor ein paar Jahren. 55 Prozent gehen aktuell davon aus, dass ihre Schule künftig stark vom Lehrermangel betroffen sein wird. 2022 waren es noch 81 Prozent. Nach Angaben des Kultusministeriums sank die Zahl unbesetzter Stellen zum Schuljahresbeginn zuletzt stetig – von 890 im Jahr 2022 über 565 im Jahr 2023 auf 250 im Jahr 2024. Zum Start dieses Schuljahres lag sie dann wieder deutlich höher bei 1.159 Stellen. Als Grund wird genannt, dass kurz vor den Sommerferien auffiel, dass rund 1.440 Lehrerstellen vermutlich wegen eines Softwarefehlers über Jahre unbesetzt geblieben waren.
Ein Punkt, der immer stärker auf die Stimmung drückt, sind Reformen und Programme, die die Schulen umsetzen müssen. 2021 sahen nur 10 Prozent der Befragten die Bildungspolitik als eines der größten Probleme an ihrer Schule, 2025 sind es 29 Prozent. VBE-Landeschef Gerhard Brand spricht von einer Flut an Maßnahmen, die gleichzeitig an den Schulen ankommen – zum Beispiel Vergleichsarbeiten, zusätzliche Tests für Grundschulempfehlungen, Sprachförderung oder Leseförderung.
Passend dazu ist die Unzufriedenheit mit der Schulpolitik der Landesregierung hoch. Nur 14 Prozent sind zufrieden, 85 Prozent unzufrieden. Fast die Hälfte der Befragten nennt als Grund, dass Reformen aus ihrer Sicht unkoordiniert oder halbherzig umgesetzt werden.
Viele Schulleitungen arbeiten nach eigener Einschätzung seit Corona an der Belastungsgrenze. Der VBE sieht dafür vor allem strukturelle Gründe. In der Umfrage sagen 84 Prozent, dass die ihnen zustehende Leitungszeit nicht oder eher nicht ausreicht, um Schule zu führen und weiterzuentwickeln. Als besonders belastend werden ein ständig wachsendes Aufgabenspektrum, mehr Verwaltungsarbeit und zu wenig Zeit genannt.
Mehr Probleme sehen die Schulleiter inzwischen auch bei Räumen und Gebäuden. 2021 nannten das neun Prozent als großes Problem an ihrer Schule, inzwischen liegt der Anteil bei 20 Prozent. Beispiele sind laut Umfrage zu wenig Platz oder bauliche Mängel. Der VBE fordert deshalb, dass ein großer Anteil möglicher Bundesmittel in den Schulbau fließen soll.
Für die Erhebung hat das Institut Forsa von Mitte September bis Mitte Oktober rund 1.300 Schulleiterinnen und Schulleiter in Deutschland befragt, darunter gut 250 aus Baden-Württemberg. Die Umfrage ist repräsentativ und hat eine Fehlertoleranz von drei Prozentpunkten.