Region (ms) – Wenn es um Berufskrankheiten geht, denken viele zuerst an körperlich anstrengende Jobs – etwa auf dem Bau, in der Pflege oder im Handwerk. Doch auch klassische Büroarbeit hat ihre Tücken. Immer mehr Menschen klagen über Rücken-, Nacken- oder Kopfschmerzen – ausgelöst durch zu langes und falsches Sitzen.
Was genau dahinter steckt und wie wir diesen typischen Bürokrankheiten vorbeugen können, erklärt Sportwissenschaftler und Physiotherapeut Dr. Joachim Merk.
Warum so viele Büroangestellte betroffen sind, ist laut Dr. Merk schnell erklärt: Unser Körper ist evolutionär auf Bewegung ausgelegt – Laufen, Jagen, Sammeln. Stundenlanges Sitzen widerspricht dieser natürlichen Bestimmung. Besonders problematisch ist dabei die einseitige Haltung, die viele im Büroalltag einnehmen – oft stundenlang ohne Ausgleich.
Wer stundenlang am Schreibtisch sitzt, riskiert Muskelverspannungen – vor allem im unteren Rücken sowie im Schulter- und Nackenbereich. Auch Schmerzen in den Händen, etwa durch ständiges Arbeiten mit Maus und Tastatur, sowie das Karpaltunnelsyndrom treten immer häufiger auf. Hinzu kommen Kopfschmerzen, Schlafprobleme und Stresssymptome – klassische Begleiterscheinungen eines bewegungsarmen Büroalltags.
Wie lassen sich Fehlhaltungen am Arbeitsplatz vermeiden? Dr. Merk rät zu kleinen Veränderungen mit großer Wirkung:
Regelmäßig aufrichten und strecken
Tätigkeiten wie Telefonieren im Stehen erledigen
Statt E-Mails schreiben: zum Kollegen gehen
Hände und Handgelenke immer wieder lockern
Blick vom Bildschirm lösen und frische Luft reinlassen
Solche einfachen Maßnahmen helfen dabei, den Bewegungsapparat zu entlasten – und sind auch mitten im Arbeitstag gut umzusetzen.
Vorbeugung beginnt aber nicht nur am Schreibtisch. Auch im Alltag ist Bewegung entscheidend. Egal ob Spaziergänge, Yoga, Radfahren oder Krafttraining im Fitnessstudio – regelmäßiger Ausgleich ist der Schlüssel.
Hilfreich sind auch höhenverstellbare Schreibtische und ergonomische Bürostühle, um die Sitzposition regelmäßig zu ändern. Viele Arbeitgeber bezuschussen diese mittlerweile.
Wenn der Schmerz schon da ist, können laut Dr. Merk Dehnübungen und sanfte Bewegung oft helfen. Unterstützend lassen sich auch lokale Schmerzmittel wie Gele verwenden, die direkt auf die betroffenen Stellen aufgetragen werden – z. B. bei Rücken-, Nacken- oder Armschmerzen. Wichtig ist dabei eine gute Verträglichkeit und gezielte Wirkung.
Halten die Beschwerden an oder treten immer wieder auf, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.
Leichte Beschwerden lassen sich oft durch mehr Bewegung und bewusste Sitzhaltung in den Griff bekommen. Rückenkurse oder andere Präventionsangebote – häufig sogar bezuschusst von den Krankenkassen – können ebenfalls helfen.
Wenn das nicht ausreicht, ist eine Physiotherapie der nächste sinnvolle Schritt. Hier können Schmerzen gezielt behandelt und individuelle Übungen zur Vorbeugung vermittelt werden.
Auch wenn der Bürojob auf den ersten Blick bequem erscheint – unser Körper leidet unter dem Bewegungsmangel. Wer frühzeitig auf Haltung, Bewegung und Ausgleich achtet, kann vielen Beschwerden wirksam vorbeugen.
Mehr Infos zum Thema findet ihr auch auf:
👉 www.doc-gegenschmerzen.de