Karlsruhe (msch) – Jeden Sonntag trifft Martin Wacker prominente Persönlichkeiten aus der Region. Diesmal war der Schauspieler Jürgen Hörner zu Gast. Er ist außerdem Künstlerischer Leiter und Stückeschreiber bei Badisch Bühn. Seine Mundartwerke werden nicht nur in Karlsruhe zum Besten gegeben, sondern auch in andere Dialekte und Sprachen übersetzt. Wie der gebürtige Pfälzer zum Badischen Theater kam und wie die Badisch Bühn die Zwangspause gerade erlebt – darüber sprach Jürgen Hörner mit Martin Wacker.
Jürgen Hörner ist Schauspieler und Mundartautor. Als künstlerische Leiter bestimmt er außerdem die Geschicke der Badisch Bühn. Das kleine Mundarttheater steht im Karlsruher Stadtteil Grünwinkel. Doch kurioserweise ist der Mann, der das Badische so liebt, gar kein gebürtiger Badener. „Ich bin ein eingereister Pfälzer“, gesteht er. „Den Wein, der dort wächst, trinke ich immer noch gerne.“ Hörner lebt mittlerweile schon lange in Karlsruhe. Es hat ihn schon Ende der 1970er Jahre wegen einer Ausbildung an der Badischen Schauspielschule in die Fächerstadt verschlagen.
Nach der abgeschlossenen Schauspielausbildung hat der Wahlbadener ganze zwölf Jahre hauptberuflich in der Branche gearbeitet. „Erst musste ich mir mühsam das Pfälzische abtrainieren und hochdeutsch lernen. Nur um mir dann das Badische drauf zu schaffen“, lacht er. Mundart-Theater hätte er schon immer gemocht. Als er noch ein Kind war, hätte es ihm besonders das Hamburger Ohnsorg-Theater angetan gehabt. „Dort haben sie Menschen zum Lachen gebracht. Das hat mir immer gefallen. Es ist toll, wenn man weiß, man hat vielen Leuten Freude gemacht“, erinnert er sich.
Noch heute verbindet er mit dem Hamburger Theater etwas ganz besonderes. Als eines seiner Stücke von einem Fernsehsender aufgezeichnet und gesendet wurde, ist ein Dramaturg vom Ohnsorg-Theater darauf aufmerksam geworden. Der habe dann Kontakt mit ihm aufgenommen und ihn gebeten, das Stück vom Badischen ins Hochdeutsche zu übersetzen. „Das war gar nicht so leicht“, erinnert sich Hörner. Der Dramaturg hat es wiederum ins Plattdeutsche übersetzt. Bei der Premiere im Ohnesorg-Theater, zu der Hörner eingeladen war, habe er kaum etwas verstanden, weil sich Plattdeutsch und Badisch so verschieden anhören würden. Für den Stückeschreiber Hörner war das trotzdem eine Art Startschuss. Seine Werke wurden anschließend ins Schwitzerdütsche, Belgische und sogar Niederländische übersetzt.
Vor einigen Jahren hat der gelernte Schauspieler in seinem Beruf noch einmal umgesattelt und als Personalfachkaufmann bei einer großen Versicherungsgesellschaft angeheuert. Die Badisch Bühn war dabei trotzdem stets eine Herzensangelegenheit für ihn. „Schon damals beim Bewerbungsgespräch habe ich es als Bedingung genannt, dass ich die Badisch Bühn weitermachen darf“, erklärt er. Seitdem ist an dem Theater viel passiert. „Wir haben einen Imagewandel vom klassischen Volkstheater zum Mundarttheater vollzogen. Viele haben mit dem Volkstheater eher Bauernstücke assoziiert. Wir sind jetzt mehr in Richtung Boulevard unterwegs. Das ist eine gute Mischung und bringt uns auch jüngeres Publikum ins Theater“, freut sich Hörner. Er stellt aber auch fest: „Mundart ist Identität. Das ist ein Lebensgefühl und schafft Zugehörigkeit.“ Gerade im Alltag vermisse er den badischen Dialekt, da sich viele bemühen würden, Hochdeutsch zu sprechen. „Das finde ich schade“, sagt er.
Auch die Badisch Bühn erlebt pandemiebedingt momentan eine schwierige Zeit. Auftritte und Problem müssten bis auf weiteres auf Eis gelegt werden. „Ich sehe im Moment die Gefahr, dass sich das Ensemble entfremdet, weil man sich momentan ja gar nicht sieht“, befürchtet der Theatermann. „Ich vermisse die Kollegen und ich vermisse die Abende, an denen wir spielen. Irgendetwas gibt es immer zu lachen. In der Pause gibt es manchmal auch Gin Tonic. Das fehlt natürlich.“ Das Stück, das für 2020 geplant gewesen war, musste auf 2021 geschoben werden. „Aber im Moment sehe ich da auch nicht ganz so rosig in die Zukunft“, sagt Hörner. Er ist aber weiterhin Optimist. „Wenn es dieses Jahr nicht klappt, dann eben nächstes Jahr!“