Region (pm/dk) – Es steht fest: Das Rebhuhn ist der Vogel des Jahres 2026. Mit überwältigender Mehrheit konnte sich der stark bedrohte Hühnervogel bei der öffentlichen Wahl des NABU und des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz (LBV) durchsetzen. Mehr als 184.000 Menschen haben ihre Stimme abgegeben – ein neuer Rekord.
Klare Entscheidung bei der Wahl
Das Rebhuhn bekam mit 81.855 Stimmen (44,5 Prozent) fast doppelt so viele wie die zweitplatzierte Amsel (26,6 Prozent). Dahinter folgten die Waldohreule (12,7 Prozent), die Schleiereule (11,7 Prozent) und der Zwergtaucher (4,5 Prozent). „Das war eine Rekord-Wahlbeteiligung! Wir freuen uns sehr, dass Vögel und die Natur so viele Menschen bewegen“, sagte NABU-Vogelschutzexperte Martin Rümmler.
Bedroht durch intensive Landwirtschaft
Auch in Baden-Württemberg steht das Rebhuhn im Fokus des Naturschutzes. Der NABU engagiert sich hier seit zwei Jahren mit dem bundesweiten Projekt „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“. Ziel ist es, dem bedrohten Hühnervogel wieder mehr zusammenhängende Lebensräume zu bieten. „Wo es artenreiche Blühbrachen oder lichte Ackerflächen, ausreichend breite Blühstreifen, gut gepflegte Niederhecken sowie Kleinstrukturen wie Feldraine oder Böschungen gibt, ist das am Boden lebende Huhn zuhause. Das Tolle an Rebhuhn-Maßnahmen ist, dass auch viele andere Arten im Offenland profitieren, von der Wildbiene bis zum Feldhasen“, erklärt NABU-Projektleiterin Dominique Aichele.
Bestandsrückgang um mehr als 80 Prozent
Einst war das Rebhuhn ein vertrauter Anblick in der Agrarlandschaft des Südwestens. Doch die Zahlen sind dramatisch: Zwischen 1995 und 2020 ging der Bestand laut Ornithologischer Gesellschaft Baden-Württemberg um 82 Prozent zurück. „In einer Agrarlandschaft, in der fast jeder Quadratmeter als Anbaufläche genutzt wird und Kleinstrukturen oder extensiver genutzte Ackerflächen fehlen, findet das Rebhuhn zu wenig Nistplätze und kaum Nahrung. Besonders schädlich: Insektizide und fehlende Blühflächen. Agrarflächen ohne Insekten sind tote Flächen für Rebhuhnküken“, so Aichele. Hoffnung macht, dass sich in Regionen wie im Landkreis Tübingen oder im Raum Fellbach – Modellgebiete des Rebhuhnprojektes – erste positive Entwicklungen zeigen.
Mehr Rückzugsräume gefordert
Damit sich die Population im Südwesten erholen kann, braucht es vor allem mehr Vielfalt auf den Feldern. „Außerhalb der Projektgebiete sind viele Feldfluren im Ländle aktuell noch rebhuhnfrei“, warnt Aichele. Studien zufolge könnte schon eine naturnahe Bewirtschaftung von zehn Prozent der Äcker ohne Pestizide einen entscheidenden Unterschied machen – nicht nur für das Rebhuhn, sondern auch für andere Feldvögel und bestäubende Insekten. Das im Landes-Biodiversitätsstärkungsgesetz vorgesehene Ziel von zehn Prozent sogenannter Refugialflächen könnte also entscheidend dazu beitragen, dass das Rebhuhn in Baden-Württemberg wieder eine Zukunft hat.
Tradition seit 1971
Die Wahl zum „Vogel des Jahres“ hat in Deutschland eine lange Tradition. Schon seit 1971 wird der Titel vergeben. Seit 2021 dürfen alle Interessierten öffentlich abstimmen – und 2025 wurde so viele Stimmen abgegeben wie nie zuvor. Ab Januar löst das Rebhuhn den aktuellen Titelträger, den Hausrotschwanz, ab.