Rastatt: Erster Fischadler-Nachwuchs seit 115 Jahren im Südwesten

02. Juni 2023 , 10:01 Uhr

Gesehen hat ihn noch niemand, aber Vogelfachleute vom Nabu feiern den ersten Fischadler-Nachwuchs in Baden-Württemberg nach 115 Jahren Pause. Um die Tiere bei Mössingen im Landkreis Rastatt nicht zu stören, habe Ornithologe Daniel Schmidt-Rothmund sie aus rund 300 Metern Entfernung vom Boden aus mit dem Fernglas beobachtet, teilte der Verein mit.

Küken geschlüpft

«Das Männchen hat dem am Nestrand stehenden Weibchen einen Fisch gebracht, den das Weibchen an den Nachwuchs verteilt hat, das erkennt man eindeutig an den charakteristischen Kopfbewegungen», berichtete der Leiter des Nabu-Vogelschutzzentrums laut Mitteilung. Danach sei die Vogelmutter wieder nah an ihre Küken herangerückt und habe die Flügel ganz typisch etwas hängen lassen, um für Schatten zu sorgen.

Ende Juni will Schmidt-Rothmund zum Horst in einem etwa 25 Meter hohen Baum klettern, um die Jungadler zu beringen, bevor sie flügge werden. Dann wird er wissen, wie viele es sind. Eine dort oben installierte Wildkamera ist den Angaben zufolge ausgefallen.

Drei Eier im Nest

Der Nabu hatte es schon als Erfolg gewertet, dass Mitte April das erste von drei Eiern im Nest lag. Zum ersten Mal seit mehr als 110 Jahren brüteten Fischadler nachweislich wieder in Baden-Württemberg. 1907 waren sie hierzulande ausgerottet. Naturschützer installieren seit über 30 Jahren im Südwesten Nisthilfen für die Greifvögel.

Für die Entwicklung des Nachwuchses brauche es möglichst trockenes und warmes Wetter: 20 bis 25 Grad seien ideal, damit es im Nest nicht zu feucht wird. Habichte und Uhus müssen das Nest verschonen. «Und drittens ist der jungen Familie zu wünschen, dass das Männchen keinen Unfall hat», erklärte Schmidt-Rothmund. Dieses schaffe die Nahrung herbei, während das Weibchen nahezu durchgehend am Nest bleibe.

Schön und selten

Fischadler werden nach Nabu-Angaben rund 60 Zentimeter groß und können wegen schmaler Flügel mit großen Möwen verwechselt werden. Ihre Unterseite ist bis auf ein dunkles Brustband weiß, die Oberseite dunkelgraubraun. Der Kopf ist weiß mit einem markanten, dunklen Band um die Augenpartie. Der Greifvogel frisst ausschließlich Fische. «Seine Jagdtechnik hat er perfektioniert, so kann er sie in bis zu einem Meter Wassertiefe noch erbeuten.» Den Winter verbringen die Tiere in Afrika und kommen ab Ende März in die Brutgebiete zurück.

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