Prozess gegen Gleisschubser aus Waghäusel - keine Aussagen zum Auftakt

31. März 2021 , 05:42 Uhr

Karlsruhe (pm/lk) – Am Landgericht Karlsruhe startet heute der Prozess gegen zwei Gleisschubser aus Waghäusel. Die beiden Männer sollen Ende Juli einen 54-Jährigen vor einen einfahrenden Zug geschubst haben. Das Opfer überlebte schwer verletzt.

Anklage wegen versuchten Mordes

Es klingt wie aus einem dramatischen Film: Er soll einen Mann vor einen einfahrenden Güterzug auf die Gleise gestoßen und Rettungsversuche mit Tritten und Schlägen abgewehrt haben. Seit Mittwoch muss sich ein 26-Jähriger wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung vor dem Landgericht Karlsruhe verantworten. Sein drei Jahre jüngerer Bruder ist wegen Beihilfe angeklagt; er soll den Tatort – den Bahnhof in Waghäusel – abgesichert haben. Beide ließen zum Prozessauftakt über ihre Anwälte erklären, dass sie sich weder zu den Vorwürfen noch zu ihren Lebensläufen äußern wollen. Das Opfer, ein 54 Jahre alter Mann, sagte als Zeuge aus und wirkte dabei sehr ruhig.

Keine Aussagen zu Prozessauftakt

Der Staatsanwalt schilderte das Geschehen vom späten Nachmittag des 28. Juli 2020: Der schwer behinderte 54-Jährige habe an Gleis 1 auf einen verspäteten Zug gewartet. Der ältere und körperlich überlege Angeklagte habe ihn unvermittelt angegriffen, ruckartig auf den Boden geworfen und ins etwa einen Meter tiefe Gleisbett gestoßen. Der 26-Jährige in Badelatschen habe den Mann mit Tritten und Schlägen daran gehindert, wieder auf den Bahnsteig zu klettern, obwohl dieser ihn in Todesangst angebettelt habe. Der Staatsanwalt sprach von einem „Vernichtungswillen“ bei dem Angeklagten. Ein Güterzug sei mit Tempo 90 angefahren gekommen. Der 54-Jährige habe sich in eine sehr kleine Lücke gepresst und „überlebte entgegen aller Wahrscheinlichkeit dank seiner schmalen Natur“. Er erlitt mehrere Brüche, einige davon werden ihn den Angaben nach ein Leben lang beeinträchtigen. An den Oberschenkel klaffte eine große Wunde, die sich im Krankenhaus noch mit Keimen infizierte, gegen die die viele Medikamente wirkungslos sind. Der Mann, der Nebenkläger im Prozess ist, leide noch heute an Alpträumen.

Opfer leidet bis heute unter Alpträumen

Als der 54-Jährige den Gerichtssaal betrat, hinkte er sichtlich mit dem rechten Bein. Wenn er das Knie zu sehr belaste, schmerze es, erzählte er. Zudem wolle er sich psychologische Hilfe suchen. Immer wieder tauchten die Bilder des herannahenden Zuges aus, im Alltag reagiere er ängstlich in eigentlich gewöhnlichen Situationen. Über die Ereignisse an jenem Juliabend berichtete er ruhig und sachlich. Der Angriff sei völlig überraschend gekommen. „Ich konnte mich überhaupt nicht wehren“, sagte der 54-Jährige. Er habe noch Geld angeboten. Der Täter habe ihn am Bein gepackt, auf den Boden und von dort ruckartig zu den Gleisen gezogen, sagte er detailliert aus. Auf Nachfrage der Richter und Anwälte musste er jedoch manche Aussage als Vermutung einordnen, anderes erinnere er gar nicht mehr, sagte der Mann. „Ich stand da wohl schon ein bisschen unter Schock.“

Verminderte Schuldfähigkeit des Hauptangeklagten?

Die Polizei nahm das tatverdächtige Brüderpaar aus Syrien zwei Tage später in einer Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber fest. Der Vorsitzende Richter sagte, womöglich sei der Hauptbeschuldigte nur vermindert schuldfähig, weil er an einer paranoiden Schizophrenie leide. Eine Gutachterin soll das im Prozessverlauf einordnen. Für das Verfahren sind bislang drei weitere Termine bis 23. April angesetzt.

Anzeige

Das könnte Dich auch interessieren

23.11.2025 Feuer im Karlsruher Europabad sorgt für kurzen Schreckmoment Karlsruhe (er24/jal) – Kurzer Schreckmoment am Samstagnachmittag im Karlsruher Europabad: Gegen 13.15 Uhr kam es im Europabad in der Hermann-Veit-Straße in Karlsruhe zu einem Brandausbruch. Ein Großaufgebot an Einsatzkräften rückte an. 22.11.2025 Nächtlicher Großbrand bei eisigen Minusgraden in Knittlingen Knittlingen (er24/n4) - Trotz zunehmender Kälte brannte eine Schreinerei nieder. Die Feuerwehr ist umgehend zur Stelle, um den Großbrand zu löschen. 08.11.2025 Kreuzungsunfall in Graben-Neudorf fordert verletzte Person Graben-Neudorf (er24/jal) – Am Freitagnachmittag kam es in Graben-Neudorf gegen 16.30 Uhr an der Kreuzung Karlstraße / Ecke Wendelinusstraße im Ortsteil Neudorf zu einem Verkehrsunfall zwischen einem Pkw und einem Kleintransporter. 25.10.2025 Betrunkener baut Unfall und lässt 16-Jährige verletzt zurück Karlsruhe (dpa/jal) – Ein betrunkener junger Mann hat sich mit seinem Auto in Karlsruhe mehrfach überschlagen – und daraufhin seine 16 Jahre alte Beifahrerin schwer verletzt zurückgelassen. Das Auto des 25 Jahre alten Fahrers sei in einem Gleisbett liegen geblieben, sagte ein Polizeisprecher.