Erdrutsch war wohl die Ursache

Nach schwerem Zugunglück in Riedlingen beginnt die Bergung

28. Juli 2025 , 13:26 Uhr

Riedlingen (dpa/er24) – Wrackteile und die Überreste von Sitzen lassen erahnen, was hier passiert sein muss: Ein Regionalzug ist bei Riedlingen, im Kreis Biberach, entgleist. Die Waggons sind teils ineinander gerutscht, liegen in der Böschung. Drei Menschen sterben, 41 werden zum Teil schwer verletzt. Nach Starkregen hat sich ein Erdrutsch an der Gleisböschung ereignet, was wohl die Unfallursache war.

Bergung mit Spezialkran beginnt

Nach dem Bahnunglück von Riedlingen beginnen die Bergungsarbeiten mit Hilfe eines Spezialkrans. Die Deutsche Bahn (DB) rechnet damit, dass die Arbeiten bis Dienstagvormittag dauern. Anschließend sollen Experten die Schäden an der Strecke begutachten. «Über die Dauer der Sperrung ist eine verlässliche Aussage erst möglich, nachdem die Begutachtung der Schäden erfolgt ist», heißt es in der DB-Mitteilung.

Die Bahn hat zwischen Munderkingen und Herbertingen einen Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Reisende zwischen Munderkingen, Mengen und Sigmaringen werden gebeten, sich auf bahn.de/aktuelles oder dem DB Navigator und anderen Fahrplanauskünften vor Antritt der Reise zu informieren. Für Betroffene und Angehörige gibt es eine Hotline: 0800 3 111 111.

«Man sieht auch in der Botanik drumherum, dass da sehr große Kräfte am Werk waren», sagt Kreisbrandmeisterin Charlotte Ziller. Die Ermittler gingen davon aus, dass der Regionalexpress mit ungefähr Tempo 80 unterwegs war

Unter den drei Toten des Zugunglücks ist eine 70 Jahre alte Mitreisende. Bei den anderen beiden tödlich Verunglückten handle es sich um den 32-jährigen Lokführer des Zuges und einen 36 Jahre alten Auszubildenden der Bahn-Gesellschaft. Mehr als 40 Menschen wurden verletzt, darunter mehrere schwer.

Erdrutsch als Ursache vermutet

Wie es zu der Katastrophe kommen konnte, steht am Tag danach im Fokus der Ermittler. Die Erforschung des Unfallhergangs habe erste Priorität, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Vor Ort waren Fachleute der Kriminaltechnik und Experten für Bahnunfallermittler. 

Die Polizei nimmt an, dass das Unglück im Zusammenhang mit einem Unwetter in der Region steht. Mutmaßlich sei bei Starkregen ein Abwasserschacht übergelaufen. Das Wasser habe einen Erdrutsch im Böschungsbereich ausgelöst, was die Entgleisung verursacht haben könnte, so die Polizei. Wie genau dies geschah, ist unklar.

Der Regionalexpress war auf dem Weg von Sigmaringen nach Ulm, als das Unglück gegen 18.10 Uhr am Sonntagabend geschah. In dem Zug saßen laut einem Sprecher der Bundespolizei rund 100 Menschen.

Bahnchef und Politiker am Unfallort

Bahnchef Richard Lutz kündigte an, am Montag nach Riedlingen zu kommen. Er wolle sich ein Bild von der Lage machen und den Einsatzkräften persönlich danken. Auch Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU), Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) wollten an die Unfallstelle kommen.

Die Unfallursache war zunächst unklar. Vor dem Unglück hatte es in der Region ein Unwetter gegeben. Die Ermittler prüfen, ob ein Erdrutsch die Ursache für das Unglück mit mindestens drei Toten sein könnte. Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) sagte: «Es hat hier starke Regenfälle gegeben, sodass nicht ausgeschlossen werden kann, dass auch der Starkregen und ein damit verbundener Erdrutsch-Unfall ursächlich gewesen ist.» Das sei nun Gegenstand der laufenden Untersuchungen.

Große Regenmengen vor dem Unglück

Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes zogen in den frühen Abendstunden unwetterartige Gewitter über die Region. Lokal seien in kurzer Zeit 30 bis 40 Liter pro Quadratmeter gefallen, sagte Meteorologe Dominik Smieskol in München. Allerdings habe der DWD am genauen Unglücksort keine Messstation, um für dort konkrete Angaben machen zu können. In der Nacht war es laut einem Reporter vor Ort bewölkt, aber vorerst trocken. Am frühen Morgen regnete es wieder.

Wie lange die Bahnstrecke noch gesperrt bleibt, war zunächst unklar. Auf der Internetseite der Bahn informierte der Konzern, dass der Bahnverkehr zwischen Munderkingen und Herbertingen eingestellt sei. Am Montag sollten laut Bahn Ersatzbusse die Fahrgäste in dem Bereich transportieren.

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