Durmersheim (dk) – Vor knapp einer Woche ist in Durmersheim der Kindergarten Villa Kunterbunt komplett abgebrannt. Zurück geblieben sind Schutt, Asche – und Geschichten, die zeigen, wie sehr dieses Gebäude zum Ort gehört hat. Mutter Sandra La Porta erzählt, wie sie vom Brand erfahren hat und warum sie bis heute manchmal noch nicht richtig begreift, was passiert ist. Und Feuerwehrmann Patrick Sims spricht über eine Nacht, die er nie vergessen wird: Es war sein allererster Einsatz.
Als Sandra La Porta am Morgen nach dem Brand aufsteht, ist da sofort dieses Gefühl, dass etwas nicht stimmt. „Da waren schon Zehntausende Nachrichten auf meinem Handy.“ Schon in der Nacht kam die Nachricht aus dem Kindergarten: Das Gebäude ist abgebrannt. „Und in dem Moment haben wir die Welt nicht mehr verstanden. Wir haben gedacht Hä? Wie kann der Kindergarten abbrennen? Also es war in dem Moment schon ein extremer Schockmoment.“
Der erste Gedanke galt den Menschen. „Oh mein Gott, hoffentlich ist niemandem was passiert.“ Dann folgt Erleichterung, weil der Brand nachts ausgebrochen ist und niemand im Haus war. Und direkt danach die Frage, die jede Mutter kennt: „Wie erkläre ich das den Kindern?“
Sandra ist ganz offen und ehrlich mit dem Vorfall umgegangen. Sie hat den beiden Kinder erklärt, dass der Kindergarten verbrannt ist. Die ältere Tochter ist fünf und reagierte sofort traurig: „Sie hat gleich gesagt, sie will nicht in einen neuen Kindergarten. Sie will nicht neue Freunde kennenlernen. Sie will in den alten Kindergarten.“ Ihre dreijährige Schwester ist noch zu jung um zu begreifen, was passiert ist.
Auch in den Tagen danach tauchte das Thema immer wieder auf. Die Kinder erzählen, was sie noch im Kindergarten hatten – und Sandra muss ihnen erklären, dass diese Sachen nicht mehr da sind. „Aber ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob sie bis heute verstanden haben, was wirklich passiert ist.“
Die erste Woche nach dem Brand bedeutet für viele Familien Organisation pur. Sandra hatte Glück, weil ihr Mann Homeoffice machen kann und ihr Arbeitgeber Verständnis zeigt. Aber sie weiß auch: „Ich bin mir sicher, dass andere Eltern da ziemliche Schwierigkeiten hatten.“
Umso größer ist ihr Respekt dafür, wie schnell in Durmersheim reagiert wurde. Jetzt werden die Kinder in der Villa Regenbogen betreut. Sandra sagt dazu: „Vielen Dank an alle, an die Gemeinde, an den Bürgermeister, an die Erzieher, an den Elternbeirat, an alle Eltern. Weil es ist unglaublich, wie dieser Ort hier zusammenhält.“ Erst gab es rasch eine Notbetreuung für Familien, die sie dringend brauchen. Und nicht mal eine Woche später sei es möglich gewesen, dass alle Kinder wieder einen Platz haben. „Das hätte ich nie gedacht.“
Für Patrick Sims ist die Brandnacht eine, die er nie mehr vergessen wird. „Das war mein erster Feuerwehreinsatz.“ Kurz vor Mitternacht geht der Pieper, er springt auf, zieht sich an, fährt zur Feuerwehr. Auf dem Melder steht nur „Vollalarm“, also weiß er nicht, was ihn erwartet. Und dann die erste Sicht auf den Brandort: „Der ganze Kindergarten steht in Flammen.“
Patrick arbeitet selbst bei der Gemeinde, im Schülerhort. Viele Menschen dort kennt er persönlich. „Wo meine Schwägerin arbeitet, wo viele Bekannte von mir sind, Kollegen und Kolleginnen, Eltern, Kinder. War schon schwierig.“ Es ist ein Einsatz, der aufregend ist – und gleichzeitig emotional.
Patrick beschreibt die Szenerie als überwältigend: „Die Flammen, wie hoch die standen, die Glut, die über uns drüber ging… Es waren beeindruckende Bilder im negativen Sinne.“ Er selbst steht zunächst am Eingangsbereich und löscht mit dem Schlauch, später sieht er, wie groß die Unterstützung ist. „Wie viele Feuerwehren aus dem Umkreis mit dazugestoßen sind. Also wahnsinnig von der Organisation.“
Der Einsatz zieht sich bis zum nächsten Tag. Anstrengend und stressig sei es gewesen – aber: „Es ist keinem was passiert und das ist unbezahlbar.“
Für Patrick ist dieser erste Einsatz auch eine Bestätigung. Er ist mit 41 Jahren wieder in die Feuerwehr eingestiegen, weil er helfen will. „Wir sollten alle ein bisschen mehr anpacken und auf unsere Gemeinschaft gucken.“ Genau das habe er jetzt erlebt – und genau das wünscht er sich für Durmersheim weiterhin. „Zusammenhalt sollte auf jeden Fall bestehen bleiben.“