Nach Abschaffung der 4er-Karten: KVV bringt neue Lösung auf den Markt

15. März 2022 , 05:30 Uhr

Karlsruhe (lk) – Ein Thema schlägt seit Wochen hohe Wellen in der Region: Zum Fahrplanwechsel am 12. Dezember hatte der KVV beschlossen, die 4er-Karten und die Fahrkartenentwerter in den Bahnen abzuschaffen. Doch das sorgte für mächtig dicke Luft. Gerade bei älteren Menschen und Kindern, die im Umgang mit Handys und Apps oft überfordert sind, waren die Mehrfahrtenkarten beliebt. Ihnen wurde durch die Abschaffung der Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln deutlich erschwert. Jetzt ist der KVV zurück gerudert und bringt eine neue analoge Fahrkarte zur Selbstentwertung auf den Markt.

Aufregung nach Abschaffung der 4er-Karten groß

Der KVV verkauft seit dem Fahrplanwechsel am 12. Dezember nur noch Karten für den sofortigen Fahrtantritt. Aber Tickets, die nur noch mit dem Handy oder am Automaten für den sofortigen Fahrtantritt gekauft werden können, sind gerade für ältere Menschen und Kinder oft ein Problem. Früher konnten einfach ein paar Tickets auf Vorrat ins Portemonnaie gepackt werden. Jetzt benötigt jeder Fahrgast das passende Bargeld oder eine stabile Handyverbindung. Der Ärger bei einigen Kunden des KVV war daher groß. Als völlig unpraktikabel wurde das Vorgehen dargestellt. Oder als altersdiskriminierende und nicht behindertengerechte Fahrkartenpolitik. Auch eine Unterschriftensammlung hatte es gegeben.

Ältere Menschen und Kinder nicht abhängen

Sonja Döring ist Geschäftsführerin der „Karlsruher Liste – die Partei“ und sieht dringenden Verbesserungsbedarf: „Wir sehen den öffentlichen Personennahverkehr als Daseinsfürsorge. Deshalb ist es wichtig, dass alle Menschen einen einfachen Zugang zum Angebot des KVV haben. Wenn aber einige Fahrgäste abgehängt werden, weil sie beispielsweise kein Smartphone nutzen können oder wollen. Oder weil ihnen die Möglichkeit genommen wird, Karten im Voraus zu kaufen oder sich auf eine bestimmte Fahrzeit festzulegen. Dann werden Menschen ausgeschlossen. Darum haben wir die Petition gestartet, in der wir die Beibehaltung der Stempeltickets fordern, bis es eine andere niederschwellige Lösung gibt.“

KVV führt Einzelfahrschein zum Selbstentwerten ein

Der KVV hat in der Aufsichtsratssitzung am vergangenen Freitag auf die Beschwerden reagiert. KVV-Geschäftsführer Alexander Pischon sagte im Anschluss im Interview mit der neuen welle: „Wir hatten nicht mit solch einem Wiederstand gerechnet, sonst hätten wir bereits im Vorfeld eine andere Lösung gesucht. Aber es hatte auch sein gutes: Wir waren in einem guten Austausch mit unseren Fahrgästen, Seniorenbeiräten, Parteien und Verbänden. So konnten wir ein gutes Angebot finden, um diese Lücke zu schließen.“ Künftig soll es nämlich eine Papierfahrkarte im 5er-Block zum selbst entwerten geben. Die Tickets sollen nun schnellstmöglich produziert, verteilt und voraussichtlich ab dem 1. Mai angeboten werden.

Bedarf nach Ticket auf Vorrat ist weiterhin da

Entwertet werden die Fahrkarten nach dem Prinzip des Baden-Württemberg-Tickets mit einem Kugelschreiber – einfach die Starthaltestelle und das Datum in die dafür vorgesehenen Felder eintragen. Damit hofft KVV-Geschäftsführer Pischon ein niederschwelliges Angebot für alle Fahrgäste geschaffen zu haben: „Wir haben verstanden, dass der Bedarf nach einem Ticket auf Vorrat weiterhin da ist. Wir decken nun wieder eine große Bandbreite ab. Von Papier und Kugelschreiber bis hin zu digitalen Angeboten und Apps.“ Den 5er-Block gibt es in den KVV-Kundenzentren und allen Vorverkaufsstellen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, sich die Blöcke gegen Vorkasse und Übernahme des Portos per Post zuschicken zu lassen.

Weitere Neuerungen und Erleichterungen

Außerdem soll es für die Fahrgäste des KVV noch weitere Neuerungen und Erleichterungen geben. Eingeführt werden Tageskarten für 1 und 4 Waben, die preisgleich oder sogar günstiger sind als zwei Einzelfahrscheine. Diese Tageskarten lohnen sich dann schon bei Hin- und Rückfahrt. Einzelfahrkarten werden künftig in eine Fahrtrichtung den ganzen Tag gültig sein. Es entfällt die bisher zeitlich begrenzte Gültigkeit auf 90 Minuten. Ein sofortiger Fahrtantritt ist damit also nicht mehr notwendig. Außerdem wird die KVV.luftlinie optimiert. Bei längeren Fahrten muss kein Preisabgleich mehr gemacht werden. Die App berechnet künftig immer den günstigsten Preis. Mehrere Einzelfahrten werden zu einem Tagesticket-Preis zusammengefasst. Allerdings kann es noch einige Zeit dauern, bis das System umgestellt sein wird.

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