Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach: Durchsuchungen auch bei Karlsruhe

02. September 2020 , 12:59 Uhr

Karlsruhe/Köln (dpa/lk) – Die Polizei hat bei den Razzien rund um den Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach auch in Baden-Württemberg die Wohnungen von sechs Verdächtigen genauer unter die Lupe genommen. Es wurden sechs Objekte durchsucht, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch in Köln mitteilten. Darunter auch im Bereich des Polizeipräsidiums Karlsruhe.

Durchsuchungen im Bereich des Polizeipräsidiums Karlsruhe

Es seien 40 Polizisten im Einsatz gewesen. Es wurden diverse Mobiltelefone und Datenträger sichergestellt. Diese müssten nun ausgewertet werden. Das dauere eine gewisse Zeit. Nähere Angaben zum Hintergrund und Alter der Tatverdächtigen wurden nicht gemacht. Festnahmen gab es keine. Nach Angaben von baden-württembergischen Sicherheitskreisen gab es Durchsuchungen im Bereich der Polizeipräsidien Aalen, Karlsruhe, Offenburg, Heilbronn, Ulm und Reutlingen.

Insgesamt 50 Verdächtige im Visier der Ermittler

Bei den Razzien hatten die Ermittler 50 Tatverdächtige – 48 Männer und zwei Frauen – im Visier. Ihnen werde der Besitz und die Verbreitung kinderpornografischen Materials vorgeworfen. Es gebe keine Hinweise darauf, dass die Beschuldigten selbst Kinder missbraucht hätten, sagte Ermittlungsleiter Michael Esser.

Meiste Durchsuchungen in Bayern

Die Aktion vom Dienstag sei die bisher größte der Ermittlungskommission „Berg“ gewesen. Die Beamten – darunter auch Spezialkräfte – durchsuchten insgesamt 60 Objekte in Brandenburg, Baden-Württemberg, Bayern, Bremen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Die meisten Einsätze gab es laut Esser in Bayern. Dort sei die Polizei an 15 Orten gegen 13 Tatverdächtige vorgegangen. In NRW richteten sich die Durchsuchungen gegen 9 Verdächtige in den Großräumen Köln, Bonn, Düsseldorf und Recklinghausen.

Über Chat auf Verdächtige aufmerksam geworden

Auf die Spur der 50 neuen Verdächtigen kam die Polizei nach den Worten von Esser durch Chats in einem Messengerdienst, in dem Personen kinderpornografisches Material austauschten. Auf richterlichen Beschluss hin habe der Betreiber des Dienstes der Polizei Daten zur Verfügung gestellt. „In kriminalistischer Kleinarbeit“ sei es den Ermittlern dann gelungen, den Pseudonymen echte Namen zuzuordnen.

Unmengen kiderpornografischer Daten

Insgesamt gibt es in dem Missbrauchsfall, der im vergangenen Oktober in Bergisch Gladbach seinen Ausgang nahm, deutschlandweit inzwischen mehr als 200 namentlich bekannte Beschuldigte.Es gab bereits erste Urteile. Vor dem Kölner Landgericht begann kürzlich auch der Prozess gegen einen 43-Jährigen aus Bergisch Gladbach, bei dem der gesamte Fall seinen Ausgang genommen hatte. Im Haus des Familienvaters hatten Ermittler im vergangenen Oktober Unmengen kinderpornografischer Daten gefunden.

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