Der Stadtbeauftragte und Gruppenleiter Michael Raab und seine Truppe war sehr aufgeregt. So wie zehntausende weitere gläubige Katholiken, die die vergangenen Tage und Wochen nach Ostern in der heiligen Stadt verbracht haben. Erst der Ostersegen von Papst Franziskus, dann sein Tod am nächsten Tag. Die Begräbnis-Feierlichkeiten und dann die Wahl eines Nachfolgers. Raab und die Malteser aus Bruchsal haben Historisches erlebt.
Menschennah und nun an der Spitze der katholischen Kirche: Robert Francis Prevost ist der 267. Pontifex. Der 69-jährige Erzbischof aus Chicago hat sich für den Papstnamen Leo XIV. entschieden. Er wird als erster US-Amerikaner die 1,4 Milliarden Mitglieder der Weltkirche leiten.
Geboren 1955 in Chicago als Sohn von Eltern mit französisch-spanisch-italienischen Wurzeln, studierte Prevost zunächst Mathematik, bevor er 1977 dem Augustinerorden beitrat. 1982 wurde er in Rom zum Priester geweiht. Später promovierte er dort in Kirchenrecht.
Ab Mitte der 1980er Jahre war Prevost als Missionar in Peru tätig. Dort gründete er Pfarreien, leitete ein Priesterseminar und war in der Bischofsausbildung aktiv. 2015 ernannte ihn Papst Franziskus zum Bischof von Chiclayo, einer Diözese im Norden des Landes. Während der politischen Krisen setzte er sich für Stabilität ein.
2023 folgte der Aufstieg zum Leiter des mächtigen Dikasteriums für die Bischöfe – jener Vatikanbehörde, die weltweit Bischöfe auswählt. Im selben Jahr folgte der Kardinalshut. Trotz dieser Schlüsselrolle soll Prevost zurückhaltend geblieben sein, er suchte nicht das mediale Scheinwerferlicht. In kirchlichen Kreisen gelte er als pragmatisch und gemäßigt, schreibt unter anderem die Zeitung «La Repubblica».
Prevost steht für Kontinuität im Sinne von Franziskus. Er gilt als einer, der zuhört, vermittelt und Wandel will, ohne zu polarisieren. Als erster US-Amerikaner auf dem Stuhl Petri kommt er aus einem Land, in dem sich 20 Prozent der Bevölkerung laut Forschungsinstitut Pew Research Center als Katholiken bezeichnen. Doch dynamisch wächst der Katholizismus heute vor allem in Afrika und Asien und nicht im Westen.