Landtag befragt Justizministerin zu Korruptionsverdacht

18. November 2025 , 04:54 Uhr

Stuttgart (dpa/tk) – Geheime Infos, Schüsse, Verhaftungen: Wie tief reichen die Verbindungen zwischen Justiz und organisierter Kriminalität? Der baden-württembergische Landtag will Antworten.

Sondersitzung im Landtag

Ein Gewaltverbrechen in Tamm (Kreis Ludwigsburg) lenkt den Blick des Landtags auf die Stuttgarter Staatsanwaltschaft. Wegen der Schüsse und eines mutmaßlichen Korruptionsfalls in der Behörde tritt heute der Ständige Ausschuss zu einer Sondersitzung zusammen. Die Fraktionen von SPD und FDP hätten die Sitzung beantragt und wollen erfahren, wie die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Heilbronn nach den Verhaftungen und Durchsuchungen in Stuttgart ablaufen – und welche Rolle interne Informationen bei den Taten gespielt haben könnten.

Justizministerin Marion Gentges (CDU) wird den Parlamentariern Rede und Antwort stehen müssen. Inwieweit neue Erkenntnisse zu Tage treten, ist unklar.

Ermittlungen gegen Bedienstete der Staatsanwaltschaft

Ermittelt wird bislang gegen sieben Bedienstete der Stuttgarter Staatsanwaltschaft. Sie sollen unter anderem unerlaubt Daten weitergegeben haben. Unter ihnen soll sich ein Wachtmeister befinden, zudem sitzen zwei mutmaßliche Auftraggeber in Untersuchungshaft. Den deutschen Beschuldigten werden Bestechlichkeit und die Verletzung von Dienstgeheimnissen zur Last gelegt.

Schüsse auf 23-Jährigen

Der mutmaßliche Korruptionsfall soll in Verbindung stehen zu einem Anschlag auf einen 23-jährigen Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes im Mai in Tamm. Dabei wurde der junge Mann angeschossen. Zwei Männer aus den Niederlanden wurden Monate später festgenommen; gegen sie läuft ein Verfahren wegen versuchten Mordes. Gleichzeitig prüfen die Ermittler mögliche Verbindungen zu weiteren Taten, darunter Schüsse in Ludwigsburg und ein Brandanschlag auf ein Auto in Bietigheim-Bissingen.

Die Geschäftsordnung des Landtags schreibt vor, dass der Ständige Ausschuss einberufen werden muss, wenn ein Viertel der Mitglieder, zwei Fraktionen oder die Landesregierung dies verlangen. Üblicherweise tagt der Ausschuss öffentlich – eine Vertraulichkeit kann nur mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit beschlossen werden.

Anzeige
Baden-Württemberg bestechung Justiz Korruption Landtag Schüsse Staatsanwaltschaft Stuttgart Tamm Verrat

Das könnte Dich auch interessieren

12.11.2025 Palantir in Baden-Württemberg - Was die Polizei-Software bedeutet Stuttgart (dpa/tk) - Trotz öffentlicher Kritik, eines handfesten Streits in der grün-schwarzen Koalition und einer Protest-Petition: Der Landtag will die Polizei-Software des US-Unternehmens Palantir beschließen. 29.07.2025 Nach Hakenkreuz-Skandal gibt Born Ämter und Kandidatur ab - behält aber Mandat Stuttgart (dpa/tk) - Als Landtagsvizepräsident ist Daniel Born nach dem Hakenkreuz-Skandal zurückgetreten. Seine SPD fordert aber noch mehr. 25.07.2025 Hakenkreuz-Skandal im baden-württembergischen Landtag - SPDler tritt zurück Stuttgart (dpa/tk) - Bei einer Abstimmung im Landtag taucht auf einem Stimmzettel ein Hakenkreuz auf. Jetzt ist klar, wer es war: Der SPD-Abgeordnete und Landtagsvizepräsident Daniel Born räumte in einer Erklärung ein, bei einer geheimen Abstimmung hinter dem Namen eines AfD-Abgeordneten ein Hakenkreuz gemalt zu haben. Born schreibt von einer «Kurzschlussreaktion» und einem «schwerwiegenden Fehler», er tritt zurück. 13.05.2025 Schüsse nahe Ludwigsburg - Täter weiter flüchtig Tamm (dpa/tk) - Nachdem ein Mensch in Tamm durch Schüsse lebensgefährlich verletzt wurde, ist die Polizei weiter auf der Suche nach dem mutmaßlichen Täter.